4-Tage-Woche

Installateur in der Steiermark führt 4-Tage-Woche ein – „Die Leistung der Beschäftigten gehört honoriert“

Die 15 Mitarbeiter:innen des Installateur-Betriebs Kubica im steirischen Berndorf dürfen sich freuen: Ab November 2021 gilt für sie die 4-Tage-Woche. 35 Wochenstunden sind die neue Vollzeit. „Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber sein und uns von den Mitbewerbern abheben“, sagt Geschäftsführer Martin Wasif. Wir haben mit ihm über das neue Modell gesprochen – und welchen Mehrwert es für die Mitarbeiter und den Betrieb hat.

Kontrast.at: Herr Wasif, Sie haben in Ihrem Unternehmen die 4-Tage-Woche eingeführt – bei 35 Wochenstunden. Wie kam es dazu?

Martin Wasif: Es ist so, dass unser Beruf ein körperlich anstrengender ist. Gleichzeitig werden die Rufe nach Erholung und Freizeit lauter. Bisher war es schon so, dass Mitarbeiter:innen bei größeren Aufträgen, zum Beispiel bei Großbaustellen, ihre Arbeitszeit in vier Tagen abgearbeitet haben und sie dann den fünften Wochentag zur Erholung frei hatten. Das ist gut angekommen. Jetzt gehen wir noch einen Schritt weiter und kürzen die Wochenstunden. Damit es jede Woche diesen zusätzlichen freien Tag gibt. Eine 4-Tage-Woche also. Wir glauben, dass unsere Mitarbeiter:innen dann montags gestärkt und motiviert aus dem langen Wochenende zurückkommen.

Einfach mal Neues probieren

Kontrast.at: Es gibt ja auch Betriebe, die auf Arbeitszeit-Verdichtung setzen statt auf Arbeitszeit-Verkürzung. Warum haben Sie sich für die Verkürzung entschieden?

Wasif: Bei der jetzt neuen 35-Stunden-Woche ist es so, dass die Mitarbeiter:innen zwischen 8 und 9 Stunden am Tag arbeiten. Hätten wir die Arbeitszeit nicht insgesamt gekürzt, wären es 10 Stunden am Tag. Das ist schon sehr lang. Das geht vielleicht für Angestellte, die in einem Büro arbeiten. Aber auf einer Baustelle, im Freien, wäre das doch eine große Herausforderung und das jeden Tag. Das wär eine Nummer zu groß.

Wir wollen uns außerdem von den Mitbewerbern abheben und für Mitarbeiter:innen ein attraktiver Arbeitgeber sein. Da muss man eben auch mal Neues versuchen. Man muss es auch mal anders machen als alle anderen. Und wir versuchen es jetzt eben auf diesem Weg.

Kontrast.at: Wie haben die Beschäftigten reagiert, als sie erfahren haben, dass sie künftig einen Tag mehr frei haben?

Wasif: Im ersten Moment waren sie skeptisch. Als Installateur-Betrieb haben wir verschiedene Baustellen und Bauzeitpläne. Aber wir haben uns gut überlegt, wie wir das umsetzen und das den Mitarbeiter:innen auch erklärt. Die haben das positiv aufgenommen und freuen sich jetzt auf ihren zusätzlichen freien Tag.

Ab November 2021 arbeiten die Beschäftigten nur noch an 4 Tagen pro Woche. (Foto: Installateur Kubica/FB)

Kontrast.at: Kann man mit einer 4-Tage-Woche alle Kundenaufträge erfüllen?

Wasif: Ja, das ist machbar. Man muss einfach kreative Lösungen haben – und wir stocken auch unsere Mitarbeiter:innen auf. Derzeit suchen wir drei zusätzliche Facharbeiter:innen, Lehrlinge sind auch immer willkommen.

Außerdem gibt es das Einverständnis der Kolleg:innen, wenn nötig auch flexibler zu sein. Das heißt, manchmal geht es vielleicht nicht, dass der Freitag frei ist, weil man gerade einen sehr großen Auftrag abarbeitet – dafür bekommt man dann die Woche drauf mehr frei, damit man trotzdem ein verlängertes Wochenende hat. Wir sind in einer Lernphase und wollen kreative Wege gehen. Dazu sind wir bereit. Frei nach dem Motto: Man muss erst mal probieren, damit man weiß, was funktioniert und was nicht.

4-Tage-Woche, Papamonat, Vereinbarkeit – als Arbeitgeber muss man die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen ernst nehmen

Kontrast.at: Fallen für den Betrieb Mehrkosten an?

Wasif: Ja natürlich, ein paar Zusatzkosten fallen an, allein, weil wir mehr Leute einstellen. Aber ich denke, es ist wichtig, dass man nicht nur Umsatz und Gewinn im Auge hat, sondern auch das Wohl der Mitarbeiter:innen. Denn die leisten viel, sind motiviert – und das gehört honoriert. Wir gehen diesen Weg jetzt gemeinsam!

Kontrast.at: Ist die Bereitschaft, die Wochenstunden für Beschäftigte zu reduzieren, für Chefs eine Generationenfrage? Manchmal hat man den Eindruck, es sind junge Chefs und Chefinnen, die zu so einer Entscheidung bereit sind.

Wasif: Schwer zu sagen. Aber fest steht, die Zeiten ändern sich. So wie es früher war – man hat eine Lehrstelle und bleibt dann für immer – ist es nicht mehr. Die Mitarbeiter:innen haben heute auch andere Bedürfnisse. Die sogenannte Work-Life-Balance ist ein Thema, das muss man anerkennen. Die Bereitschaft, zu arbeiten, ist da, aber man möchte auch Freizeit, das ist den Jungen wichtig. Auch Vereinbarkeit mit der Familie ist ein großes Thema. Und als Betrieb sind wir da natürlich offen, auch wenn es um Papamonat oder Elternkarenz geht. Oder eben die 4-Tage-Woche, wo man dann auch am Wochenende mal einen ganzen Tag hat, wo man sich in Ruhe um das Kind kümmern kann. Ich glaube, solche Möglichkeiten motivieren Beschäftigte sehr.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 60%, 1293 Stimmen
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    1293 Stimmen - 60% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 328 Stimmen
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    328 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 267 Stimmen
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    267 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 8%, 180 Stimmen
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    180 Stimmen - 8% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 4%, 94 Stimmen
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    94 Stimmen - 4% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2162
12. März 2024
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Kathrin Glösel

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