4-Tage-Woche

Restaurant „Schicker“ in Kapfenberg stellt auf 4-Tage-Woche um

Weil während der Corona-Krise Mitarbeiter:innen abhanden gekommen sind, sucht das Restaurant „Schicker“ in Kapfenberg Personal. Anders als Gastro-Kollegen, hält man dort nichts von mehr Druck auf Jobsuchende, sondern geht andere Wege: Das „Schicker“ stellt auf eine 4-Tage-Woche um und verdichtet die Arbeitszeit seiner Angestellten. Dafür gibt es 3 Tage frei. Die Mitarbeiter:innen freut das – sie haben mehr Zeit für Familie, Freunde und Fortbildung.

Jeden Montag treffen sich Lehrerinnen und Lehrer aus Kapfenberg zum Stammtisch im „Schicker“. Seit 50 Jahren. Doch die Corona-Krise macht dem Wirten und damit dem Stammtisch einen Strich durch die Rechnung. Weil in der Krise Beschäftigte nicht aus der Kurzarbeit zurückkehren, muss das „Schicker“ montags schließen. Anders geht es sich nicht aus. „Unser 5-Tage-Radl ist durcheinander gekommen und ich wollte keinesfalls den übrigen Beschäftigen das aufbürden, dass ich sie plötzlich 6 Tage einteile“, erklärt Inhaber Franz Friessnegg.

Er entschließt sich, das Lokal einen zusätzlichen Tag zuzusperren, um die verbliebenen Mitarbeiter:innen zu schonen und dennoch den Betrieb aufrechtzuerhalten. Der Stammtisch trifft sich seitdem in einem anderen Lokal. Das Gastro-Herz schmerzt. „Ich sehe mich ja nicht als Kassa-Maschine, sondern als Gastgeber. Und wenn du plötzlich deine Gäste aussperren musst, ist das hart“, erzählt Friessnegg als wir ihn Mitte September in seinem Lokal besuchen.

Seit 1910 ist das „Schicker“ – zuerst als Lebensmittelkiosk – in Kapfenberg verwurzelt. (Foto: Zerbes)

Aber er gibt sich kämpferisch und will sich den Lehrerstammtisch und seinen geöffneten Montag zurückholen. Die Lösung: Mehr Personal. Mit mehr Mitarbeiter:innen kann er auch mehr Dienste vergeben. Doch die Arbeit in der Gastro-Branche ist hart. Es gibt Abenddienste, geteilte Dienste, Wochenend-Dienste. Gerade für Beschäftigte mit Familie ist das eine Herausforderung. Schicker-Chef Friessnegg setzt nun bei den Arbeitszeiten im Lokal an. Wer in seinem Restaurant arbeitet, soll an drei Tagen pro Woche frei haben.

4-Tage-Woche heißt 3 Tage frei

„Ich glaube, dass das auch vermehrt junge Menschen brauchen. Das Old-School-Arbeitsmodell passt da nicht mehr“, glaubt Friessnegg. Ein Job in der Gastronomie soll nicht bedeuten, dass man seine Freund:innen nicht mehr sehen und eigenen Hobbies nicht mehr nachgehen kann, weil zu wenig Freizeit bleibt. Mit der 4-Tage-Woche will Friessnegg die unangenehmen Aspekte des Arbeitens in der Branche abfedern.

Für Service-Mitarbeiter Thorsten kommt die 4-Tage-Woche gelegen: Er absolviert nebenher eine Ausbildung. (Foto: Zerbes)

Es ist keine 4-Tage-Woche mit Arbeitszeitverkürzung, die Friessnegg seinen Mitarbeiter:innen bietet, sondern eine Arbeitszeitverdichtung. Wer Vollzeit arbeitet, steht etwa zehn Stunden im Lokal. Und dennoch: Drei freie Tage sind in der Gastro-Branche ungewöhnlich. Die Beschäftigten sehen es positiv, wie etwa Service-Mitarbeiter Thorsten.

„Ich finde das eine tolle Sache, auch, um dem Personalmangel in der Branche zu begegnen“, erklärt Thorsten. Ihm kommt die 4-Tage-Woche besonders zugute. „Ich arbeite ohnehin 30 Stunden, weil ich nebenher eine Ausbildung mache. Jetzt hab ich dafür mehr Zeit, aber eben auch für die Familie. Der Work-Life-Balance kommt das auf jeden Fall zugute.“

Thorsten arbeitet schon sehr lange im Gastro-Bereich und kann sich noch erinnern, wie es früher war. „Vor 20 Jahren war es noch gang und gäbe, dass du in der Gastronomie 60 oder 70 Stunden die Woche gearbeitet hast. Egal, ob in der Küche oder im Service. Aber ich glaube, in den letzten Jahren hat ein Wandel stattgefunden.“ Ihm ist wichtig, dass er einen guten Arbeitgeber hat, gute Arbeit leisten kann und all das mit dem Familienleben zusammenpasst. „Beim Schicker lässt sich das sehr gut kombinieren“, findet er.

Erholte Mitarbeiter:innen gehen gern ins Restaurant arbeiten

Auch der Junior-Chef Hannes Friessnegg glaubt, dass die 4-Tage-Woche gut für die Mitarbeiter:innen in Küche und Service ist. Und zwar nicht nur was das Arbeitsklima anbelangt, sondern auch wenn es um deren Gesundheit, Zufriedenheit und Familienleben geht.

Erholte Mitarbeiter:innen sind zufriedene Mitarbeiter:innen, glaubt auch Junior-Chef Hannes Friessnegg. (Foto: Zerbes)

„Die 4-Tage-Woche ist eine gute Entscheidung für die Kolleginnen und Kollegen, weil sie mehr Zeit für Familie, Freunde und ihre Interessen haben. Aus Arbeitgebersicht glaube ich, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivierter sind, gern in den Job kommen. Sie sind ausgeruhter, relaxter und im Gegenzug in den vier Tagen voll für den Betrieb da. Darum glaube ich, dass das neue Modell sehr gut für das Team ist.“ Zudem könnte die 4-Tage-Woche ein Werkzeug sein, um der ganzen Gastro-Branche ein besseres Image zu geben.

4-Tage-Woche ist Motivator für Bewerber:innen

Seit August wirbt das Restaurant mit der 4-Tage-Woche um neue Mitarbeiter:innen. Und Bewerbungen sind schon einige eingelangt. Ein Gespräch mit einem Bewerber für die Stelle als Sous Chef zeigt, dass die 4-Tage-Regelung ein Motivator ist, im Schicker zu arbeiten. „Es muss noch ein bisschen einsickern“, glaubt Friessnegg und hofft auf mehr Interessierte.

Von Forderungen anderer Kolleg:innen aus der Gastronomie, den Druck auf Arbeitssuchende zu erhöhen, um mehr Leute in die Gastro zu zwingen, hält Friessnegg nichts. „Druck ist Unsinn“, sagt Friessnegg. „Man muss sagen: Wir haben sozial unverträgliche Arbeitszeiten – nur: Das haben andere Branchen auch.“ Wichtiger ist ihm, zu zeigen, was die Branche Positives zu bieten hat. „Im Service kannst du deinen Arbeitsbereich individuell gestalten, kannst Gästen besondere Momente bieten, vor allem am Abend. Dazu kommt das direkte Lob und das Trinkgeld. Es gibt Gespräche mit Gästen auch abseits von Bestellungen. In der Küche kann man kreativ sein. Und wenn wir Feedback von Kunden erhalten, gebe ich das auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter. Wo ist das denn noch so?“

Franz Friessnegg hofft, bald eine vergrößerte Belegschaft zu haben und den Montag wieder aufsperren zu können. Auch die Event- und Catering-Anfragen nehmen zu und wollen angenommen werden. Mit etwas Glück kehrt bald nicht nur die Routine im „Schicker“ ein, sondern auch wieder der liebgewonnene Lehrerstammtisch.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 60%, 1395 Stimmen
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    1395 Stimmen - 60% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 351 Stimme
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    351 Stimme - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 13%, 293 Stimmen
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    293 Stimmen - 13% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 199 Stimmen
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    199 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 4%, 103 Stimmen
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    103 Stimmen - 4% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2341
12. März 2024
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JakobZerbesundKathrinGloesel

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