Der Mailverkehr der Glyphosat-Verantwortlichen von Monsanto wurde geleakt. Die Mails zeigen: Der Konzern wusste, dass Glyphosat das Krebs-Risiko verdoppelt und zu Nieren- und Hirnschäden führen kann. Die Test-Ergebnisse sollten verheimlicht werden. Hier die geleakten Mails.
Ein kalifornisches Gericht verurteilte Monsanto im August 2018 zu einem Schadensersatz von 250 Millionen US Dollar an einen krebskranken Mann. Dieser machte das Pflanzengift Glyphosat für seine Krebserkrankung verantwortlich – und die Geschworenen gaben ihm Recht. Unter anderem, weil während der Verhandlung Mails zur Sprache kamen, die den Konzern schwer belasten. Die Mails wurden auch dem Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) zugespielt, der nun versucht Glyphosat zumindest in Kärnten zu verbieten.
Der E-Mail-Verkehr führender Monsanto-Toxikologen beweist: Monsanto wusste über die Gefahr von Glyphosat Bescheid. Das Pestizid verdoppelt das Risiko an Krebs zu erkranken und ein Beistoff kann zu Krebs, Nieren- und Hirnschäden führen. Der Konzern hat das einfach ignoriert und stattdessen versucht, zu anderen Testergebnissen zu kommen. Die Causa Glyphosat im Überblick.
Schon länger gab es den Verdacht, dass Glyphosat potenziell krebserregend ist. Darum wurde auch im EU-Parlament eine nicht bindende Resolution gegen die Neuzulassung des Pestizids eingebracht. Sie ging damals knapp durch. Interessant ist das Abstimmungsverhalten der österreichischen EU-Abgeordneten: Während SPÖ und Grüne gegen eine Neuzulassung des Pflanzengifts stimmten, enthielt sich die ÖVP – NEOS und FPÖ stimmten sogar für eine Neuzulassung.
Denn Landwirtschaftsministerin Köstinger traute sich schon als EU-Abgeordnete nicht zu, hier eine Entscheidung zu treffen. So sagte Köstinger nachdem sie und die gesamte ÖVP-EU-Delegation sich ihrer Stimme enthielten: „nicht Politiker, sondern Experten sollen entscheiden.“
Die EU-Kommission entschied damals, das Pestizid nur für weitere fünf Jahre, anstelle von eigentlich geplanten 10 Jahren zuzulassen. Nach dieser Frist sollte Glyphosat ganz aus Europa verschwinden. Österreich setzte sich dafür ein, das Pflanzengift sofort zu verbieten. Grund dafür war ein Antrag im EU-Unterausschuss des Parlaments, der gegen die Stimmen von ÖVP und Neos beschlossen wurde: Der Antrag verpflichtete den Landwirtschaftsminister dazu, in der EU gegen Glyphosat zu stimmen.
Jetzt könnten die geleakten Mails zu einer erneuten Prüfung der Zulassung führen.
Schließlich finden sich darin Passagen, die zeigen: Glyphosat ist gefährlich und Monsanto weiß das schon lange. So sendete ein Monsanto-Mitarbeiter an seine Kollegin Donna eine Studie, in der es heißt:
Die Krankheit, um die es geht ist das Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) – eine Krebserkrankung des Immunsystems.
Donna antwortete darauf:
In einer anderen Mail einer Toxikologin heißt es:
Warum der von Bayer gekaufte Agro-Konzern Angst vor einer Krebs-Prüfung seines Pesizids hat, zeigt sich in anderen Mails. Monsanto weiß etwa, dass Glyphosat zu Veränderungen des Genmaterials führen kann. Durch solche Veränderungen kann zum Beispiel das Risiko an Krebs zu erkranken, erhöht werden. In etwas sperriger Wissenschaftssprache heißt es dazu in einem Mail:
Außerdem wird auf die Gefahr von Ethylenglycol aufmerksam gemacht. Dieser Stoff war laut einer E-Mail „im Laufe der Zeit einmal Bestandteil und dann wieder Nicht-Bestandteil etlicher unserer Produkte“. Die Gefahr des Stoffes wird in derselben Mail dargestellt:
Der Konzern versucht, die Gefahr seiner Produkte zu vertuschen. So kann man in einer Mail davon lesen, dass es bei Tierversuchen zu drei Todesfällen kam. Glyphosat als Ursache konnte man nicht ausschließen. Der Monsanto Mitarbeiter Bill schlägt seinen Kollegen daraufhin vor, die Versuchsanordnung zu ändern und unter anderem nur männliche Tiere zu verwenden. Er hofft, dass das Experiment dann zu anderen Ergebnissen kommen wird und fragt deshalb seine Kollegen:
Auf unseren Feldern und in unserer Luft ist also ein Pestizid, dass das Krebsrisiko verdoppelt. Monsanto wusste die ganze Zeit davon, spätestens jetzt müssten das auch die politischen Verantwortungsträger wissen. Die Lösung wäre eine sehr einfach. Die Regierung könnte schon beim nächsten Ministerrat ein österreichweites Verbot beschließen.
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