ÖVP und FPÖ haben Anfang 2019 beschlossen, dass viele Krisenpflegeeltern kein Kindergeld mehr erhalten. Kritik kam von der Opposition und Betroffenen. Der Oberste Gerichtshof hat jetzt entschieden: Auch Krisenpflegeeltern bekommen Kindergeld – ab Tag 1 der Betreuung.
Krisenpflegeeltern sollten Kindergeld und andere Familienleistungen erst nach 90 Tagen bekommen – so haben es ÖVP, und FPÖ Anfang 2019 im Parlament beschlossen. Das hätte finanzielle Einschnitte vor allem für Kurzzeit-Kriseneltern bedeutet.
Denn im Schnitt sind Kinder nur 6 bis 8 Wochen bei ihrer Notfall-Familie. Die hätten also gar kein Kindergeld bekommen.
Jetzt hat der Oberste Gerichtshof entschieden: Eltern steht das Betreuungsgeld ab dem ersten Tag zu. Die AK-Niederösterreich hat den Prozess angestrengt und geführt – sie will eine Gesetzes-Reparatur.
Wenn kleine Kinder verwahrlosen, geschlagen werden oder Eltern drogenabhängig sind, dann springen Krisenpflegeeltern ein und geben den Kleinen Vertrauen und Liebe zurück. Es sind vor allem Frauen, die den Kindern aus krisengebeutelten Familien helfen. Die Lebensbedingungen für Krisenpflege-Eltern sind schwer. Die Entschädigung nicht hoch, Pflegegeld gibt es nur im Nachhinein. Gewand, Medizin, Essen, Spielzeug – das alles bezahlen die Krisenpflege-Eltern selbst.
„Leben kann man davon nicht. Man muss schon sehr sozial veranlagt sein, um das zu machen. Eine alleinerziehende Frau kann davon keine Miete, kein Essen bezahlen“, erzählt Michaela Muttenthaler. Sie ist Krisenpflege-Mama in Wien und hat über 20 Kleinkinder in ihre Obhut genommen und ihnen einen zweiten Start ins Leben ermöglicht.
Wenn sie gerade kein Kind zur Pflege hat, hat sie nur ein geringfügiges Einkommen zur Verfügung. Ein zweiter Job geht sich neben dem als Krisenpflege-Mama nicht aus. Man muss ja immer auf Abruf sein – und sich mehrere Wochen am Stück für das Kind Zeit nehmen. Das ist mit keinem anderen Job vereinbar.
Im Alter stehen viele Krisenpflege-Mamas ohne Absicherung da:
„Ich habe Kolleginnen, die haben fast 20 Jahre als Krisen-Pflegemütter gearbeitet und die haben keine Pension“, erzählt Michaela Muttenthaler.
Familienministerin Stilling will eine bessere Regelung für ganz Österreich. Derzeit zahlt jedes Bundesland unterschiedlich viel Geld aus: Zwischen 300 und 1.000 Euro. Eine einheitliche Lösung für Krisenpflege-Eltern wäre schön, sagt Stilling dem Ö1-Morgenjournal. Sie führt dazu Gespräche mit den Ländern.
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