Verteilungsgerechtigkeit

KTM-Chef Pierer gönnt sich 4 Millionen Dividende – trotzdem schickt er alle Mitarbeiter in Kurzarbeit

KTM Chef Stefan Pierer schickt fast 3.700 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Trotzdem wird an die KTM-Aktionäre eine Dividende von insgesamt 6,8 Millionen Euro ausgeschüttet. Der größte Aktionär ist Pierer selbst – er hält 62,6 Prozent der Aktien. In Frankreich ist es verboten, Aktionären Geld auszuschütten, wenn Staatshilfen in Anspruch genommen werden – in Österreich gibt es nur eine freiwillige Empfehlung.

KTM schickt 3.639 Mitarbeiter auf Kurzarbeit – das ist die gesamte Belegschaft des Motorradherstellers in Österreich. Trotzdem schüttet KTM in diesem Jahr eine Dividende von 6,8 Millionen Euro an seine Aktionäre aus. KTM-Chef Stefan Pierer selbst bekommt davon über 4 Millionen. Noch am Sonntag empfahl Wirtschaftsministerin Schramböck (ÖVP) in der Diskussionssendung im Zentrum, die Auszahlung von Dividenden zu unterlassen. Wie viel diese freiwillige Empfehlung wert ist, zeigt jetzt der Kurz-Großspender Pierer.

Frankreich setzt hingegen nicht auf Freiwilligkeit und hat allen Unternehmen, die staatliche Hilfe bekommen, die Auszahlung von Dividenden verboten. Auch in Österreich werden Forderungen danach laut, etwa von SPÖ-Finanzsprecher Jan Krainer.

KTM steht wirtschaftlich gut dar – setzt aber trotzdem auf Kurzarbeit

Die Corona-Krise trifft die Wirtschaft hart – dem versucht die Regierung mit verschiedenen Maßnahmen entgegenzuwirken. Eine davon ist die Kurzarbeit und die wird auch gerne genutzt. Das ist auch gut so. Mit der Kurzarbeit werden die Beschäftigten nicht auf die Straße gesetzt, der Staat übernimmt einen großen Teil ihres Einkommens und nach der Krise kann das Unternehmen mit der alten Belegschaft wieder durchstarten.

Firmen, die Kurzarbeit beantragen, geht es meist schlecht. Nicht so KTM. Die Pierer-Mobility-Gruppe erzielte 2019 einen Umsatz von 1,52 Milliarden Euro und steigerte ihren Betriebsgewinn um 2,3 Prozent auf 131,7 Millionen Euro. Der Steuerzahler muss trotzdem für KTM einspringen und die Kurzarbeit finanzieren – die Aktionäre hingegen freuen sich hingegen über eine saftige Dividende.

Frankreich verbietet Dividenden

Der Fall KTM wäre in Frankreich nicht möglich. Die französische Regierung hat allen Unternehmen, die Staatshilfe in Anspruch nehmen, die Ausschüttung von Dividenden verboten. Wer Hilfe bekommen hat und trotzdem Geld an seine Aktionäre überweist, muss die Hilfsgelder plus Strafzinsen zurückzahlen. Das ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch von wirtschaftlicher Nachhaltigkeit: Frankreich will mit dieser Maßnahme verhindern, dass Unternehmen, die jetzt durch die Rettungsmaßnahmen überleben können in Zukunft Liquiditätsprobleme bekommen. Schließlich kann niemand sagen, wie sich die Corona-Krise entwickelt und wie lange sie dauern wird.

Auch der AK-Ökonom Markus Marterbauer hat letzte Woche eine Begrenzung von Boni und Dividenden gefordert, wenn Staatshilfen in Anspruch genommen werden:

„Es widerspricht ja jeder Vorstellung von Fairness, wenn Unternehmen mit der einen Hand Staatshilfen in Anspruch nehmen und mit der anderen Hand Aktionäre und Manager bedienen. Es wäre auch ein Schlag ins Gesicht für alle jene Menschen, die gerade ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Unterstützungen des Staats müssen dafür eingesetzt werden, die Unternehmen über Wasser zu halten und Arbeitsplätze zu sichern.“

2018 habe Österreichs Unternehmen am ATX insgesamt 3,2 Milliarden Euro an ihre Aktionäre ausgeschüttet. Die drei größten Banken Erste Group, Unicredit Bank Austria und Raiffeisen Zentralbank allein 1 Milliarden. „Wenn dieses Geld in den Unternehmen gehalten werden könnte, wäre das ein enormer Turbo für diese Unternehmen und die gesamte Wirtschaft“, sagt Marterbauer.

Update

Nach dem öffentlichen Eklat verkündete KTM, doch keine Dividenden ausschütten zu wollen: „Die Bundesregierung hat am Montag strengere Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus bekanntgegeben. Vor diesem Hintergrund habe der Vorstand eine Bewertung dieser Maßnahmen (…) vorgenommen. Es sei davon auszugehen, dass die wirtschaftlich negativen Auswirkungen auf den Einzelhandel im Allgemeinen – und den Zweiradhandel im Speziellen – noch längere Zeit als bisher angenommen andauern. (…) Die Pierer Mobility AG wird daher für das Geschäftsjahr 2019 keine Dividende an ihre Aktionäre ausschütten.“

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 60%, 1409 Stimmen
    60% aller Stimmen 60%
    1409 Stimmen - 60% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 354 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    354 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 294 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    294 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 8%, 199 Stimmen
    8% aller Stimmen 8%
    199 Stimmen - 8% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 4%, 104 Stimmen
    4% aller Stimmen 4%
    104 Stimmen - 4% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2360
12. März 2024
×
Von deiner IP-Adresse wurde bereits abgestimmt.
Share
Marco Pühringer

Neue Artikel

ÖVP gegen EU-weites Grundrecht auf Abtreibung

Das EU-Parlament hat das Recht auf Abtreibung zum Grundrecht erklärt - gegen die Stimmen der…

25. April 2024

Die FPÖ in Brüssel: Gegen Mindestlöhne, Lohntransparenz und bessere Arbeitsbedingungen

Das Europäische Parlament hat in den vergangenen fünf Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen…

25. April 2024

ÖVP für mehr Überwachung: Geheimdienste sollen im Messenger mitlesen dürfen

Die ÖVP will mehr Befugnisse für die Geheimdienste, sie soll auch die Nachrichten in den…

24. April 2024

Gaspreise in Österreich 3-mal stärker gestiegen als im EU-Schnitt

In keinem EU-Land sind die Gaspreise so stark angestiegen wie in Österreich. Das zeigt eine…

18. April 2024

ÖVP in Brüssel: Gegen Naturschutz, für Glyphosat und kein Klimaplan

Die österreichische Bundesregierung verhält sich auf der europäischen Ebene zunehmend skeptisch, passiv und blockierend. Das…

18. April 2024