Wer brav ist und fleißig, gut in Deutsch und Rechnen, wer tapfer mitsingt und regelmässig beichtet, der darf ins Gymnasium. Das war seit dem Biedermeier die Losung für eine bürgerliche Bildungskarriere. Im Gymnasium hing der Himmel voller Perspektiven. Wer bürgerlicher Herkunft war, die bäuerliche (oder gar proletarische) hinreichend verschwiegen konnte, dem standen bei ökonomischer Potenz der Eltern die beiden Stufen gymnasialer Bildungsreife offen. Die Drohung einer Paradiesfahrt in die Fächer des bürgerlichen Kanons, die mahnende Ermunterung, sich in den Texten der Antike zu verlieren, Kegel zu schneiden und Kurven zu diskutieren, zu differenzieren und zu integrieren, Hegel zu lesen und Spinoza, Shakespearesonette und Wittgensteintraktate. Das Ziel aller Ziele war die Matura. Die Eintrittskarte zur Alma Mater. Wo man Lehrer wurde und im Kreislauf blieb.

Oder, familiäre Disposition vorausgesetzt, ein Studium aus der Trias der akademischen Bürgerlichkeit wählte: Jus, Medizin, Pharmazie. Das waren die Weichen. Die Bastler gingen auf die Technik. Neurotikern stand die Pflege eines Orchideenstudiums offen. Germanistik, Theaterwissenschaft, und, nanana: Architektur. Im wesentlichen wurden Ärztekinder Ärzte, Kinder von Juristen Doktoren der Rechte und Apothekerkinder Pharmazeuten. Die Söhne von Diplomaten wurden Diplomaten, die der Theologen Bürgermeister. Mädchen ducheilten die Knödelakademie und heirateten an den Herd.

Generationen hindurch galt dieser bürgerliche Masterplan. Hin und wieder musste es der Papa richten. Bildungsideal und Karriere-Versprechen sind noch heute mariatheresianischen Charakters. Eingelöst werden sie indes kaum noch. Der amtierende Volksparteileiter hat als höchsten Bildungsabschluss die Matura und straft damit die Bildungsdogmata seiner Gesinnungsklientel böse Lügen. Kurz gesagt.

Ein Studium, ob abgebrochen oder absolviert führt jenseits prominenter Parteikarrieren immer öfter ins Prekariat, in die SVA-Falle und ins Schuldenrad. Wer nicht Coach wird oder Lebensberaterin, fährt Taxi, äh Uber. Die Akademikerrate unter Sandlern steigt. Griechenland ist keine Option mehr für Aussteiger. In der Gesellschaft lagert sich ein Sediment akademischen Scheiterns ab. Sind wir am Ende? Nein. Rettung naht von unerwarteter Seite. Wirtschaftsstudenten weltweit, konfrontiert mit den krisenhaften Ergebnissen falscher Theorien fordern mit steigendem Druck eine Änderung von Lehre und Forschung. Auch und besonders im Feld ihrer Interessen: Der Ökonomie. Das riecht nach Revolution.

Das weiß auch Aspirant Kurz. Oder besser: Seine Berater wissen es und er ahnt es. Die Zweiteilung der Bildung und die Perpetuierung ertaubter Ideale darf nicht beendet werden, denn sie festigt eines der Paradigmen rechtskonservativer Politik, die Zweiteilung der Gesellschaft. Divide et impera. Das riecht nicht nach Zukunft.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1627 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1627 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 431 Stimme
    15% aller Stimmen 15%
    431 Stimme - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 346 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    346 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 254 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    254 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 132 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    132 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2790
12. März 2024
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Andrea Maria Dusl

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