Bildung

TU-Rektorin Seidler: Uni-Budget zu niedrig, es drohen Fachkräftemangel und Schaden für Standort

Österreichs Unis brauchen dringend Geld, um den Betrieb angesichts der Teuerung aufrechtzuerhalten. Doch im Budget sind nicht genug Mittel vorgesehen, um die Löcher zu stopfen. Wenn sich das nicht ändert, droht Österreich eine wissenschaftliche Abwärtsspirale und ein Fachkräftemangel, wie die Rektorin der TU Wien und Vorsitzende der Universitätenkonferenz, Sabine Seidler, im Interview betont. 

Steigende Personalkosten, explodierende Energiepreise und höhere Mieten bringen Österreichs Hochschulen ins Straucheln. Das Universitätsbudget ist erschöpft, Lehrende und Studierende gehen auf die Straße, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Die Universitäten haben bereits einen Aufnahme-Stopp für neue Mitarbeiter:innen und den Rückbau von zentralen Leistungen angekündigt, um die Zahlungsunfähigkeit zu verhindern. Die Technische Universität Wien muss ihre Tore im Winter für drei Wochen schließen.

1,2 Mrd. Euro brauchen die Universitäten bis 2024 zusätzlich, um ihren Betrieb aufrecht zu erhalten, rechnet die Universitätskonferenz vor. Nicht einmal die Hälfte der benötigten Mittel wollte die Regierung ursprünglich hergeben. Nach Protesten und etlichen Gesprächen stockt Bildungsminister Polaschek den Betrag um 150 Mio. Euro auf – aus Rücklagen seines Ministeriums. Doch das reicht nicht, wie die Vorsitzende der Universitätenkonferenz (uniko), Sabine Seidler, betont. Die Rektorin der TU Wien begrüßt zwar den „Schritt in die richtige Richtung“, beteuert aber, dass diese Mittel „für das kommende Jahr definitiv nicht ausreichen werden“. Wenn die Regierung sich weigert, das Budgetloch der Unis vollständig zu schließen, droht eine „langfristige Abwärtsspirale“ für Forschung und Wissenschaft in diesem Land – außerdem werden Fachkräfte fehlen.

Sie machen seit Wochen auf die prekäre Lage der TU Wien aufmerksam und warnen vor der drohenden Zahlungsunfähigkeit. Wie kann man sich das vorstellen?

Seidler: Universitäten haben 3-Jahres-Budgets. Das Budget für die Jahre 2022-24 wurde bereits im Jahr 2020 fixiert. Damals waren Kostensteigerungen von ca. 2 % berücksichtigt, das war damals das langjährige Mittel der Inflationsrate. Die Preisentwicklungen bei Strom, Gas, Mieten und in den Personalkosten liegen deutlich über diesem langjährigen Mittel. Dadurch entsteht eine Budgetlücke, die wir aus eigener Kraft nicht schließen können.

Wenn das Geld ausgeht, wo wird als erstes gespart?

Seidler: Aktuell sparen wir vor allem bei den Energiekosten, indem wir z.B. an der TU Wien generell die Heizperiode verkürzen und ab 17. Dezember für drei Wochen eine Betriebseinschränkung umsetzen werden.

Bildungsminister Polaschek hat das Budget für die Universitäten in letzter Minute noch um 150 Mio. aufgestockt. Was sagen Sie zum Budget der Regierung?

Seidler: Die österreichischen Universitäten begrüßen, dass in die Diskussion um einen dringend benötigten Teuerungsausgleich nun endlich Bewegung gekommen ist.

Um das riesige Budgetloch auszugleichen, sind die in Aussicht gestellten zusätzlichen Mittel für das kommende Jahr jedoch definitiv nicht ausreichend. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch keine Lösung.

Können Sie sagen, was das Budgetloch für den Betrieb, die Lehre und die Forschung an den österreichischen Universitäten und der TU Wien im Speziellen bedeutet?

(c) TU Wien

Seidler: Ohne ausreichend finanzielle Mittel droht den Universitäten ein massiver Rückbau, der eine langfristige Abwärtsspirale nach sich zieht: Einsparungen machen erreichte Fortschritte der letzten Jahre zunichte und können – wenn überhaupt – nur mühsam und unter sehr viel höheren Kosten wiederaufgebaut werden. Man muss in in zentralen Leistungsbereichen (Forschung, Lehre, Personal) rückbauen und auf Kosten der jungen Generation sparen: schlechtere Betreuungsverhältnisse und Nichtnachbesetzung frei werdender Stellen, was insbesondere studentische Mitarbeiter:innen und Doktorand:innen betrifft. Es äußert sich auch in Arbeitskräftemangel: Pädagogisches, medizinisches und technisches Personal wird nicht verfügbar bzw. rechtzeitig ausgebildet sein.

Überhaupt sinkt die Attraktivität des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort , es droht ein sogenannter Brain Drain. Österreich wird im Innovationsranking zurückfallen, das internationale Ansehen wird sinken, Beteiligungen an nationalen und internationale Ausschreibungen sind gefährdet.

Was bräuchte es?

Seidler: Ein breites politisches Commitment für Wissenschaft, Forschung und Innovation, einen verbindlichen Finanzierungspfad für die Jahre 2023 und 2024 und den politischen Willen, gemeinsam mit den Universitäten an einer Lösung des Problems zu arbeiten.

Wird es weitere Proteste geben?

Seidler: Das kann ich nicht ausschließen. An der TU Wien haben wir bei unserem Aktionstag jedenfalls bewiesen, dass wir geeint, als starke Universität auftreten können um unsere Forderungen zu unterstreichen.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1608 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1608 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 423 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    423 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 337 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    337 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 252 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    252 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 129 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    129 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2749
12. März 2024
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Patricia Huber

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