Politik

21 Mio. für Gutschein-Konzern: Der Hauptgewinner beim Klimabonus heißt Sodexo

Mit dem Klimabonus wollte die Regierung die Bürger:innen in Zeiten der Teuerung entlasten. Über 1,2 Millionen Menschen bekamen das Geld nicht überwiesen, sondern mussten sich Sodexo-Gutscheine abholen. Die Gutscheinfirma ist auch der größte Profiteur der Aktion: 21 Millionen Euro Steuergeld fließen an die Firma.

In Österreich sollen 8,7 Millionen Menschen den sogenannten „Klimabonus“ erhalten – also eine einmalige Auszahlung von 500 Euro für Erwachsene und 250 Euro für Kinder gegen die Teuerung. Weil in Österreich keine Krisengewinne abgeschöpft oder gestiegene Vermögen besteuert werden, zahlen sich die Steuerzahler:innen den Bonus selbst.

Ob Konto oder nicht: Jeder 7. muss Sodexo-Gutscheine nehmen

In der Regel wird der Klimabonus auf das eigene Konto überwiesen, sofern man bei finanzonline.at eines hinterlegt hat. Das haben die meisten, denn sie wickeln dort ihre Steuererklärungen ab oder erhalten Pensionen oder Familienleistungen. Über 1,2 Millionen Menschen haben stattdessen einen RSa-Brief bekommen. Sie müssen mit Brief und Ausweis zur nächsten Post, um sich dort 10 Sodexo-Gutscheine á 50 Euro aushändigen zu lassen. Darunter sind nicht wenige Menschen, die sehr wohl ein Konto auf finanzonline.at hinterlegt haben. Warum, weiß niemand so genau.

Die Gutscheine kann man bei vielen Unternehmen einlösen – oder bei der Bank99 in Bargeld tauschen lassen. Was einfach klingt, ist jedoch mit Hürden verbunden: Manchmal gibt es Namensungleichheiten zwischen Ausweis und RSa-Brief – zweite Vornamen werden zum Problem. Warteschlangen vor Post-Filialen sorgen für Ärger – und an manchen Tagen stellt man sich bei der Bank umsonst an, weil es kein Bargeld mehr gibt.

21 Mio. für französischen Konzern

Das Unternehmen Sodexo bekommt vom Bund 3 Millionen Euro für die Abwicklung. „Mir ist eigentlich nicht klar, was die Firma Sodexo besser können soll als die Post und warum die Geld für etwas bekommen, das eigentlich die Aufgabe von Behörden wäre“, ärgert sich ein junger Mann in der Post-Schlange, der lieber das Geld statt der Gutscheine hätte. Für diese Summe produziert Sodexo die Gutscheine, wickelt das Einlösen ab und stellt ein Gutscheinpartner:innen-Netzwerk zur Verfügung, heißt es auf Nachfrage von Seiten des Klimaministeriums.

Die weit größere Summe erhält Sodexo aber über das Einlösen der Gutscheine: 3 Prozent Bearbeitungsgebühr behält sich das Unternehmen ein. Für einen 100 Euro-Einkauf mit Sodexo-Gutscheinen gehen also 3 Euro an Sodexo. Angesichts von 1,2 Millionen Gutscheinen á 500 Euro wären das 18 Millionen Euro, die an das Unternehmen fließen. Der Teuerungsausgleich für die einen ist der Gewinn für die anderen. Insgesamt profitiert Sodexo mit 21 Millionen Euro vom Klimabonus und Teuerungsausgleich, die Österreichs Steuerzahler:innen bezahlen.

Die Handhabung der Bearbeitungsgebühren kritisiert unter anderem die Tiroler Wirtschaftskammer. Denn gerade für kleine österreichische Betriebe ist es in Zeiten wie diesen nicht einfach – und können sich einen Vertrag mit Sodexo nicht leisten.

Kurzüberblick: Die Firma Sodexo
Sodexo ist ein börsennotiertes französisches Unternehmen mit den Geschäfts-Schwerpunkten Catering/Verpflegung und Facility-Management. Unter anderem betreibt Sodexo Asylwohnheime, Gefängnisse und beliefert Sozialeinrichtung mit Catering. Hauptaktionär des Unternehmens ist die Familie Bellon – die Nachkommen des Gründers Pierre Bellon. Seit Juni 2022 ist der Kurs der Aktie an der Frankfurter Börse um 20 Prozent gestiegen.

13 Millionen RSa-Gebühren fallen auch noch an

Das Ministerium beteuert, „nicht in privatwirtschaftliche Vorgänge involviert“ zu sein. Das Geschäftsmodell war jedoch bekannt. Sodexo ist ein französischer Konzern, der neben Catering und Reinigungsdiensten mit Gutscheinen sein Geld verdient. Das Konzept ist es, Firmen zu ermöglichen, Gehaltsanteile und Boni an die Mitarbeiter:innen steuerfrei per Gutschein auszubezahlen, die in vielen Geschäften eingelöst werden können. Gegen Sodexo gibt es außerdem einige arbeitsrechtliche Vorwürfe, etwas das aktive Verhindern von Gewerkschaften.

Die Zustellung der RSa-Briefe kostet den Staat ebenfalls viel Geld, ganz abseits der Klimabonus-Summe: Rund 13 Millionen betragen die RSa-Gebühren, sieben Millionen gibt Ministerin Gewessler als administrative Kosten an.

Kleine Raiffeisen-Tochter wertete Daten von 7,4 Millionen Österreicher:innen aus

Neben den Kosten in Millionenhöhe – rein für die Abwicklung – kritisieren Datenschützer:innen auch den Umgang mit den persönlichen Daten der Empfänger:innen. Weder Klimaministerium noch Finanzministerium haben den Datenabgleich (Konto vorhanden oder nicht?) abgewickelt. Stattdessen bekam ein kleines privates Unternehmen in Oberösterreich den Auftrag, die Daten von 7,4 Millionen Menschen in Österreich auszuwerten.

Die Programmierfabrik GmbH gehört zu fast 90 Prozent der Raiffeisenbank Oberösterreich. Die stellvertretende Kabinettschefin Irmi Salzer beteuerte öffentlich, dass alles DSGVO-konform ablaufe.

Die SPÖ jedenfalls bringt eine parlamentarische Anfrage rund um die Datenverarbeitung und Abwicklung ein.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1678 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1678 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 16%, 448 Stimmen
    16% aller Stimmen 16%
    448 Stimmen - 16% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 356 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    356 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 270 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    270 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 135 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    135 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2887
12. März 2024
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Kathrin Glösel

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