Während in Österreich die schwarz-blaue Regierung den 12-Stunden-Tag und die 60-Stunden-Woche durchpeitscht, hat die Gewerkschaft IG Metall in Deutschland eine saftige Lohnerhöhung und die Option auf deutlich verkürzte Arbeitszeiten erkämpft. Die heimischen Medien berichten kaum darüber.
Die Beschäftigten der Metall-Industrie können ihre Arbeitszeit künftig auf 28 Stunden pro Woche reduzieren und erhalten 4,3 % mehr Lohn. Der Tarifvertrag gilt ab April 2018 für 27 Monate. Die Verbesserungen in den Verträgen fielen nicht vom Himmel, sie wurde von 500.000 streikenden Beschäftigten erkämpft.
Den GewerkschafterInnen ist es dabei nicht nur um ihre Branche gegangen, ihnen war klar: Gerade die Änderungen bei der Arbeitszeit werden wegweisend für andere Branchen sein. Denn schon länger zeigt sich: Die Bedürfnisse der Menschen haben sich geändert, sie wollen mehr Zeit für ihre Familie, ihre FreundInnen und Bildung.
Diese zusätzliche Zeit wird durch den Tarifvertrag freigeschaufelt: Die Beschäftigten haben die Möglichkeit ihre – in Westdeutschland übliche – Regelarbeitszeit von 35 Stunden auf bis zu 28 Stunden zu reduzieren. Bis zu zwei Jahre können sie dieses Angebot nutzen. Danach entscheiden sie sich, ob sie bei 28 Stunden bleiben, oder aber in ihre alte Arbeitszeit zurückkehren, um wieder mehr zu verdienen.
Der Chef der IG Metall Jörg Hofmann spricht von einer „Umkehr“ bei der Arbeitszeit.
„Flexibilität ist damit nicht länger ein Privileg der Arbeitgeber“, so Hofmann. Beschäftigte haben jetzt den verbindlichen Anspruch, kürzer zu arbeiten, wenn sie es für sich selbst, für ihre Gesundheit oder ihre Familie brauchen.
In Österreich gibt es in der Elektro- und Elektronikindustrie seit 2013 die sogenannte Freizeitoption. Dabei haben die MitarbeiterInnen die Möglichkeit, auf Basis von Betriebsvereinbarungen, anstelle von Lohn- und Gehaltserhöhungen mehr Freizeit zu bekommen.
Eine Umfrage unter den BetriebsrätInnen zeigt, sowohl Männer wie Frauen, Ältere wie Jüngere, Menschen in höheren und niedrigeren Beschäftigungsgruppen und in größeren und kleineren Betrieben nehmen das Angebot etwa gleich gut an. Doch vorallem junge ArbeitnehmerInnen unter 40 nützen die Freizeitoption stark.
Der Wertewandel fällt bei den jüngeren intensiver aus. Eine gute Balance von Arbeit und Freizeit ist den Menschen enorm wichtig, wichtiger als Geld. Durch die Produktivitätssteigerungen im Zuge der Digitalisierung ist das Anliegen erfüllbar geworden. Mehr noch sie ist ein notwendiges Mittel, um das durch die Automatisierung verringerte Arbeitspensum gesellschaftlich fair aufzuteilen.
Doch nicht nur die Beschäftigten haben etwas von kürzeren Arbeitszeiten. Sowohl Menschen, Staat und auch Unternehmen können von Lösungen wie der verkürzten Vollzeit profitieren, wie man am Beispiel Göteborg sieht.
In der zweitgrößten Stadt Schwedens wurde die Arbeitszeit in einem Toyota Werk, einem Altersheim und einem Krankenhaus deutlich verkürzt. Das Ergebnis: höhere Produktivität, mehr Jobs und weniger Kosten für Krankenstandstage.
Denn längere Arbeitszeiten führen zu Krankheiten wie Burnout und auch zu vermehrten Arbeitsunfällen. Außerdem zeigen Studien: Nach 6 Stunden Arbeit sinkt die Produktivität enorm. Ein 12-Stunden-Tag bringt auch der Industrie zahlreiche Nachteile.
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