Bildung

Unis nur für die Elite: Faßmann setzt auch unter Schwarz-Grün auf Aufnahmetests statt mehr Budget

Immer mehr Studienrichtungen werden beschränkt. Studieren darf Medizin, Psychologie oder Jus nur, wer eine Aufnahmeprüfung bestanden hat. Die Gründe dafür sind – laut Regierung und Universitäten – fehlende Ressourcen. Diese Regelungen treffen vor allem Kinder aus Arbeiterfamilien. Auch unter Schwarz-Grün werden die Hochschulen weiter zur Spielwiese für die Kinder der Reichen und Schönen.

Eine Studienrichtung nach der anderen wird mit Aufnahmetests beschränkt. Dieser Trend zieht sich durch Österreichs Universitäten. Es gebe zu wenig Ressourcen und Kapazitäten, um mit der enormen Anzahl an Studentinnen und Studenten fertig zu werden, heißt es aus der Regierung und den Universitätsrektoraten. In der Zugangsbeschränkung von stark besuchten Studienrichtungen sehen die Zuständigen die perfekte Lösung. Eine vermeintliche Lösung, die vor allem auf Kosten von jungen Menschen aus einkommensschwachen und bildungsfernen Familien geht.

Fast ein Viertel der Studierenden müssen nebenher arbeiten

Die Studierendensozialerhebung zeigt, dass über die Hälfte der befragten Studentinnen und Studenten neben dem Studium erwerbstätig sind. Rund ein Viertel gibt an, allein aus finanzieller Notwendigkeit zu arbeiten. Diese Nebenverdienste sind meist schlecht bezahlt und zeitintensiv. Genau das wird erwerbstätigen Studierenden oft zum Verhängnis. Erreichen Studierende die benötigten 16 ECTS-Punkten pro Jahr nicht, werden sie seitens der Hochschule exmatrikuliert.

Was sind ECTS-Punkte?

ECTS-Punkte ergeben sich aus dem geschätzten Arbeitspensum, die Studierende durchschnittlich für die Absolvierung einzelner Lehrveranstaltungen benötigen. Somit sind sie in der Theorie gut an den Aufwand angepasst. Doch in der Praxis sieht es leider oft anders aus: Eine gerechte und exakte Anpassung blieb bis dato in vielen Studienrichtungen aus.

Prüfungsgebühren als finanzielle Hürde

Neben dem Studium zu arbeiten, stellt nur einen von mehreren Faktoren dar, der den Studienerfolg bedroht. Vor allem Kinder aus Arbeiterfamilien – ohne finanzieller Unterstützung der Eltern – laufen Gefahr, nachteilig von Erwerbstätigkeit beeinflusst zu werden. Mangelnde Prüfungstermine, zu wenig Lehrveranstaltungsplätze und längere Krankheiten erschweren ihnen das Vorankommen im Studium zusätzlich.

Das Aufnahmeverfahren an den Universitäten bedeutet vor allem für die Kinder von Geringverdienern eine enorme finanzielle Hürde. Für die Aufnahmetest verlangen die heimischen Hochschulen beachtliche Prüfungsgebühren. Der Antritt beim Medizinaufnahmetest „MedAT“  kostest beispielsweise 110€. Mag dieser Beitrag für viele erschwinglich erscheinen, schreckt er genau jene Menschen ab, für die ein Studium einen sozialen Aufstieg bedeuten würde. Die Hochschulen geben an, diese Gebühren für den Verwaltungsaufwand zu brauchen; er solle in erster Linie dafür sorgen, dass sie StudienanwärterInnen auch tatsächlich verbindlich zum Test erscheinen. Aber auch bei positiver Absolvierung des Aufnahmetests werden die Gebühren nicht rückerstattet.

Hinzu kommt, dass viele MaturantInnen sich mit kostenintensiven Kursen für die Aufnahmeprüfung vorbereiten. Auch hier sind jene klar im Vorteil, die sich einen Vorbereitungskurs leisten können und Zeit haben, im Sommer zu lernen, anstatt zu arbeiten.

 

Im Dezember 2019 besetzten Studierende den Festsaal der TU Wien.

Weniger Studenten, unterbesetzte Studiengänge

Die Österreichische Hochschüler_innenschaft als Interessenvertretung der Studierenden spricht sich naturgemäß klar gegen die Beschränkung von Studienplätzen aus. Im Dezember kam es, wie zuletzt bei den Uni Brennt-Protesten 2009, zu einer Hörsaalbesetzung.

„Das Ziel der Universitäten kann es doch nicht sein, die Studierendenzahlen immer weiter zu verringern. Wir müssen Bildung und vor allem den freien und offenen Zugang zu Bildung fördern, und dürfen unsere Universitäten nicht zu Eliteschmieden verkommen lassen”, meint Dora Jandl, stv. Vorsitzende der ÖH.

In den letzten drei Jahren ging die gesamte Anzahl der Studierenden und Studienanfängern um 7 Prozent zurück. Dieses Ergebnis zeigt die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der SPÖ an den ÖVP-Bildungsminister Faßmann. In einigen Fällen wurden die Aufnahmeprüfungen aufgrund einer zu geringen Teilnehmerzahl gar nicht abgehalten. Interessentinnen und Interessenten ließen sich von ihnen offenbar abschrecken. Schlussendlich waren einige Jahrgänge sogar unterbesetzt.

Diese Ergebnisse halten Minister Faßmann allerdings nicht davon ab, weitere Aufnahmetests zu fordern. Der Streit um den Hochschulzugang in Österreich geht damit in die nächste Runde.

Weiterlesen

Die genauen Regelungen rund um das Thema der Zugangsbeschränkungen an den Hochschulen können hier nachgelesen werden.

 

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1650 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1650 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 438 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    438 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 349 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    349 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 262 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    262 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 134 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    134 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2833
12. März 2024
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René Froschmayer

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