Nicht einmal fünf Prozent der österreichischen Bevölkerung sind derzeit geimpft, weil es zu wenig Impfstoff gibt. Die Produktionskapazitäten der Impfstoffhersteller reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken. SPÖ Parteichefin Pamela Rendi-Wagner fordert daher, endlich eine Impfstoff-Produktion in Österreich aufzubauen.
Damit Österreich unabhängiger von der Impfstoff-Produktion aus dem Ausland wird, sollen hierzulande Produktionskapazitäten in Kooperation mit den Unternehmen aufgebaut werden. Sie schlägt dazu die Einrichtung eines zunächst drei Milliarden Euro schweren nationalen Impffonds vor, über den entsprechende Projekte finanziert werden sollen. Unternehmen, die in Österreich an Impfstoffen forschen bzw. diese produzieren, will Rendi-Wagner finanziell fördern.
„Wir dürfen die Gesundheit der Bevölkerung nicht in die Hand von drei Impfstoffproduzenten legen. Corona wird uns noch Jahre begleiten. Deshalb muss die Produktion der Impfstoffe auf verlässliche und sichere Beine gestellt werden. Das kann Österreich nur gelingen, wenn wir uns selbst um den Impfstoff kümmern“, so SPÖ Parteichefin Rendi-Wagner.
Die großen Impfstofferzeuger haben zu wenig Produktionskapazitäten: „Sie sind nicht dafür ausgelegt, so viel Impfstoff binnen kürzester Zeit für alle Menschen auf der Welt zu erzeugen“, sagt die SPÖ-Chefin. Die Produktionskapazitäten müssten massiv ausgebaut werden – „auch in Österreich“. Rendi-Wagner forderte bereits im Jänner eine Notfall-Lizenz von den Pharma-Firmen, sodass die Impfstoffe in der Krisenproduktion hergestellt werden können.
Außerdem plädiert die SP-Chefin für eine Forschungs- und Produktionsprämie in Höhe von 30 Prozent: Unternehmen, die an Impfstoffen forschen und neue Produktionskapazitäten in Österreich aufbauen, sollen so mit einer Prämie von 30 Prozent begünstigt werden. Wer das Geld bekommt, muss dann einen Teil der Impfdosen für Österreich reservieren. Zusätzlich sollen für die Erforschung von Impfstoffen an heimischen Universitäten mehr Gelder zur Verfügung gestellt werden, so der SPÖ-Plan.
Aktuell hat in Österreich Sandoz, eine Tochter des Novartis-Konzerns, bekannt gegeben, am Standort Kundl in Tirol mRNA-Impfstoffe herstellen zu wollen. Für welches Unternehmen ist noch unklar. „Es laufen Gespräche“, sagt eine Sprecherin. Sandoz beschäftigt in Kundl 4500 MitarbeiterInnen. Da dort Präparate für die Zell- und Gentherapie hergestellt werden, gibt es großes Know-how im Umgang mit mRNA. Sandoz prüft außerdem, ob neben dem Standort Kundl noch weitere Standorte für eine Kooperation geeignet sind.
An einer eigenen Impfung arbeitet bereits das kleine österreichische Biotech-Start-up Cebina. Auch ein Medikament gegen Covid-19 ist dort im Entstehen. Kooperationspartner ist das Nationale Labor für Virologie der Universität Pécs in Ungarn. „Das Vakzin befindet sich noch in der Konzeptphase, da noch Daten ausständig sind“, sagt Eszter Nagy, CEO von Cebina. Sie rechnet 2022 mit einer Zulassung des Impfstoffs. Besonderheit: Das Vakzin soll nicht nur gegen das Sars-CoV-2-Virus wirken, sondern auch gegen andere Viren aus der Coronafamilie.
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