Klimawandel

Faire Flugticket-Steuer würde 150 Mrd. jährlich für Klimaschutz bringen

Einkommensunterschiede und CO2-Emissionen hängen miteinander zusammen. Die reichsten 10% sind für 45% der globalen Emissionen verantwortlich, die maßgeblich den Klimawandel beeinflussen. Diese Missverhältnisse werden besonders im Flugverkehr deutlich. Die Lösung: Die Einführung einer erneuerten und fairen Flugsteuer. 

Der Flugverkehr gehört eigentlich zu einer der  größten Quellen von Treibhausgasemissionen. Dennoch ist er bisher nur wenig von Maßnahmen zur Senkung der Emissionen  betroffen. Bis jetzt gibt es keine globale Regulierung, welche die Attraktivität des Fliegens senke würde. Gleichzeitig ist der Kampf gegen den Klimawandel global noch unterfinanziert. Dabei muss es Ziel sein, sich an die Änderungen des Klimas, die aufgrund der globalen Erwärmung eintreten, anzupassen. So dass zukünftige Schäden so weit wie möglich vermieden werden können. Die Schaffung einer fairen Flugverkehrssteuer ist sowohl eine Finanzierungsquelle für die Anpassung an den Klimawandel als auch ein Weg zu mehr Klimagerechtigkeit.

Die Anpassung an die globale Erwärmung ist unterfinanziert

„Während die Gesamtfinanzierung für die Anpassung an den Klimawandel unzureichend ist, sind die Emissionen des Luftverkehrs exponentiell dynamisch.“

Der Green Climate Fund (2010) ist eines der wichtigsten Instrumente, um Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel zu finanzieren. Doch er wird von den Industrieländern nicht ausreichend finanziert. Ziel war, ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar zu beschaffen. Auf der letzten Konferenz zur Wiederauffüllung des Fonds stellten die Länder jedoch nur 10 Milliarden Dollar für den Zeitraum 2020-2023 bereit.

Gleichzeitig nimmt der weltweite Flugverkehr stetig zu: Er verdoppelt sich alle 15 Jahre. Im Jahr 2037 könnte der Luftverkehr 8,2 Milliarden Passagiere erreichen. Zum Vergleich: 2017 sind es 4,1 Milliarden Passagiere. Dabei ist das Fliegen für etwa 5% der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung verantwortlich.[1]  Die Gesamtemissionen des Luftverkehrs sollen sich Schätzungen zufolge bis 2050 mindestens verdreifachen.[2]

Der CO2-Ausstoß bei Flugzeugen ist deutlich höher als bei anderen Transportmittel.

Es braucht eine faire Flugsteuer auf Flugtickets

Wenn man die Umweltverschmutzung pro Person und pro Kilometer berücksichtigt, gilt der Flugverkehr auf jeden Fall als das umweltschädlichste Verkehrsmittel. Die Fluggesellschaften wissen bereits, wie wichtig es ist, etwas zu verändern.  

„Der Flugverkehrssektor wird von den internationalen Mechanismen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen nicht berücksichtigt.“

Die Emissionen des internationalen Flugverkehrs werden nicht durch das Kyoto-Protokoll (1997) und das Pariser Abkommen geregelt. Nach dem Abkommen von Chicago (1944) kann Kerosin nicht international besteuert werden, sodass eine solche Flugverkehrssteuer nur auf nationaler Ebene eingeführt werden kann. 

Da es wenig wahrscheinlich ist, einen europäischen Konsens zu erzielen, könnten nationale Flugverkehrssteuern eine realistischere Alternative sein. Diese könnten zur internationalen Finanzierung der Anpassung an den Klimawandel beitragen und den Weg zur Klimagerechtigkeit freimachen. 

Doch nationale Lösungen führen nicht schnell genug zu Veränderungen. Zwei französische Ökonomen, Lucas Chancel und Thomas Piketty, haben ein statistisches Instrument entwickelt, das individuelle Emissionen statt nationale Emissionen misst. Dieses Instrument kann Einkommensunterschiede und CO2-Emissionen miteinander verbinden.[4] Ihren Ergebnissen zufolge sind die Reichsten 10%  auf der Erde für 45% der globalen Emissionen verantwortlich. Globale Emissionen sind also in den wohlhabenden Schichten auf der ganzen Welt besonders stark.

Die reichsten 10% sind für 45% der Emissionen verantwortlich, Quelle: Chancel and Piketty (2015)

180 Euro für erste Klasse, 20 Euro für Economy Class

Eine Flugverkehrssteuer beantwortet die Frage „Wer muss zahlen?“ auf die gerechteste Art und Weise. In dieser Logik geht es nicht mehr darum, die Finanzierung der Anpassung an den Klimawandel auf  Länder, sondern auf die Personen, die am meisten emittieren, zu stützen.

„Der Luftverkehr kann sich als relativ guter Indikator für ein hohes Einkommen und einen hohen CO2-emittierenden Lebensstil auszeichnen. Er wird im Allgemeinen mit einem hohen Lebensstandard – zumindest auf Weltebene – in Verbindung gebracht, und in der Regel wird auch eine Unterscheidung zwischen verschiedenen Einkommens- oder Gesellschaftsgruppen mit dem Economy-/First- und Business-Class-System getroffen. (…) [Eine solche Steuer] würde Personen mit hohem Einkommen und hohe Emittenten erreichen. 

Chancel, Piketty, 2015 – „Kohlenstoff und Ungleichheit: von Kyoto bis Paris“.

Eine Erhöhung der Kosten pro Flugticket für jeden Flug in der Welt würde die Finanzierung der Anpassung erleichtern. Denn die Berechnungen von Chancel und Piketty zeigen: Wenn man alle Flugtickets der ersten Klasse mit bis zu 180 Euro und die der Economy-Klasse mit bis zu 20 Euro besteuert, würde das jedes Jahr 150 Milliarden Euro einbringen. Nationale und internationale Flüge könnten ebenfalls unterschieden werden, um diesen Beitrag noch fairer zu machen. Diese Art der Flugsteuer bietet den Vorteil, die Finanzierung von Anpassungsfonds zu ermöglichen, ohne die schwächsten Bevölkerungsgruppen einzubeziehen.

Wie sollen wir in Österreich die Teuerung bzw. ihre Folgen bekämpfen?

Maximal 4 Antwortmöglichkeiten

  • Steuern auf Arbeit senken, dafür Steuern auf Millionenvermögen erhöhen 23%, 99 Stimmen
    23% aller Stimmen 23%
    99 Stimmen - 23% aller Stimmen
  • Übergewinnsteuer für Energieunternehmen und Banken 21%, 90 Stimmen
    21% aller Stimmen 21%
    90 Stimmen - 21% aller Stimmen
  • Energiepreise stärker regulieren 16%, 69 Stimmen
    16% aller Stimmen 16%
    69 Stimmen - 16% aller Stimmen
  • Mehrwertsteuer auf Lebensmittel streichen 13%, 56 Stimmen
    13% aller Stimmen 13%
    56 Stimmen - 13% aller Stimmen
  • Mieterhöhungen für die nächsten zwei Jahre stoppen 11%, 49 Stimmen
    11% aller Stimmen 11%
    49 Stimmen - 11% aller Stimmen
  • Ganztagesschulen kostenlose machen 8%, 36 Stimmen
    8% aller Stimmen 8%
    36 Stimmen - 8% aller Stimmen
  • Höchstzinsen für Häuselbauerkredite einführen 5%, 22 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    22 Stimmen - 5% aller Stimmen
  • Mindestzinsen für bestimmte Sparprodukte einführen 4%, 16 Stimmen
    4% aller Stimmen 4%
    16 Stimmen - 4% aller Stimmen
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13. Mai 2024
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