Wirtschaft und Finanzen

Corona-Wirtschaftshilfen: Jedes fünfte Unternehmen vor dem Aus

15 bis 20 Prozent der Betriebe werden die Krise nicht überleben, jedes vierte Unternehmen ist „ernsthaft bedroht“. Die Förderpolitik der Regierung zögert die Insolvenzen hinaus. 

Im letzten Quartal 2020 ist Österreichs Wirtschaft acht Mal so stark geschrumpft wie der EU-Schnitt. Bei der EU-Wirtschafts-Prognose liegt Österreich auf dem vorletzten Platz. 31 Milliarden Euro hat die Regierung in Wirtschaftshilfen gesteckt – auch wenn niemand weiß, wer diese Hilfen bekommt. Außerdem wurden Stundungen bei Steuern und Sozialversicherungsabgaben gewährt.

Doch was passiert, wenn die Wirtschaftshilfen und Stundungen auslaufen? Ein-Personen-Betriebe, Kleinbetriebe, Gastronomie und Hotellerie, Dienstleister, aber auch Gewerbebetriebe und große Firmen gehen zugrunde, warnen Branchenvertreter.  „Das Handeln der Politik zeugt von ihrem Nichtwissen der unternehmerischen Tätigkeit“, urteilt Stephan Blahut, Generalsekretär des Österreichischen Gewerbevereins (ÖGV), einem überparteilichen Verein für Unternehmerinnen und Unternehmer. Und er warnt: 25 Prozent der Unternehmen sind „schwer von der Pleite bedroht“. Jeder fünfte Betrieb wird sich nicht erholen.

Pleiten nur hinausgeschoben

Die Verlängerung der Stundungen ist akut eine Hilfe für viele Unternehmen. Sie können es sich so leisten, noch länger zu hoffen. Aber für viele wird es sich trotzdem nicht ausgehen, weiß Stephan Blahut. „Viele schieben hinaus, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen.“ Dabei wird der Rucksack an Verpflichtungen dem Staat und der Bank gegenüber immer schwerer. Der ÖGV geht davon aus, dass 15 bis 20 Prozent der Unternehmen im Land die Krise nicht überstehen werden.

Die Wirtschaftshilfen an sich begrüßt der Branchen-Kenner zwar. Aber um im individuellen Fall wirklich zu helfen, sind die Maßnahmen der Regierung nicht treffsicher genug. So gibt es Unternehmen in Gastronomie oder Hotellerie, die langfristig gute Aussichten haben, für die aber der Rahmen für die Rückzahlung der Sozialversicherungsbeiträge von drei Jahren nicht reicht. „Hier wären individuelle Modelle nötig“, fordert Blahut. Er fragt, warum es keine innovativeren Lösungen gibt. 2012, in der großen Banken-Krise, sei man erfinderisch geworden. Für Österreichs Unternehmen gebe es hingegen keine Bad Bank.

Zu wenig Förderung für Kleinbetriebe

Die Krise trifft nicht alle Branchen gleich – doch die Insolvenz kann alle treffen, unabhängig von Branche und Größe. Auch wenn Gastronomie, Hotellerie und Reisebüros Schlagzeilen machen, trifft es auch andere, von der Fremdenführerin bis zur Filiale einer großen Kette, die sich aus Österreich zurückzieht.

Vor allem für Ein-Personen-Unternehmen und Kleinbetriebe wird es eng. „Sie werden mit 500 bis 1.000 Euro aus dem Härtefallfonds abgespeist“, kritisiert der ÖGV per Aussendung. Die Gewerbetreibenden halten die Wirtschaftshilfen der Regierung für „grundsätzlich richtig“. Aber sie kritisieren nach wie vor die komplizierte Antragstellung und die Dauer der Abwicklung der Hilfszahlungen.  Gerade Klein- und Kleinstunternehmen sollten in Krisenzeiten mehr und vor allem sehr viel schneller unterstützt werden, ginge es nach dem Unternehmer-Verein.

Auf-Zu-Politik birgt Risiko

Vor allem für kleine Unternehmen wird die Frage immer drängender, ob der Aufschwung schnell genug kommen kann. Solange unklar ist, wann der nächste Lockdown kommt und wie lange er bleibt, haben Unternehmen keine Planungssicherheit. Viele Firmen mussten auch in der Krise investieren, etwa in Sicherheitsvorkehrungen, Umbauten oder Neuerungen für das Homeoffice ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Vielen wurde erst durch die Krise klar, wo es schon länger hapert“, sagt Stephan Blahut. Dadurch mussten die Unternehmensleitungen Geld in die Hand nehmen, das doppelt fehlt, solange nicht klar ist, wann wieder Umsatz in die Kassenbücher kommt. Dem stimmt auch Markus Marterbauer, Chefökonom der Arbeiterkammer, zu. „Für die wirtschaftliche Entwicklung ist Sicherheit ganz entscheidend. Dieses „Auf und Zu“ schafft keine Sicherheit“, sagt der Wirtschaftswissenschafter in der ORF-Sendung Eco.

Wie sollen Selbstständige da wissen, wie lange sie noch auskommen? „Ich verstehe, dass es vielen schwerfällt, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen“, sagt der Generalsekretär des Gewerbevereins. Einerseits kann niemand abschätzen, wann sich die gesamtgesellschaftliche Situation beruhigt und die Umsätze wieder steigen, andererseits hält die öffentliche Hand die Betriebe über Wasser. Die Mischung aus Unsicherheit und die Stundungen schieben Pleiten künstlich hinaus.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1613 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1613 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 427 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    427 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 339 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    339 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 252 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    252 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 130 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    130 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2761
12. März 2024
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Alina Bachmayr-Heyda

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