Seit 1. August ist die volle Anrechnung der Karenzzeiten in Kraft. Durch das „freie Spiel der Kräfte“ im Parlament konnte sie beschlossen werden – bislang ist das immer an der ÖVP gescheitert. Das bringt Frauen mit zwei Kindern ein Lohnplus von rund 12.000 Euro.
Frauen mit Kindern haben Nachteile, wenn sie mehrere Jahre in Karenz sind: Niedrigere Löhne, weil sie weit langsamer im Gehaltsschema vorrücken als Männer, kleinere Pensionen und weniger Urlaub. Die SPÖ hat seit langem gefordert, dass Karenzzeiten vollständig angerechnet werden.
Denn das Problem ist: Eltern dürfen pro Kind zwar zwei Jahre in Karenz gehen, angerechnet werden ihnen aber nur maximal 10 Monate. Das bringt vor allem für Frauen erhebliche Nachteile. Diese sollen jetzt beseitigt werden.
So verliert eine 35-Jährige Verkäufern, die mit 20 Jahren zu arbeiten begonnen hat, 5.614 Euro Einkommen, wenn sie mit einem Kind zwei Jahre in Karenz war. Hat sie zwei Kinder und war insgesamt vier Jahre in Karenz, verliert sie sogar 11.788 Euro. Das sind pro Jahr fast 800 Euro weniger Einkommen.
Rechnet man die Karenzzeiten voll an, wird ihr Gehalt um diesen Betrag höher.
Um rund drei Prozent steigt das Lebenseinkommen von Frauen, wenn Karenzzeiten angerechnet werden.
Eine Angestellte mit einem Kind hat zwei Jahre später Anspruch auf die sechste Urlaubswoche, wenn ihr die Karenzzeiten nicht angerechnet werden. Mit jedem weiteren Kind und Karenzjahr wird es mehr.
Rechnet man eine Woche Urlaub in Geld um, sind das jährlich 630 Euro Verlust (berechnet für ein durchschnittlichen Gehalt 2017) für Frauen.
Mit steigenden Dienstjahren steigt auch der Kündigungsschutz. Hat man nach zwei Dienstjahren eine Kündigungsfrist von 6 Wochen, sind es nach 16 Dienstjahren schon vier Monate. Fehlen hier die Karenzjahre, sind Frauen auch im Kündigungsschutz benachteiligt.
Werden Karenzzeiten angerechnet, hat eine Mutter mit vier Karenzjahren nach 16 Dienstjahren vier statt nur drei Monate Kündigungsfrist. Sie gewinnt dadurch ein ganzes Monatsgehalt. Bei einer Verkäuferin im 10. Berufsjahr sind das derzeit 1.810,– Euro.
Solange die ÖVP in der Regierung war, ist die Karenz-Anrechnung im Job immer am Wirtschaftsflügel gescheitert. Denn Frauen mit Kindern bei Löhnen und Urlaubsansprüchen nicht zu benachteiligen, kostet Unternehmern mehr Geld als bisher. Im freien Spiel der Kräfte haben jetzt alle Parlamentsparteien dem SPÖ-Antrag zur Anrechnung zugestimmt. Er gilt ab August.
Karenz und Arbeit per Gesetz gleichzustellen, ist vor allem für Branchen wichtig, in denen viele Frauen beschäftigt sind. Denn die Kollektivverträge der Industrie haben Karenzzeiten schon bisher in den meisten Fällen anegrechnet, weil es dort starke Gewerkschaften gibt – aber auch wenige Frauen.
Viele Frauen gibt es dagegen im Handel, der Gastronomie und der Sozialwirtschaft. Dort bringt die gesetzliche Regelung enorme Verbesserungen.
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