Seit 1974 gibt es McDonald’s-Filialen in Großbritannien. Mittlerweile arbeiten 97.000 Personen in 1.200 Filialen. Seit September 2017 wird gestreikt: Für einen höheren Mindestlohn und ein Ende von 0-Stunden-Verträgen.
Schon früh am Morgen stehen am 4. September 2017 die Fritteusen still. In mehreren britischen McDonald’s Filialen streiken die MitarbeiterInnen und werden von ihrer Gewerkschaft, der Bakers and Allied Food Workers Union unterstützt. Ihre Forderungen: Gerechter Lohn, erträgliche Arbeitsbedingungen und ein Ende von Mobbing und 0-Stunden-Verträgen.
In Großbritannien hat der Großteil der McDonald’s-Angestellten einen sogenannten 0-Stunden-Vertrag. Etwa 80 Prozent der Angestellten arbeiten unter diesen Bedingungen. Diese Verträge bedeuten, dass es keine fixen Wochenarbeitsstunden oder Arbeitszeiten gibt – und damit auch keine Einkommenssicherheit. McDonald‘s preist dieses Modell als „flexibel“ für die Angestellten an. Dabei sind es vor allem die Arbeitgeber, die davon profitieren. Denn die teilen die Angestellten nach Bedarf ein. In der Praxis heißt das: Schichten werden spontan abgesagt. Keine Schicht bedeutet Einkommensentfall. Ein vertragliches Mitentscheidungsrecht oder Anspruch auf einen sicheren Monatslohn gibt es nicht. Flexibilität für den Konzern heißt hier vor allem Unsicherheit für die Angestellten. Kein Wunder, dass sich 84 Prozent der Angestellten geregelte Wochenarbeitsstunden wünschen.
Auch die Arbeitsbedingungen bei McDonald’s werden von den Streikenden kritisiert. Zu den Missständen gehören
In einem Video der britischen Graswurzel-Bewegung Momentum erzählen McDonald’s-MitarbeiterInnen ihre Geschichten: Es sind Berichte von Niedrigstlöhnen und Situationen, in denen die eigene sowie die Gesundheit der KonsumentInnen aufs Spiel gesetzt werden.
Die zweite Hauptforderung der Streikenden reicht über die Unternehmensgrenze hinaus: Sie fordern eine Erhöhung des allgemeinen Mindestlohns in Großbritannien auf 10 Pfund pro Stunde (11,27 Euro). Zum Vergleich: Derzeit zahlt der Konzern lediglich 7,60 Pfund (8,57 Euro) an über 21-Jährige, an jüngere sogar nur 4,75 Pfund (5,35 Euro). Diese Unterbezahlung wollen die Streikenden bekämpfen und den Lohn von Jugendlichen angleichen.
Dabei erhalten sie prominente Unterstützung: Jeremy Corbyn, Chef der Labour Party, hat den streikenden ArbeiterInnen seine Solidarität ausgesprochen:
„Die Forderungen nach einem Ende von Zero-Hours-Verträgen, der Anerkennung der Gewerkschaft durch das Unternehmen und einem Stundenlohn von zehn Pfund müssen akzeptiert werden“, erklärte Jeremy Corbyn und trat sogar als Hauptredner auf der Kundgebung der Streikenden in London auf.
Die Labour Party forderte McDonald’s außerdem auf, in Verhandlungen mit den streikenden Angestellten zu treten.
Der Streik der britischen McDonald’s-Angestellten ist nicht der erste, mit dem der Konzern konfrontiert ist. In den USA hat 2014 ein großangelegter Streik von MitarbeiterInnen aus 150 Filialen für einen Mindestlon von 15 Dollar pro Stunde gekämpft. Auch ArbeiterInnen anderer Branchen haben sich daraufhin den Protesten angeschlossen. Der Mindestlohn wurde in Folge in 19 Bundesstaaten erhöht. Auch in Neuseeland hatte der Streik von McDonald’s Angestellten Erfolg: Er konnte die Anerkennung der Gewerkschaft Unite sowie ein Verbot der berüchtigten 0-Stunden Verträge durch das neuseeländische Parlament erreichen.
Der Parole der streikenden Angestellten in Großbritannien lautet „I believe that we will win“. Bisher hat McDonald’s die Forderungen seiner Angestellten als „die Meinung weniger“ zurückgewiesen.
Seit dem ersten Streik am 4. September 2017 sind weitere Missstände aufgedeckt worden, der Druck auf das Unternehmen wächst. Die Streikenden haben angekündigt, mit der Unterstützung von Corbyns Labour und den Gewerkschaften weiter für fairen Lohn und erträgliche Arbeitsbedingungen zu kämpfen.
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