In Neuseeland sind die Mietpreise in die Höhe geschossen. Der Anteil an neuseeländischen Haus- und Wohnungs-Besitzern hat sich binnen 20 Jahren halbiert. Stattdessen spekulieren Superreiche aus dem Ausland mit Immobilien. Jetzt erlaubt Neuseeland per Gesetz nur noch Einheimischen, Immobilien zu kaufen. Das wirkt. So gut, dass auch die deutsche Hauptstadt Berlin andenkt, so ein Gesetz zu beschließen. Taugt das neuseeländische Modell als Vorbild für Tourismus-Gebiete etwa in Tirol oder Vorarlberg?
Nur ein Viertel der Neuseeländer besitzt ein Eigenheim. Zu Beginn der 1990er Jahre waren es noch doppelt so viele. Allein in den letzten 10 Jahren sind die Immobilienpreise um 60 Prozent gestiegen. In Auckland haben sich die Preise gar verdoppelt, es ist die größte Stadt des Landes. Neuseeland hat damit die höchsten Wohnkosten der Welt. Eine Folge ist auch die gestiegene Zahl an Obdachlosen.
Der Grund für diese Misere: Superreiche aus der ganzen Welt spekulieren mit den neuseeländischen Immobilien, vor allem aus den USA. Sie treiben die Preise in die Höhe.
Warum investieren so viele Superreiche ausgerechnet in Neuseeland? Dahinter steckt ein Trend, der sich unter Silicon Valley-Milliardären breitgemacht hat. Diese sehen den Pazifikstaat als letzten sicheren Ort bei einer drohenden Apokalypse. Superreiche wie der Paypal-Gründer Peter Thiel fürchten sich vor einem Krieg gegen die USA und anderen Ereignissen und wollen sich dann nach Neuseeland retten. Klingt skurril, doch diese Theorie führte dazu, dass sich die Anträge aus den USA bei der neuseeländischen Einwanderungsbehörde auf 13.000 versiebzehnfacht haben.
Die sozialdemokratische Regierungschefin Jacinda Ardern reagierte im Sommer 2018 auf die Situation. Sie präsentierte eine einfache, aber effektive Lösung: Künftig dürfen nur noch neuseeländische Staatsbürger Immobilien im Land erwerben. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Der Immobilienmarkt hat sich merklich beruhigt. Binnen weniger Monate ist Wohnraum erschwinglicher für Neuseeländer geworden.
Das Gesetz hat auch international für Aufsehen gesorgt. Und es stellt sich die Frage, ob derartige Modelle nicht weltweit für Tourimus-Gebiete überlegenswert sind. Auch in Österreichs Tourismuszonen, etwa in Tirol, Vorarlberg, Salzburg, Wien oder im Burgenland, steigen die Preise für Grundstücke und Häuser am stärksten und sind für Einheimische oft nicht mehr erschwinglich.
Und so überlegt der Berliner Oberbürgermeister Michael Müller, ein ähnliches Modell einzuführen. Schließlich sind auch in Berlin die Wohnungspreise explodiert. Von 2016 auf 2017 sind sie um 20,5 Prozent gestiegen. Berlin ist damit weltweiter Spitzenreiter vor Hongkong, Paris und London.
In Österreich konnte vor allem Wien durch erfolgreiche Wohnungspolitik eine derartige Teuerungswelle verhindert werden. Doch auch hier steigen die Mieten. Und auch hier haben Spekulanten ihre Finger im Spiel. In Zeiten niedriger Zinsen suchen Anleger verstärkt Investitionsmöglichkeiten abseits des Finanzmarktes. So kam es vor allem in Wien zu einem regelrechten Boom beim Kauf und Verkauf von Wohnraum. Das hat zu einer Teuerung geführt. Plötzlich waren nicht mehr nur die Mietverträge interessant für Immobilienbesitzer, sondern auch mögliche Gewinne beim Verkauf einer Immobilie. Viele drängten auf den Markt und wollten kaufen. Die Nachfrage war höher als das Angebot, und das verteuerte die Preise. So sagte auch der Geschäftsführer der Erste Immobilien KAG Peter Karl gegenüber News:
„Wir müssen uns davon lösen, dass die echte Nachfrage nach Wohnraum den Marktpreis diktiert. Wir sehen momentan eine gigantische Nachfrage nach großen Immobilieninvestments.“
Die hohen Kaufpreise müssen schlussendlich aber dann die Bewohner durch erhöhte Mieten zahlen.
Auf diese Entwicklungen hat Wien mit der neuen Bauordnung reagiert. Die rot-grüne Stadtregierung entzieht den Boden-Spekulanten zwei Drittel des Baulandes. So viel ist für den geförderten Wohnbau reserviert, wie die Bauordnung mit der Widmungskategorie „geförderter Wohnbau“ vorschreibt. Das heißt auch: In zwei Drittel der neuen Wohnungen gilt eine Mietgrenze von fünf Euro netto, sowie ein Verbot von Befristungen und Maklergebühren.
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