Arbeit & Freizeit

„Superstar-Unternehmen“ drücken die Löhne ganzer Branchen und verdrängen Konkurrenz vom Markt

Es sind einige wenige hoch digitalisierte Unternehmen, die ganze Sparten in der deutschen Wirtschaft dominieren. Und dort Löhne drücken. Das zeigt jetzt eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Sie verdeutlicht, wie sich starke Marktmacht negativ auf die Beschäftigten auswirkt. Ganze 11 Milliarden Euro haben die Beschäftigten in der deutschen Dienstleistungsbranche an möglichen Lohnzuwächsen seit 2008 verloren.  

Es sind hoch digitalisierte Unternehmen, die vor allem im Dienstleistungsbereich tätig sind. Namen nennt die Studie keine, aber die Unternehmen haben eines gemein: Dank eines hohen Grades an Digitalisierung arbeiten sie äußerst effizient. Sie stellen ihre Produkte weit billiger her oder verkaufen ihre Dienstleistungen schneller und einfacher. Dadurch haben sie gegenüber anderen Unternehmen einen großen Vorteil im Konkurrenzkampf. Sie dominieren den Markt. Wir kennen diese Unternehmen aus unserem Alltag: Kaffeehaus- und Restaurantketten, Großhändler, Logistikunternehmen, aber auch private Krankenhaus-Gruppen.

Die sogenannten „Superstar-Unternehmen“ beschäftigen je nach Branche etwa 5-15 Prozent aller Arbeitnehmer – also nur einen kleinen Anteil. Doch sie drücken die Löhne in der gesamten Branche. Weil sie so stark auf modernste Technik setzen, kommen sie weit weniger Mitarbeitern aus: Ein Taxi, das man mit einem App bestellt, braucht keine Telefonisten mehr. Ein Taxiunternehmen, das nicht über diese technischen Möglichkeiten verfügt, kommt unter Druck. Wer mehr Beschäftigte hat, muss die Kosten auch über Löhne senken.

„Wirtschafts-Pioniere sind wichtig für unsere Zukunft. Doch wir müssen sicherstellen, dass die Wirtschaft in der Breite wächst und nicht nur an der Spitze“, so Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung.

Marktdominanz schadet Innovation und verschärft Ungleichheit

Durch ihren großen technischen Vorsprung können die Superstar-Unternehmen ihre Unternehmensgewinne massiv steigern und werden marktbeherrschend. Die Löhne ihrer Beschäftigten halten nicht mit.

Laut den Studien-Autoren nimmt der Anteil der Löhne am Wachstum in stark digitalisierten Märkten teilweise doppelt so stark ab wie in weniger digitalisierten Branchen.

Am Anfang einer  Superstar-Firma steht wirtschaftliche Innvoation. Mit der Zeit sichert aber die Marktkonzentration ihre Stellung. „Gerade digitale Märkte folgen oft dem ‚winner takes it all‘-Prinzip: Wer Netzwerkeffekte nutzen kann und einmal seine Marktmacht zementiert hat, hängt die Konkurrenz schnell ab“, so Dominic Ponattu, Wirtschaftsexperte der Bertelsmann Stiftung und Mitautor der Studie. Das hat insgesamt negative Folgen für die ganze Wirtschaft:

Superstar-Firmen erarbeiten sich ihren Wettbewerbsvorteil zunächst durch bessere Qualität oder niedrigere Kosten. Doch langfristig kann sich ihre Dominanz als schädlich für Innovationen und inklusives Wachstum erweisen“, so Ponattu.

Lohndruck auch im Gesundheitssektor – pro Arbeitnehmer 2.200 Euro entgangen

Stark betroffen sind öffentliche Dienstleistungsbranchen, etwa Dienstleister im Gesundheitswesen oder in der Entsorgungswirtschaft. Konkret sind ihnen im öffentlichen Bereich laut Studie 2.192 Euro pro Arbeitnehmer an Lohnsteigerungen in den letzten zehn Jahren entgangen. Die wachsende Dominanz privater oder teilprivater Unternehmen im Gesundheitswesen und der Abfallwirtschaft haben die Löhne auch im öffentlichen Sektor gedrückt. Bei Logistikunternehmen, wozu auch Speditionen und die Lagerei zählen, liegen die Lohneinbußen pro Mitarbeiter bei rund 1.600 Euro, in der Rechtsberatung bei 963 Euro und im Großhandel bei 940 Euro seit 2008.

Droht dasselbe Szenario bald in der Metall- und Verarbeitungsindustrie?

In Deutschland stagnieren die Reallöhne seit Jahren – nicht nur im Dienstleistungssektor. Dort ist die Digitalisierung aber am weitesten fortgeschritten. Und entsprechend hart trifft es die Dienstleistungsbeschäftigten. In der Metall- oder Verarbeitungsbranche stagnieren die Löhne weniger. Allerdings steht dort die große Welle der Digitalisierung noch bevor. Auch hier dürfte es in den nächsten Jahren zu ähnlichen Entwicklungen kommen.

Die Digitalisierung ist jedoch nicht die einzige Ursache für die sinkende Lohnquote in Deutschland. Dazu gehört vor allem die Tarifflucht: In immer mehr Unternehmen gelten keine Kollektivverträge mehr.

Arbeiteten im Jahr 2002 noch knapp 75% der westdeutschen Arbeitnehmer in tarifgebundenen Betrieben, sind es heute nur mehr etwas mehr als 60%. In Ostdeutschland ist die Quote von 57% auf knappe 40% gesunken.

Ohne Kollektivverträge und starke Gewerkschaften sind die einzelnen Arbeitnehmer gegenüber den Unternehmen in der schwächeren Position – und können kaum höhere Löhne ausverhandeln.

Um der Entwicklung entegegenzuwirken empfehlen die Studienautoren Vermögensbeteiligungen von Mitarbeitern, um die Teilhabe an Firmengewinnen zu stärken. Aber auch Investitionsprogramme oder Vernetzungsinitiativen für ländliche Regionen. Damit auch ländliche Regionen von Wachstum und Innovationen profitieren.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1642 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1642 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 436 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    436 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 348 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    348 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 259 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    259 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 134 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    134 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2819
12. März 2024
×
Von deiner IP-Adresse wurde bereits abgestimmt.

Neue Artikel

So weit hinten wie noch nie: Österreich stürzt bei Pressefreiheit auf Platz 32 ab

Reporter ohne Grenzen (ROG) veröffentlichen jedes Jahr ein Ranking, wie es um die weltweite Pressefreiheit…

3. Mai 2024

AK-Wahlen: Sozialdemokratie gewinnt – Regierungsparteien verlieren

Die Fraktion der sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG) gewinnen trotz leichtem Minus die AK-Wahlen klar. In sieben…

3. Mai 2024

Die Familie Lopez aus Haslach: Bestens integriert, trotzdem abgeschoben!

2021 kam die Familie Lopez nach Haslach in Oberösterreich. Die Mutter fand schnell Arbeit als…

2. Mai 2024

Fast eine halbe Million Österreicher haben nicht genug zu essen

Armut in Österreich: Fast eine halbe Million Menschen können sich nicht genug zu essen leisten.…

2. Mai 2024

1. Mai – Seine Geschichte und Bedeutung für unsere Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten und faire Löhne

Am 1. Mai wird auf der ganzen Welt der Tag der Arbeit gefeiert. Der Feiertag…

30. April 2024

Niederösterreich: So halbiert eine rote Gemeinde den Strompreis für alle

In der Gemeinde Trumau wird bald Realität, was sich viele lange erträumt haben: Strom zum…

30. April 2024