Internationales

Vandana Shiva verteidigt die Rechte von Bauern gegen Konzerne wie Monsanto und Nestlé

Die indische Wissenschaftlerin und Aktivistin Vandana Shiva steht für soziale Gerechtigkeit und kompromisslose Nachhaltigkeit. Weltweite Aufmerksamkeit  bekam die Preisträgerin des Alternativen Nobelpreises für ihren Kampf gegen Konzerne wie Monsanto und Nestlé. Vandana Shiva kämpft nicht nur für freies Saatgut. Sie kritisiert die Macht der Konzerne, die Konzentration von Reichtum und kämpft für ein besseres Zusammenleben.

Von der Physikerin zur Aktivistin

Bevor Vandana Shiva zu einer weltweit bekannten sozialen Aktivistin wurde, studierte sie Physik in Indien und Kanada. Schon in den 1970er Jahren engagierte sie sich in der ersten indischen Umweltbewegung, der mehrheitlich von Frauen getragenen Chipko-Bewegung. Sie richtete sich vor allem gegen die kommerzielle Abholzung von Wäldern und die damit verbundene Zerstörung von Lebensgrundlagen. In den 1980er Jahren bringen sie schließlich zwei große Ereignisse dazu, sich mit der Landwirtschaft auseinanderzusetzen.

Als im indischen Bhopal aus einer US-amerikanischen Pestizidfabrik mehrere Tonnen Giftgas in die Atmosphäre entweichen, kommt es zum schlimmsten Chemieunfall der Geschichte, durch den tausende Menschen sterben. Außerdem kommt es zu Aufständen im vorwiegend landwirtschaftlich geprägten Punjab. Industrieller Dünger, Pestizide und neues Saatgut aus den USA versprachen den dort ansässigen Bauern höhere Erträge, führten aber gleichzeitig zur Abhängigkeit von großen Konzernen und fatalen Umweltschäden.

Vandana Shiva kämpft für den Schutz und Vielfalt von Saatgut

Als Globalisierungskritikerin engagierte sich Shiva gegen die Monopolstellung transnationaler Agrarkonzerne wie Monsanto und Nestlé, die versuchten, zunehmend Einfluss auf die indische Landwirtschaft zu nehmen. In ihrem Heimatdorf Dehadrun gründete Shiva das Institut „The Research Foundation for Science Technology and Ecology”, das den Einfluss des Weltmarkts auf indische Bauern und Bäuerinnen beobachtet. 1991 rief Shiva die Organisation Navdanya ins Leben, die für den Schutz von biologischer Vielfalt von Saatgut steht. Regionale Sorten werden von Navdanya gesammelt und vor dem Aussterben bewahrt. Außerdem sollen biologische Anbaumethoden gefördert und die Bauern und Bäuerinnen vor Abhängigkeit von patentiertem Saatgut geschützt werden.

Immer öfter versuchen Konzerne wie Nestlé oder Monsanto, die Landwirtschaft in Indien zu beeinflussen. Vandana Shiva kämpft für die Unabhängigkeit der indischen Bauern.

Die Samen denen, die sie anbauen

Was heutzutage passiert, nennt Shiva Bio-Imperialismus: Unternehmen machen Saatgut zum Besitz, indem es durch die Verwendung von Gentechnik leichter zu patentieren ist.

„Manches westliche Unternehmen erinnert mich an einen Arzt, der einen Kaiserschnitt vornimmt und behauptet, er habe auch das Kind gemacht“

Der Erhalt des einheimischen Saatguts in den Händen der lokalen Gemeinschaften und eine chemiefreie Landwirtschaft mit lokalen Märkten zählen zu den wichtigsten Zielen Shivas. Ihre Vision einer idealen Landwirtschaft basiert auf Fair Trade und solidarischem Handel sowie auf Biodiversität und ökologischem Anbau. 1993 wurde ihr für ihr Engagement in den Bereichen Umweltschutz, Frauenrechte und Nachhaltigkeit der Right Livelihood Award verliehen, der als der Alternative Nobelpreis gilt.

Vandana Shiva setzt auf Fair Trade und solidarischen Handel anstatt den Geschäftspraktiken von Konzernen wie Monsanto und Nestlé.

Oneness vs. The 1%

Im Mittelpunkt des Aktivismus von Vandana Shiva steht jedoch nicht nur die Landwirtschaft: 2019 veröffentlichte sie ihr Buch „Oneness vs. The 1%“. Das 1 Prozent, das ist das Symbol für die Konzentration des Reichtums nach den Regeln der neoliberalen Ökonomien. Milliardäre wie Bill Gates nennt sie Biopiraten, die vorwiegend in eigenem Interessen handeln. Ihr Engagement dient vorwiegend der Beschaffung von Ressourcen und dem Sammeln und Verkaufen von Daten. In einem Interview stellt sie klar:

„Sie verursachen all diese Zerstörungen im Namen der Bekämpfung des Welthungers, aber ist die Welt denn ernährt worden? Wir müssen einen Schritt zurück gehen, um die wahre Bedeutung von Ökonomie und Ökologie zu verstehen.“

Vandana Shiva: Die Erde gehört uns allen

Anlässlich des diesjährigen Earth-Days rief ihre Organisation Navdanya in einem Brief dazu auf, mit der Erde Frieden zu schließen. Eine globale Wirtschaft, die auf dem Mythos des grenzenlosen Wachstums und des grenzenlosen Appetits auf die Ressourcen der Erde basiert, ist die Wurzel der jetzigen Gesundheitskrise und künftiger Krisen. Wir sollen lernen, die Rechte und ökologische Räume verschiedener Arten und Völker wieder ausreichend zu schützen. Wir müssen von einer Ökonomie der Gier, des Wettbewerbs und der Gewalt zu einer Ökonomie der Fürsorge übergehen: Für die Erde, die Menschen und alle lebenden Arten.

In einem online-Interview mit dem Right Livelihood College spricht Vandana Shiva über ihre Visionen für die Zukunft. Es geht um die Corona-Krise und wie es danach weitergehen soll. Als Shiva nach langfristigen Veränderungen für die Zeit nach der Krise gefragt wird, sagt sie:

„Wir müssen uns bewusst werden, dass wir nicht alleine sind und anderen gegenüber eine Verantwortung haben. Wir haben die Pflicht, nicht mehr als unseren Anteil zu nehmen, denn wenn wir alle miteinander verbunden sind, haben wir alle einen bestimmten Anteil.“

Dieser Artikel ist auch in englischer Sprache auf thebetter.news verfügbar und kann frei vervielfältigt werden.
Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1623 Stimmen
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    1623 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 430 Stimmen
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    430 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 344 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    344 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 253 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    253 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 132 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    132 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2782
12. März 2024
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Stefanie Hackl

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