Eine aktuelle Studie aus Deutschland zeigt: Wer von Armut betroffen oder bedroht ist, stirbt bis zu zehn Jahre früher als wohlhabende Menschen. Das heißt auch: Menschen mit wenig Einkommen, die ihr Leben lang Pensionsbeiträge zahlen, finanzieren im Grunde die Pension der Wohlhabenden, die länger leben.
Das Robert Koch Institut hat untersucht, wie groß der Unterschied in der Lebenserwartung von Männern und Frauen ist, wenn sie an bzw. unterhalb der Armutsgrenze leben. Das Ergebnis: Arme Männer haben eine Lebenserwartung von 70,1 Jahren, wohlhabende Männer von 80,9 Jahren. Bei Frauen liegen die Zahlen bei 76,9 Jahren und 85,3 Jahren. Das ergibt eine Differenz in der Lebenserwartung von etwa 10 Jahren.
Die Situation wird sich noch weiter verschärfen, wenn nicht gegengesteuert wird, so Prof. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes:
Vor allem bei chronischen Erkrankungen, Herzinfarkten und Schlaganfällen ist das Risiko, darunter zu leiden, „zwei bis drei Mal höher bei Personen, die von Armut betroffen sind“, erklärt Dr. Thomas Lampert vom Robert Koch Institut. Gründe für die eklatanten Unterschiede in der Lebenserwartung sind psychischer Stress durch Existenzängste, schlechte Arbeitsbedingungen und eingeschränkte Teilhabe an der Gesellschaft.
Ob wir gesund sind, hängt wesentlich davon ab, ob wir uns wertgeschätzt fühlen und selbstbestimmt arbeiten können, ob wir zufrieden sind und optimistisch in die Zukunft blicken. Wenn wir uns jeden Tag fürchten müssen, wie es morgen weitergeht, sind wir anfälliger für Herzbeschwerden, Infektionen und altern auch schneller.
Auch in Österreich führen sich Personen mit wenig Einkommen weniger gesund, wie eine Studie der Statistik Austria im Auftrag des Gesundheitsministeriums zeigt. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen und Männer in der höchsten Einkommensstufe ihren Gesundheitszustand als sehr gut oder gut einstufen, drei Mal höher als bei Frauen und Männern mit niedrigen Einkommen. Arme Personen leiden auch viel häufiger an chronischen Krankheiten.
Diese Situation ist nicht nur für die einzelnen Betroffenen schwer erträglich, sie ist auch gesamtpolitisch ungerecht, wie Prof. Rosenbrock aufzeigt:
Gesundheitliche Probleme und Risikofaktoren auf individuelle Verhaltensmuster zu reduzieren, ist zu wenig. Sichere Arbeitsplätze, faire Löhne, sich erholen können und die Freizeit genießen, sind äußerst wichtige Faktoren für die Gesundheitsvorsorge. Das stärkt die Zufriedenheit, das Wohlbefinden und erhöht so unsere Lebenserwartung.
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