Sozialministerin Hartinger-Klein will 1.400 Trainer für das AMS abbauen. Obwohl eine Studie des WIFO zeigt, dass intensivere Betreuung den Jobsuchenden hilft und dem Staat mehr bringt als sie kostet. Gerade dort, wo die Vermittlung eher schwierig läuft: Bei Älteren und Langzeitarbeitslosen.
Im Regelfall betreut jeder Mitarbeiter des Arbeitsamtes 250 Kunden. Wie viel Zeit eine Betreuer oder eine Betreuerin für die Unterstützung einer arbeitslosen Person hat, ist wichtig – denn umso mehr individuelle Unterstützung kann angeboten werden.
Im Rahmen eines Pilotprojektes und einer Studie von AMS und WIFO wurden in zwei AMS-Geschäftsstellen (Wien und Linz) mehr Mitarbeiter zur Betreuung der Jobsuchenden eingesetzt. Statt der 250 Kunden, hatte jeder Betreuer nur mehr 100 Jobsuchende zu betreuen. Das Ergebnis war eindeutig:
Das Ergebnis der erhöhten Betreuung im Testgebiet:
Das WIFO folgert aus der Studie, dass ein besserer Betreuungsschlüssel die Vermittlungsquote für die Jobsuchenden eindeutig erhöht. Ein Betreuungsverhältnis von 1:100 kommt insbesondere älteren Menschen und Langzeitarbeitslosen zugute. Das sind genau jene Gruppen, deren Arbeitslosigkeit in Österreich kaum sinkt. Mit intensiverer Betreuung kann genau diesen Menschen der Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtert werden.
Die schwarz-blaue Regierung will indes die aktuell positiven Zahlen am Arbeitsmarkt zum Anlass nehmen, im kommenden Jahr Förder- und Schulungsbudgets des AMS zu kürzen. Aus dem AMS hört man, dass im Budget für 2019 200 bis 400 Millionen Euro fehlen werden. Was die Regierung als „Einsparung“ verkaufen wird, könnte für den Steuerzahler letztlich aber ein schlechtes Geschäft werden, wenn man sich die Ergebnisse der WIFO-Studie vergegenwärtigt.
Die Stadt Wien und ihr Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke stemmen sich gegen den angekündigten Personalabbau von 200 AMS-Trainern und 1.200 Trainern aus Einrichtungen, mit denen das AMS gemeinsam Projekte umsetzt. „Aus der Praxis wissen wir: Personen, die es am Arbeitsmarkt besonders schwer haben, brauchen mehr Betreuung, um am Arbeitsmarkt erfolgreich Fuß zu fassen. Das erhöht den Erfolg bei der Vermittlung und spart allen Beteiligten sogar noch Geld“, sagt Hanke.
Kritik kommt auch an der Idee, in Zukunft den Computer entscheiden zu lassen, wer welche Betreuung am Arbeitsamt erhält. Der AMS-Algorithmus wird Jobsuchende in drei Kategorien einteilen. Wer in der letzten Gruppe landet, wird fallen gelassen. In Wien trifft das fast jeden zweiten Arbeitslosen, betroffen sind vor allem Österreicher über 45 und Menschen mit gesundheitlichen Problemen. Befürchtet wird, dass es Punktabzüge vor allem für Frauen, Mütter und über 50-Jährige gibt – sie bekommen dann weniger Betreuungsstunden und Kurs-Angebote.
Der Wiener Wirtschaftsstadtrat verweist hier auf das Beispiel Polen: „Dort zeigt sich, dass Computer-Entscheidungen die Chancen für die Betroffenen minimieren und ein Leben in Mindestsicherung und Langzeitarbeitslosigkeit festschreibt. Für eine so umfassende Umsetzung der Segmentierungsstrategie muss man sich genügend Zeit nehmen und nicht eine Husch-Pfusch-Aktion durchdrücken.“,
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