Arbeit & Freizeit

Andere Länder zeigen: Arbeitszeitverkürzung nützt allen

Während in Österreich die Höchstarbeitszeit auf 60-Stunden die Woche und 12-Stunden am Tag ausgedehnt wird, geht international der Trend in Richtung Arbeitszeitverkürzung. Beispiele aus Neuseeland, Schweden und Deutschland machen deutlich: das bringt Vorteile für alle.

Studien zeigen lange Arbeitstage erhöhen das Unfallrisiko und senken die Produktivität. Vor allem nach der 10. Arbeitsstunde kommt es zu einem deutlichen Leistungsabfall. Viele Unternehmer haben wieder aufgehört, ihre Mitarbeiter 12-Stunden am Stück arbeiten zu lassen, weil bei der Arbeit viel mehr Fehler passiert sind. International wird auf diese Erkenntnisse reagiert und die Arbeitszeit verkürzt. So hat ein Altersheim in Göteborg den 6-Stunden-Tag eingeführt, eine Kommunikationsagentur in Bielefeld testet die 25-Stunden-Woche und in Neuseeland schafft ein Unternehmen für seine Mitarbeiter die 4 Tage Woche.

Alles bei vollem Lohnausgleich. Die Projekte zeigen: die Vorteile überwiegen. Die Mitarbeiter sind zufriedener, produktiver und engagierter bei der Arbeit. Kein Wunder, dass sich auch die Österreicherinnen und Österreicher eine Arbeitszeitverkürzung wünschen:

4 Tage Woche in Neuseeland

8 Wochen lang testete das neuseeländische Unternehmen Perpetual Guardian die 4 Tage Woche für all ihre 240 Mitarbeiter. Die Firma ließ das Projekt von einem Forscher-Team der Auckland Universität beobachten, um den Einfluss auf die Belegschaft und deren Produktivität zu ermitteln. Die Ergebnisse waren so gut, dass die Mitarbeiter von Perpetual Guardian jetzt dauerhaft nur mehr 4 Tage die Woche arbeiten müssen – bei gleichem Lohn.

„Die Produktivität stieg geringfügig an, der Stresslevel sank,“ so der Geschäftsführer von Perpetual Guardian im neuseeländischen Rundfunk.

Die Zufriedenheit mit Beruf und Privatleben stieg von 54 auf 78 Prozent. Außerdem blieb die wöchentliche Produktivität bei geringerer Stundenzahl gleich.

6-Stunden-Tag in Göteborg

Göteborg, die zweitgrößte Stadt Schwedens, hat 2015 ein ambitioniertes Projekt gestartet: Zwei Jahre lang wurden in einem städtischen Altersheim die Arbeitszeiten auf sechs Stunden pro Tag bei vollem Lohnausgleich reduziert. Das Altersheim wurde bewusst ausgewählt, da es sich bei den Angestellten fast ausschließlich um Frauen handelt.

2017 lagen die Erkenntnisse vor: Die Mitarbeiterinnen fühlen sich glücklicher und gesünder. So sank die Zahl der Krankenstände nach einem Jahr auf durchschnittlich 5,8% während der Schnitt in Göteborg bei 12,1% lag. Das alles hatte wiederum positive Effekte auf die Heimbewohner. Auch das städtische Krankenhaus hat die 30-Stunden-Woche getestet – mit durschlagendem Erfolg. Unattraktive Arbeitszeiten hatten zuvor Personalmangel und einen Leistungsabfall verursacht. Mit der Arbeitszeitverkürzung konnten die Leistungen ausgebaut und sogar die Wartezeiten auf Operationen verkürzt werden.

Mehr Arbeitsplätze, weniger Krankenstände

Eine Herausforderung waren die vorerst zusätzlichen Kosten, die für die Kommune entstanden. Da die Bewohner 24-Stunden-betreut werden, wurden weitere Mitarbeiterinnen eingestellt. Das brachte wiederum mehr Jobs und mehr Steuereinnahmen. Langfristig bedeutet das für die öffentliche Hand auch Ersparnisse, weil es  weniger Krankenstände, weniger Invaliditätspensionen und weniger Arbeitslose gibt.

2018 hat Göteborg den 6-Stunden-Tag in zwei weiteren Berufen zu testen begonnen: In einer Vorschule und einem Sozialamt. Auch mehrere Krankenhäuser im Land haben in einzelnen Abteilungen den Sechsstundentag eingeführt.

Tech-Branche als Vorreiterin: Mehr Produktivität, höhere Gewinne

In der schwedischen Tech-Branche funktioniert der 6-Stunden-Tag schon seit vielen Jahren. Allen voran zeigt der Automobilhersteller Toyota wie dies funktionieren kann. Bereits 2003 stellte das Werk in Göteborg auf kürzere Arbeitstage bei vollem Lohn um.

Das Ergebnis zeigte nicht nur zufriedenere und motiviertere Angestellte, sondern auch einen Anstieg in Produktivität und damit den Profiten. Die Gründe hierfür sind simpel: Einerseits wurden unnötig lange Meetings verworfen bzw. effizienter gestaltet. Andererseits ergeben sich im Arbeitstag viel weniger Leerläufe, die mit Social Media oder Internetsurfen gefüllt wurden.

Die Menschen gehen in die Arbeit und erledigen diese fokussierter und konzentrierter. Danach gehen sie nach Hause und haben genügend Zeit, um den Nachmittag mit ihren Familien, Freundinnen und ihren Hobbies zu verbringen.

5-Stunden-Arbeitstag in Bielefeld

Auch in unserem Nachbarland Deutschland gibt es erste Projekte hin zu einer deutlichen Arbeitszeitverkürzung. Eine Kommunikationsagentur in Bielefeld testet momentan sogar eine 25-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Schon jetzt zeigt sich, dass Leerläufe reduziert werden konnten und die MitarbeiterInnen besser und motivierter arbeiten.

Arbeitszeitverkürzung bedeutet bessere Arbeit

In den letzten Jahrzehnten ging der Trend europaweit in Richtung Arbeitszeitverkürzung, denn: Menschen arbeiten dank neuer Technologien produktiver. Arbeitsschritte werden vereinfacht und mehr Zeit für ein Leben abseits der Arbeit wird als erstrebenswert betrachtet. Auch wenn es differenziertere Betrachtungsweisen und unterschiedliche Modelle für verschiedene Branchen braucht, so zeigen alle Versuche: Weniger Arbeit bedeutet bessere Arbeit.

Umso verwunderlicher ist es, dass Österreich nun auf längere statt kürzere Arbeitszeiten setzt.

 

Zum Weiterlesen:

Sechs-Stunden-Arbeitstag: Schweden zeigt die Vorteile (Utopia.de)

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 59%, 1481 Stimme
    59% aller Stimmen 59%
    1481 Stimme - 59% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 382 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    382 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 13%, 314 Stimmen
    13% aller Stimmen 13%
    314 Stimmen - 13% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 222 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    222 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 4%, 110 Stimmen
    4% aller Stimmen 4%
    110 Stimmen - 4% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2509
12. März 2024
×
Von deiner IP-Adresse wurde bereits abgestimmt.

Neue Artikel

Andreas Babler’s Herz und Hirn Rede: Hier sind seine 24 Ideen für Österreich

Am 27. April hielt SPÖ-Chef Andreas Babler in Wieselburg seine "Herz und Hirn"-Rede. Darin präsentierte…

27. April 2024

Industriellenvereinigung fordert 41-Stunden-Woche und weniger Feiertage

Mehr arbeiten bei gleichem Lohn: Die Industriellenvereinigung fordert eine 41-Stunden-Woche. Zusätzlich sollen auch noch Feiertage…

26. April 2024

SPÖ-Chef Andreas Babler will gratis Öffis für alle unter 18

SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler präsentiert am Samstag in seiner „Herz-und-Hirn“-Rede 24 Projekte, die Österreich wieder gerechter…

25. April 2024

ÖVP gegen EU-weites Grundrecht auf Abtreibung

Das EU-Parlament hat das Recht auf Abtreibung zum Grundrecht erklärt - gegen die Stimmen der…

25. April 2024

Die FPÖ in Brüssel: Gegen Mindestlöhne, Lohntransparenz und bessere Arbeitsbedingungen

Das Europäische Parlament hat in den vergangenen fünf Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen…

25. April 2024

ÖVP für mehr Überwachung: Geheimdienste sollen im Messenger mitlesen dürfen

Die ÖVP will mehr Befugnisse für die Geheimdienste, sie soll auch die Nachrichten in den…

24. April 2024