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Dönmez bleibt trotz sexistischem Posting Abgeordneter

Nach dem die Grünen Efgani Dönmez nicht mehr zum Bundesrat nominierten, wechselte er 2017 ins Team vom Sebastian Kurz. Gedankt wurde es ihm mit einem Sitz im Parlament. Auf Twitter ist er jetzt mit einem sexistischen Posting gegen die SPD-Politikerin Chebli aufgefallen. Erst nach zwei Tagen und massiver Kritik löscht der ÖVP-Abgeordnete sein Posting. Die Entschuldigung, die folgt, finden User unbefriedigend. Seinen Abgeordneten-Sessel im Parlament will Dönmez behalten.

Am 31. August kritisiert ein Twitter-User indirekt die SPD-Politikerin Sawsan Chebli. Offenbar unzufrieden mit Chebli stellt er die Frage: „Wie konnte sie jemals Staatssekretärin werden?“ Efgani Dönmez lieferte die Antwort: „Schau dir mal ihre Knie an, vielleicht findest du da eine Antwort 😉“ Dönmez deutet an, Chebli hätte ihre Funktion durch sexuelle Gefälligkeiten erhalten. User und Userinnen, darunter Nicola Werdernigg, haben den ÖVP-Abgeordneten auf Twitter kritisiert – und „übersetzt“, was Dönmez mit Andeutung und Zwinkersmiley gemeint hat: Er hat Chebli untertsellt, sich „hochgeschlafen“ zu haben.

Edit: Der ÖVP-Parlamentsklub hat Dönmez ausgeschlossen. Dönmez selbst will sein Nationalrats-Mandat und das Abgeordneten-Gehalt behalten – dass künftig sogar höher sein wird als zuvor.

Zwei Tage lang hat der ÖVP-Politiker seinen Tweet stehen gelassen. Likes gab es kaum, kritische Antworten und Threads dafür umso mehr. Auch dem Twitter-User, der Chebli ursprünglich kritisiert hat, wurde das Ganze unangenehm. „Ich würde dich bitten diesen Tweet zu löschen. Mein Eingangstweet bietet keine sexistische Interpretation (…)„, schreibt dieser an Dönmez.

Tatsächlich löscht Dönmez am 2. September seinen Tweet. Was folgt ist eine „Entschuldigung“, die erneut für Empörung sorgt. Kritiken an ihm tut Dönmez als „wilde Interpretationen“ ab und behauptet, es stehe nur die „Einstellung“ von Chebli zur Diskussion – die Dönmez allerdings in seinem Tweet gar nicht angesprochen hat. Außer auf Cheblis Knien hat der ÖVP-Politiker auf nichts hingewiesen. Wie genau sein Tweet zu deuten wäre, wenn die Vorwürfe seiner Meinung nach falsch und „wilde Interpretationen“ sind, erklärt er nicht. Obwohl das durchaus interessant wäre:

Eine Entschuldigung, die nicht entschuldigt

Mit seinem letzten „Entschuldigungs“-Tweet gesteht Dönmez dann aber doch ein, dass die „sie hat sich hochgeschlafen“-Interpretation zutreffend war. Er sehe „im Nachhinein, dass ich Frau Chebli herabgewürdigt habe. Das war ein Moment der Schwäche.“ Der schlechte Witz auf Cheblis Kosten war beabsichtigt – nur zu unbedacht gepostet?

Nach Tweet von Dönmez wird sein Rücktritt gefordert

Im Netz mehren sich nun die Rücktrittsforderungen. Dönmez soll sein ÖVP-Mandat zurücklegen. Die Frauenministerin kann sich durchringen, das Verhalten ihres Parteikollegen als „wenig erfreulich“ und als „Entgleisung“ zu kritisieren. Auch die ÖVP-Frauen fordern Dönmez auf, zu gehen.

Chebli ist trotz der Untergriffigkeit durch Dönmez gelassen. Sie weiß am besten, warum sie Staatssekretärin geworden ist. Die deutsche Autorin und Radiomoderatorin Sophie Passmann hat Chebli getroffen und unterstützt auf Twitter:

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1622 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1622 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 429 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    429 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 342 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    342 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 253 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    253 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 131 Stimme
    5% aller Stimmen 5%
    131 Stimme - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2777
12. März 2024
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Kontrast Redaktion

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