Eine aktuelle Studie zeigt: Über zwei Millionen Menschen in Österreich waren im letzten Jahr von Einkommensverlusten betroffen. Über 800.000 Menschen hatten Schwierigkeiten, laufende Ausgaben zu decken. Jetzt kommt die Teuerung oben drauf. 3 von 10 Haushalten kommen nicht mehr über die Runden.
„So geht’s uns heute“ heißt die von Eurostat und dem Sozialministerium finanzierten Studie. Mit ihr will man aussagekräftige Informationen über die soziale Lage der Bevölkerung in Österreich gewinnen. Über 3.500 Personen im Alter zwischen 16 und 69 Jahren haben an der ersten Studien-Runde teilgenommen. Nun wurden sie erneut befragt. Die Ergebnisse des Vergleichs zeigen eine düstere finanzielle Lage für viele im Land: Mehr als ein Drittel gab an, dass sie in den letzten zwölf Monaten von Einkommensverlusten betroffen war. Hochgerechnet bedeutet das: Mehr als zwei Millionen Österreicher:innen verdienen weniger als zuvor. Im letzten Jahr zählten Kurzarbeit bzw. Lohneinbußen zu den Hauptursachen. Nun ist es die Inflation, die dazu führt, dass Menschen weniger Geld zum Leben haben. Aber auch Kürzungen von Sozialleistungen, Jobverlust bzw. Unternehmenspleiten, Pensionierungen und Jobwechsel werden genannt.
Insgesamt ist die finanzielle Situation vieler österreichischer Haushalte angespannt: Etwa 13% der Befragten (hochgerechnet etwa 800.000 Personen) hatten im ersten Quartal 2022 (große) Schwierigkeiten, mit ihrem Haushaltseinkommen die laufenden Ausgaben zu decken. 8% der Befragten (hochgerechnet 500.000 Personen) gaben an, im vierten Quartal 2021 mit der Zahlung von Miete, der Wohnnebenkosten, der Betriebskosten, eines Wohnkredits oder eines Konsumkredits in Verzug geraten zu sein. Für weitere 13% stellten die Wohnkosten stellten eine schwere finanzielle Belastung dar. Rund 14% der 16- bis 69-Jährigen verfügten zum Jahresbeginn 2022 über ein Haushaltseinkommen von weniger als 1.000 Euro pro Monat. Gegenüber dem Jahresende 2021 haben sich die Einkommensverhältnisse in der Gesamtbevölkerung nur geringfügig verbessert. Besonders hart getroffen ist die Gruppe der Arbeitslosen. Dort haben 40% weniger als 1.000 Euro im Monat.
Arbeitslose Personen und erwerbstätige Personen im Niedriglohnsegment zählten zu den am stärksten von finanziellen Schwierigkeiten betroffenen Gruppen. Darüber hinaus stellten fehlende Bildungsabschlüsse, nicht in Österreich geboren zu sein, sowie eine hohe Kinderzahl oder nur ein Elternteil im Haushalt Risikofaktoren dar.
Die Ausgaben steigen, die Einnahmen bleiben aber gleich niedrig. Die Erkenntnisse der „So geht’s uns heute“-Studie decken sich mit den Ergebnissen anderer Analysen:
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) hat in einer Studie erhoben, dass im untersten Einkommens-Zehntel das Haushaltseinkommen die Konsum-Ausgaben nur zu 68 Prozent deckt. Das bedeutet: Die ärmsten Haushalte müssen jeden Monat auf Ersparnisse zurückgreifen – oder sich verschulden – um die ihre Ausgaben decken zu können.
Beim zweiten Einkommens-Dezil decken die Einnahmen nur 87 Prozent des Konsums, beim dritten Einkommens-Dezil nur 94 Prozent. Erst ab dem 4. Einkommens-Zehntel können die Haushalte mit ihren Einkommen ihre Ausgaben decken.
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