Nicht bös sein, aber

Kurz – Kadi – Kanzler

Der Angeklagte stellte sich mannhaft vor die anwesenden Journalistinnen und Reporter und sagte mit fester Stimme:

Der Grund, warum wir alle heute hier sind „(…) ist ein Zusammenspiel aus Politik und WKStA!“

Um  Gottes Willen! Eine Kooperation von Politik und Justiz? Das ist in einer liberalen Demokratie, in der bekanntlich strikte Gewaltenteilung herrscht, ein Verfassungsbruch.

Ach so! Der Angeklagte war vermutlich ein Verschwörungstheoretiker! Ein Impfgegner und Aluhutträger, wie sie zu Corona-Zeiten vom Land johlend und demonstrierend in der Wienerstadt einzogen – und später dann in die niederösterreichische Landesregierung, als Landesräte.

Nein? Dieses Zitat stammt nicht von einem dieser albernen, ewig Gestrigen? Sondern von einem ehemaligen Bundeskanzler dieser Republik? Vom größten Talent der ÖVP seit Wolfgang „wenn ma Dritte werd’n, gemma in Opposition“ Schüssel?

Ja – Basti Fantasti ist offenbar unter die Verschwörungstheoretiker gegangen. Und sein hochbegabter Anwalt scheint ihn dabei nach Kräften zu unterstützen: Denn der forderte noch vor Prozessbeginn gleich einmal den Rücktritt des Richters, weil dieser angeblich ein Naheverhältnis zu Peter Pilz habe. Der Richter hatte seinerzeit einmal in seiner damaligen Funktion als Staatsanwalt etwas mit Pilz zu tun. Das spiegelt naturgemäß kein Naheverhältnis wider. Also wies er das anwaltliche Begehren ab und Herr Pilz kündigte eine Klage gegen den naseweisen Advokaten an.

@kontrast.at #sebastiankurz steht vor Gericht – und greift gleich die Justiz an. #politik #österreich #fyp #kurzprozess ♬ Originalton – Kontrast

Die beiden Mitangeklagten von Herrn Kurz verhielten sich ein wenig anders: Bernhard Bonelli hüllte sich vorerst einmal in Schweigen – möglicherweise auf Anraten seines Beichtvaters vom Opus Dei. Frau Glatz-Kremsner, ehedem Stellvertreterin des Großen Türkisen Vorsitzenden, zeigte sich hingegen beredt und reuig und legte so etwas Ähnliches wie ein Teilgeständnis ab.

Der Richter honorierte dies unverzüglich und bot eine Diversion an: Eine Strafzahlung in Höhe von 160 Tagessätzen muss sie berappen, dann kann die Dame unbescholten und hocherhobenen Hauptes in den wohlverdienten Ruhestand zurückschlendern.

Viele – auch manche ihrer Parteifreunde – fanden diesen ersten Ausgang des Verfahren unbefriedigend, weil viel zu günstig für die Angeklagte.

Nicht bös sein, aber: Durch die glänzenden Jobs, die Frau Glatz-Kremsner bekommen hatte, weil sie als Vize-Vorsitzende im Dienste der „Familie“ tätig gewesen war, bezieht sie mehr als die hierzulande übliche Durchschnittspension.

Konkret gesagt ergeben die 160 Tagessätze bei ihr immerhin ein Bußgeld von 104.060 Euro. Oder, um es in Nehammer-Naturalien auszudrücken: 65.037 McDonalds-Cheeseburger, plus 50 Cent Trinkgeld.

Mahlzeit!

Erwin Steinhauer

Erwin Steinhauer ist ein österreichischer Schauspieler, Kabarettist und Musiker. Er hat in einer Vielzahl von Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt und hat im Laufe seiner Karriere mehrere Auszeichnungen und Anerkennungen erhalten, darunter etwa den Österreichischen Kleinkunstpreis und den Goldenen Romy als beliebtester Schauspieler.

In seiner Kolumne „Nicht bös sein, aber“ betrachtet er innenpolitische Ereignisse auf satirische Weise und bringt die österreichischen Absurditäten auf den Punkt.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1837 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1837 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 16%, 490 Stimmen
    16% aller Stimmen 16%
    490 Stimmen - 16% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 373 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    373 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 291 Stimme
    9% aller Stimmen 9%
    291 Stimme - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 158 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    158 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 3149
12. März 2024
×
Von deiner IP-Adresse wurde bereits abgestimmt.

Neue Artikel

Neutralität adé? ÖVP-Grünen-Regierung will Österreich an die NATO annähern

Die ÖVP-Grünen-Regierung strebt eine Annäherung an die NATO an. Gemeinsam mit Irland, Malta und der…

8. Mai 2024

Vorwärts zurück – Aber bitte mit Vollgas!

Österreichs Konservative scheinen mit Wehmut zurückzublicken. Zuerst haben die Herrschaften der Industriellenvereinigung mit der Forderung…

8. Mai 2024

Die EU-Fraktionen: Diese Parteien kannst du bei der EU-Wahl wählen

Am 9. Juni findet die EU-Wahl statt. Nach der Wahl bilden unsere österreichischen Parteien im…

7. Mai 2024

Extrem – das will Kickl: Arbeiterkammer zerschlagen, Fahndungslisten für Andersdenkende, gegen Klimaschutz

Eine Frauenpolitik aus den 50ern, Zerschlagung der Arbeiterkammer und ein schleichender EU-Austritt: Das sind nur…

7. Mai 2024

Die EU-Politik der FPÖ: Viel für Konzerne, wenig für die Umwelt und Klimaschutz

Das Europäische Parlament beschließt Gesetze zum Kampf gegen die Klimakatastrophe und zum Schutz der Menschenrechte:…

7. Mai 2024

So weit hinten wie noch nie: Österreich stürzt bei Pressefreiheit auf Platz 32 ab

Reporter ohne Grenzen (ROG) veröffentlichen jedes Jahr ein Ranking, wie es um die weltweite Pressefreiheit…

3. Mai 2024