Während in Österreich der Impfstoff schon vor Beginn der Grippe-Saison 2020 knapp wird, versorgt die Stadt Wien die Bevölkerung mit 400.000 gratis Grippeimpfungen. SPÖ-Chefin Rendi-Wagner fordert Gesundheitsminister Anschober (Grüne) auf, auch den Rest Österreichs mit kostenlosen Impfungen zu versorgen.
Die Nachrage bei den Apotheken ist so groß wie nie. In vielen Bundesländern ist der Impfstoff knapp. Apotheken haben bereits ihre Wartelisten geschlossen. Im Bezirk Mistelbach ist die Impfung so gut wie ausverkauft. Der Grund neben der verstärkten Nachfrage: Hamsterkäufe.
SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner fordert, Influenza-Impfungen nicht dem freien Markt zu überlassen: „In Zeiten einer Jahrhundert-Pandemie darf der Gesundheitsminister die Versorgung mit Influenza-Impfstoff nicht dem Privatmarkt überlassen. Das Gesundheitsministerium ist in der Pflicht und muss für genug Grippe-Impfstoff in ganz Österreich sorgen.“
Im Gegensatz zu den anderen Bundesländern hat Wien ein relativ hohes Kontingent an Impfdosen zur Verfügung. Schon im Frühjahr hat man aufgestockt. Bereits im Vorjahr – vor der Pandemie – bestellte man 40.000 Präparaten, im Frühling 2020 weitere 320.000. und zusätzliche 40.000 Dosen einer speziellen Kinderimpfung. Das macht in Summe 400.000 Dosen.
Ziel ist es eine Verdreifachung der Durchimpfungsrate auf 25 Prozent. Dafür werden jeden Tag 3.000 Menschen geimpft. Vor allem Kinder und chronisch Kranke ruft Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zur Teilnahme auf.
Die SPÖ-Chefin sieht in der Aktion ein Vorbild für ganz Österreich: „Die Stadt Wien hat ihre Hausaufgaben gemacht und geht den richtigen Wegen mit der kostenlosen Grippeimpfung für alle. Hier darf es keine finanziellen Hürden geben. Jeder, der sich und seine Kinder impfen lassen will, soll die Möglichkeit dazu haben.“
Nicht nur gegen die Grippe selbst, sondern auch als Vorsichtsmaßnahmen für Corona hält sie die gratis Impfung für wichtig: „Denn der März hat gezeigt, wie wichtig es ist, die Spitalskapazitäten frei zu halten. Wenn sich so viele Menschen wie möglich impfen lassen, schützen wir einander am besten.“
„Wir wissen seit März: Corona und die Grippe sind eine gefährliche Mischung, weil sie dieselben Risikogruppen besonders gefährden. Während wir noch keinen Impfstoff gegen Corona haben, können wir uns alle gegen Grippe impfen lassen“, sagt Rendi-Wagner.
Damit schützt man nicht nur das Umfeld vor einer Ansteckung, sondern auch das Gesundheitssystem, ereklärt Rendi-Wagner: „Die Grippe-Impfung ist das Beste, um eine gefährliche Überlastung der Spitäler, und damit eine Überforderung des Gesundheitssystems zu vermeiden.“
Die SPÖ bringt am Freitag eine Parlamentarische Anfrage an den Gesundheitsminister Rudolf Anschober ein.
Hat der Gesundheitsminister seine Hausaufgaben gemacht? Wird es heuer in Österreich genug Impfstoff geben? Wie viel Grippe-Impfstoff hat das Ministerium für die Grippesaison 2020/2021 beschafft? Sind durch in Erfahrungen im März zusätzliche Impfstoff-Dosen durch das Ministerium beschafft worden? Wann wurde Minister Anschober tätig?
In Deutschland hat das Gesundheitsministerium das ganze Land mit 26 Millionen Dosen versorgt. Umgerechnet auf Österreich sind das 2,6 Millionen Impfdosen – das ist doppelt so viel, wie das Gesundheitsministeriums laut eigenen Angaben angeschafft har.
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