Niederösterreich

Jobgarantie-Projekt in NÖ: ÖVP wollte es nicht, jetzt ist es europäisches Vorzeigemodell

Die ÖVP Niederösterreich war sich dafür zu schade, die Europäische Union hingegen hat das Potenzial erkannt: 2020 startete Sven Hergovich als AMS-NÖ-Chef das Pilotprojekt in Gramatneusiedl. Heute ist er Chef der SPÖ Niederösterreich. Die Idee: Langzeitarbeitslose bekommen eine Arbeitsplatzgarantie – und steigen später wieder in den regulären Arbeitsmarkt ein. Das Projekt wurde heuer sogar durch einen europäischen Innovationspreis ausgezeichnet. Zudem wurde die EU-Kommission aufgefordert, 750 Millionen Euro in die Hand zu nehmen und derartige Modelle EU-weit umzusetzen.

2020 startete unter dem damaligen NÖ-AMS-Chef Sven Hergovich das Modellprojekt Arbeitsplatzgarantie Marienthal, kurzum: „Magma“. Über das Projekt bekommen Langzeitarbeitslose Jobs über die Gemeinde Gramatneusiedl angeboten. Für Personen mit Betreuungspflichten oder gesundheitlichen Problemen gibt es zudem flexible Arbeitszeitmodelle.

Die MAGMA-Teilnehmer erhalten im Anschluss an eine achtwöchige Einstiegsphase einen Transitarbeitsplatz in der Gemeinde. Hier können sie einer gemeinnützigen Tätigkeit nachgehen, die dem Ort hilft. Parallel dazu sucht man für sie eine reguläre Arbeitsstelle. Dort fördert das AMS in den ersten drei Monaten das volle Gehalt und danach bis zu neun Monate zwei Drittel des Lohns.

Jobs schaffen ist günstiger als Arbeitslosigkeit hinzunehmen

Das Projekt läuft bis 2024 und wird von der Universität Wien und der Universität Oxford wissenschaftlich begleitet. Das Projekt kostet insgesamt etwa 7,4 Mio. Euro. 4,9 Mio. Euro davon gehen als Löhne an die Teilnehmer. AMS NÖ-Chef Hergovich rechnet bei der Projektpräsentation vor, dass das AMS mit dem Pilotprojekt sogar Kosten spart: Arbeitslosigkeit kostet den Staat pro Betroffenem mit 20.000 Euro AMS-Leistungen und 10.000 Euro an entgangene Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen 30.000 Euro im Jahr. Die Kosten für einen MAGMA-Teilnehmer belaufen sich auf 29.840 Euro.

Langzeitarbeitslose bekommen am Arbeitsmarkt zu selten eine Chance

Je länger man arbeitslos ist, desto schwieriger ist es, wieder am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Längere Arbeitslosigkeit ist für Betroffene oft schwer zu ertragen. Neben der schlechteren finanziellen Situation belasten Absagen oder Nichtreaktionen auf Bewerbungen und der Druck, einen Job zu finden, die Psyche wie auch die körperliche Gesundheit.

Das „Magma“-Projekt will diese Spirale durchbrechen.

Projekt bekommt Auszeichnung und soll Vorlage für EU-weite Ableger sein

Vor kurzem wurde das „Magma“-Projekt in Warschau mit dem europäischen „Innovation in Politics Award“ ausgezeichnet. Das Projekt setzte sich gegen neun weitere eingereichte Projekte im Bereich „Local Development“ durch.

Jetzt könnte die Wirkung noch größer werden: Der Ausschuss der Regionen fordert die EU-Kommission dazu auf, in den nächsten fünf Jahren mindestens 750 Mio. Euro zu investieren, um nach dem „Marienthal-Vorbild“ Jobgarantie-Projekte in verschiedenen Ländern umzusetzen.

Es hätte auch in Niederösterreich selbst ein breite Aufrollung geben können. In den Verhandlungen mit der ÖVP nach der Landtagswahl 2023 war eine NÖ-weite Jobgarantie eine der zentralen Forderungen der Hergovich-SPÖ. 440 Millionen Euro hätte die Job-Garantie im Endausbau 2028 jährlich gekostet. Die ÖVP erteilte dem eine Absage. Seit März 2023 koaliert die ÖVP unter Johanna Mikl-Leitner mit der FPÖ.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1794 Stimmen
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    1794 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 16%, 479 Stimmen
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    479 Stimmen - 16% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 369 Stimmen
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    369 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 286 Stimmen
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    286 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 151 Stimme
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    151 Stimme - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 3079
12. März 2024
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Kathrin Glösel

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