Inmitten der Corona-Krise landen kubanische Ärzte & Ärztinnen-Teams in Italien und Andorra, um Europa medizinisch zu unterstützen. Das ist jedoch nicht das erste Mal, dass sich der Inselstaat auf diese Weise solidarisch zeigt. Die medizinische Zusammenarbeit mit anderen Ländern gehört in Kuba schon lange zu den Grundsätzen des Gesundheitssystems.
Als 1998 durch Hurrikans in Mittelamerika und der Karibik Tausende Menschen starben und Millionen obdachlos wurden, entsandte Kuba medizinische Hilfe in 5 Länder der Region. Gleichzeitig kündigte der damalige Staatspräsident Fidel Castro die Eröffnung einer Hochschule für Medizin zur kostenlosen Ausbildung von Studierenden aus Entwicklungsländern an. Heute werden an der Escuela Latinoamericana de Medicina in Havanna ständig übe 10.000 Studierende aus mindestens 27 Ländern ausgebildet.
Die 6-jährige Ausbildung zeichnet sich neben der Vermittlung theoretischer Inhalte vor allem durch ihren starken Bezug zur Praxis aus. Wer in Kuba Medizin studiert, macht das nicht nur, um sich auf das Heilen von Krankheiten zu konzentrieren. Die ELAM steht für Solidarität zwischen Kuba und anderen Ländern. Ihre Mission ist die Sicherstellung der medizinischen Grundversorgung und Hilfe bei der nachhaltigen Entwicklung medizinischer Praxis in verschiedensten Regionen der Welt.
Laut dem kubanischen Gesundheitsministerium half Kuba seit 1963 bei über 600.000 Einsätzen in 164 Ländern. Derzeit arbeiten rund 30.000 SpezialistInnen in einigen der ärmsten und medizinisch unterversorgtesten Gebieten der Welt, die meisten davon in Lateinamerika und Afrika. Während der Ebola-Epidemie in Westafrika entsandte Kuba mehr als 460 ÄrztInnen in die betroffenen Regionen. Die kubanische Hilfsmission war damals die größte entsandte Gruppe medizinischen Fachpersonals. Es wurde noch viel mehr Hilfe benötigt, aber mit Ausnahme Kubas war die internationale Reaktion gering und langsam.
Für Kubas medizinische Hilfsmissionen finden sich unzählige Beispiele. Als auf Haiti 2010 die Cholera nach einem Erdbeben ausbrach, entsandte Kuba rund 1.200 ÄrztInnen und HelferInnen. Dieses Team versorgte während der Seuche zwischen 30 und 40 Prozent aller behandelten Erkrankten. Sie waren auch die ersten, die nach den schweren Erdbeben auf Haiti im Jänner 2010 vor Ort waren. Der Koordinator der kubanischen Hilfstruppen Lorenzo Somarriba stellt damals klar:
„Wir kümmern uns nicht um die öffentliche Aufmerksamkeit, wir kümmern uns um die Menschen“
Was ohne die Hilfe Kubas passiert, hat sich beispielsweise in Brasilien gezeigt. Um die massiven Probleme des Gesundheitssystems in den Griff zu bekommen, wurde 2013 „mais medicos“ gegründet. Das Projekt sollte vor allem die medizinische Grundversorgung in armen, ländlichen Teilen des Landes sowie der indigenen Bevölkerung gewährleisten. Über 8.000 kubanische Ärzte und Ärztinnen waren daran beteiligt.
Kuba musste die Zusammenarbeit mit Brasilien beenden, nachdem der brasilianische Präsident Bolsonaro die kubanische Regierung und die Beteiligung des karibischen Landes an „Mais Médicos“ stark kritisierte und ständig neue Bedingungen an den Verbleib der kubanischen Ärzte knüpfte.
Seitdem ist die Säuglingssterblichkeit in indigenen Gemeinschaften stark angestiegen. Daten des Gesundheitsministeriums zufolge sind zwischen Januar und September des letzten Jahres 530 indigene Babys gestorben. Dies entspricht einem Anstieg von zwölf Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahre 2018. Die 301 im Rahmen des Programms arbeitenden hatten 55,4 Prozent der medizinischen Stellen im Bereich der indigenen Gesundheit ausgemacht.
Während sich wohlhabende Staaten an den Kosten dieser Einsätze beteiligen, hilft Kuba ärmeren Ländern ohne eine finanzielle Gegenleistungen. Für derartige Solidaritätseinsätze und »in Anerkennung seiner Verdienste bei der Bewältigung von Naturkatastrophen und Epidemien« ist das »Kontingent Henry Reeve« im Mai 2017 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgezeichnet worden. Aktuell helfen kubanisches Gesundheits-Personal in 22 Ländern gratis.
Kuba bietet an, Hilfe in weitere Länder zu schicken, die mit dem Coronavirus kämpfen. Das US-Außenministerium warnt jedoch davor, diese Hilfe anzunehmen. Auf Twitter schreibt es: „Kuba bietet seine internationalen medizinischen Missionen denjenigen an, die von #COVIDー19 betroffen sind, nur um das Geld wieder gutzumachen, das es verloren hat, als die Länder aufhörten, an dem missbräuchlichen Programm teilzunehmen“. Die entsandten HelferInnen erhalten tatsächlich nur etwa 20 Prozent der Gehälter, die die Gastländer für ihre Hilfe zahlen. Die kubanische Regierung erklärt jedoch, dass sie den Großteil der Überseelöhne behält, um das kostenlose Gesundheitssystem der Insel sowie die kostenlosen internationalen Missionen zu finanzieren. Während das Gesundheitspersonal dort mit wenig Mitteln arbeitet, ist das System darauf ausgerichtet, Krankheiten zu verhindern anstatt auf die Behandlung zu warten.
Nun berichten kubanische Medien, dass die USA medizinische Hilfslieferungen nach Kuba blockieren. Während das Land damit beschäftigt ist, die steigende Anzahl an Corona-Infizierten in den Griff zu bekommen, wird der Transport von chinesischen Atemmasken, Reagenzien für PCR-Diagnosen und Beatmungsgeräten nach Kuba aufgrund der bestehenden Blockade-Gesetze verhindert. Auch die karibische Insel aber ist immer stärker von der weltweiten Corona-Epidemie betroffen. Kubas Botschafter in Beijing Miguel Pereira nannte das Vorgehen „illegal, ungerecht und willkürlich“, denn auch für Kuba „werden die Dinge immer komplizierter sein“.
Jetzt, wo Gesundheitssysteme ins Wanken geraten, könnten sich viele Länder glücklich schätzen über die Hilfe aus Kuba. Die medizinischen Missionen des Inselstaates könnten erneut Leben retten. Laut Mark Weisbrot, Co-Direktor des Zentrums für Wirtschafts- und Politikforschung in Washington sollten diese Bemühungen die US-Regierung eigentlich dazu veranlassen, das fast 60 Jahre alte Handelsembargo gegen Kuba zu überdenken. In einer E-Mail an CNN schrieb er:
„Die Sanktionen haben einen generelleren und tödlicheren Effekt. Sie tragen zu einer allgemeineren Knappheit an lebensrettenden Medikamenten und Geräten bei, weil sie den wirtschaftlichen Abschwung verstärken. Dies bedeutet mehr Knappheit an lebenswichtigen medizinischer Versorgung und mehr Todesfälle“
Dabei sind es genau diese Medikamente, die wir dringend brauchen könnten. Das kubanische Medikament Interferon Alpha 2b hat sich bei Viren mit ähnlichen Eigenschaften wie COVID-19 als wirksam erwiesen. Es stört die Virusvermehrung in den Zellen, was eine Verschlimmerung der Erkrankung und Komplikationen verringern könnte. Seit seiner ersten Anwendung zur Bekämpfung des Dengue-Fiebers hat Interferon seine Wirksamkeit und Sicherheit bei der Therapie von Viruserkrankungen wie Hepatitis B und C, Gürtelrose, HIV-AIDS und Dengue gezeigt. Die Zeit wird zeigen, ob es sich auch als ein Wundermittel in Bezug auf COVID-19 herausstellen könnte.
Klar ist, dass uns die Corona-Pandemie zwingt, bestehende Systeme zu überdenken, vor allem in Bezug auf das Gesundheitswesen und internationale Solidarität. Kubas Gesundheitspolitik verfolgt das Ziel, internationale Zusammenarbeit im Gesundheitswesen sowie die Mobilisierung von Ressourcen zu erleichtern und sollte zukunftsweisend für unsere Gesundheitssysteme sein. Nicht nur in Zeiten der Corona-Krise.
Am 27. April hielt SPÖ-Chef Andreas Babler in Wieselburg seine "Herz und Hirn"-Rede. Darin präsentierte…
Mehr arbeiten bei gleichem Lohn: Die Industriellenvereinigung fordert eine 41-Stunden-Woche. Zusätzlich sollen auch noch Feiertage…
SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler präsentiert am Samstag in seiner „Herz-und-Hirn“-Rede 24 Projekte, die Österreich wieder gerechter…
Das EU-Parlament hat das Recht auf Abtreibung zum Grundrecht erklärt - gegen die Stimmen der…
Das Europäische Parlament hat in den vergangenen fünf Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen…
Die ÖVP will mehr Befugnisse für die Geheimdienste, sie soll auch die Nachrichten in den…