Seit 1. September 2018 verdienen volljährige Lehrlinge in überbetrieblichen Ausbildungsstätten nur 325 Euro monatlich – das ist die Hälfte der bisherigen Lehrlingsentschädigung. Grund sind Kürzungen der Regierungen beim AMS. Die Folgen: Viele Lehrlinge brechen ihre Ausbildung ab, weil das halbierte Ausbildungsgeld nicht mehr zum Leben reicht. Sie landen in Hilfsjobs.
Von 753 auf 325 Euro monatlich ist die Entschädigung für Lehrlinge über 18 Jahren in überbetrieblichen Lehrausbildungen geschrumpft. Die Lehrlinge haben damit in den ersten beiden Ausbildungsjahren über die Hälfte ihres ohnehin schon bescheidenen Einkommens verloren. Erst im dritten Lehrjahr gibt es den vollen Betrag.
Das bringt die Lehrlinge in Bedrängnis, denn die knapp 325 Euro decken bei vielen nicht mal die Wohnkosten ab. Sie müssen ihre Ausbildung abbrechen und kurzfristige Hilfsjobs annehmen, um sich das Leben leisten zu können.
In Österreich machen ca. 9.100 Volljährige eine Lehre in einer überbetrieblichen Lehrwerkstätte. Die Halbierung des Ausbildungsgeldes trifft etwa 5.200 von ihnen. Die Einsparungen durch die drastische Kürzung der Ausbildungsentschädigung dürfte also sehr bescheiden ausfallen. Doch für die Lehrlinge persönlich bedeuten 300 Euro weniger pro Monat eine Katastrophe. Für sie ist das eine Menge Geld, das ihnen künftig bitter fehlen wird.
Eine davon ist Raphaela Buggelsheim. Sie ist 19 Jahre alt und macht eine Ausbildung zur EDV-Kauffrau in Kärnten. Für sie bringt die Halbierung finanzielle Schwierigkeiten mit sich:
Die Konsequenz der Einkommenskürzung ist, dass viele Jugendliche keine Lehre mehr abschließen. In Kärnten kommen jede Woche etwa zehn bis 15 Betroffene zur Arbeiterkammer, um sich beraten zu lassen.
Sie wissen nicht, wie sie mit dem Geld auskommen sollen und lösen die Ausbildungsverträge auf – oder beginnen von vorne herein keine Lehre. Stattdessen werden sie Aushilfsjobs annehmen, in denen sie kurzfristig mindestens dreimal so viel verdienen.
Die Kürzung zerstört diesen jungen Menschen das ganze Arbeitsleben. Die Folge sind unzählige schwer vermittelbare Arbeitslose ohne Ausbildung. Die jungen Erwachsenen halten sich mit Aushilfsjobs über Wasser, später landen sie in prekären Jobs im Niedriglohnsektor. Es ist der Beginn einer Kette von miesen Jobs und Mindestsicherung, aus der sie nur schwer herausrauskommen.
Fast die Hälfte aller Beschäftigten ohne Ausbildung ist instabil beschäftigt. Beschäftigte mit Lehrabschluss sind mit 27,2 Prozent deutlich seltener davon betroffen.
Sowohl für die Jugendlichen als auch für die Gesellschaft ist es besser, ihre Ausbildung zu unterstützen. Was hier kurzfristig „eingespart“ wird – muss später über die Mindestsicherung und soziale Folgekosten mehrfach bezahlt werden.
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