Arbeit & Freizeit

Nach Warnstreiks: Kräftiges Plus für Metaller und Vorbildwirkung für andere Beschäftigte

Die Beschäftigten in der Metall-Branche haben ihre Stärke unter Beweis gestellt. Nach Warnstreiks und Druck aus den Betrieben, mussten die Arbeitgeber in den Verhandlungen einlenken: Um 3,55 Prozent werden die Löhne und Gehälter steigen, die Lehrlingseinkommen um bis zu 6,74 Prozent – dazu kommt mehr Geld für Schichtarbeit.

1,9 Prozent lautete das Angebot der Arbeitgeber zu Beginn der Verhandlungen über die Kollektivverträge in der Metallbranche. 3,55 Prozent sind es geworden, dazu höhere Schichtzuschläge und Lehrlingsentschädigungen (siehe Box) – zusammengerechnet eine Lohnsteigerung von weit über 4 Prozent, wie die Gewerkschaft betont. Dazwischen liegen vier Verhandlungsrunden, Warnstreiks in 350 Betrieben und eine eilig einberufene letzte Verhandlungsrunde am Wochenende in Salzburg.

„Die kräftigen Lohn- und Gehaltserhöhungen sind vor allem ein Erfolg der Beschäftigten. Der starke Druck aus den Betrieben mit den Betriebsversammlungen und Warnstreiks hat auf Arbeitgeberseite für Bewegung gesorgt. Nur so war es möglich, ein sehr, sehr gutes Gesamtpaket inklusive kräftigen Steigerungen bei Schichtzulagen und Lehrlingseinkommen zu schnüren“, sagen die beiden Chefverhandler Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA).

Lohnplus deutlich über die Inflationsrate

Die angekündigten Streiks diese Woche wollte vor allem die Autoindustrie und andere internationale Konzerne in der Branche nicht riskieren. Sie sollen von Arbeitgeber-Obmann Christian Knill und dem Verhandlungsteam verlangt haben, den Gewerkschaften entgegenzukommen. Die Branche kann sich Lohnerhöhungen leisten, Arbeitsausfälle in Zeiten globaler Lieferketten und ohne Lagerung sind dagegen extrem teuer.

Als Mittwoch und Donnerstag Warnstreiks in ganz Österreich stattfinden, luden die Arbeitgeber fürs Wochenende zu einem weiteren Verhandlungstermin nach Eugendorf in Salzburg ein – sie wollten ein neues Angebot machen. In der Nacht auf Sonntag konnte schließlich einen Abschluss erzielt werden. Ab November 2021 werden die Löhne und Gehälter um 3,55 Prozent steigen. Der Abschluss liegt über der aktuellen Inflationsrate von 3,2 Prozent und weit über der Inflation der letzten 12 Monate von 1,89 Prozent, die in Kollektivvertragsverhandlungen üblicherweise herangezogen wird.

Nachdem die 4. Verhandlungsrunde ohne Ergebnis blieb, begannen die Beschäftigten in 350 Betrieben mit Warnstreiks.

Neben dem Lohnplus von 3,55 Prozent wird auch die Lehrlingsentschädigung deutlich steigen – um durchschnittlich 5,5 Prozent auf 800 Euro im ersten Lehrjahr, 1.000 Euro im zweiten, 1.325 Euro im dritten und 1.750 Euro im vierten Lehrjahr. Der Mindestlohn bzw. das Mindestgrundgehalt liegen nun bei 2.089,87 Euro. Bei der Schichtarbeit wurde für die Zulagen ein Etappenmodell über mehrere Jahre vereinbart. Die Forderung war der Gewerkschaft besonders wichtig, weil Schichtarbeit immer häufiger wird und die Maschinen durchgehend laufen. Bei der dritten Schicht soll die Zulage bis 2027 um insgesamt 58,5 Prozent auf vier Euro steigen, die Zulage für die zweite Schicht werde bis November 2023 auf einen Euro verdoppelt.

Vorbildwirkung für andere Branchen

Mit 134.000 Beschäftigten betrifft der Abschluss eine vergleichsweise kleine Gruppe von Arbeitnehmern. Sie sind bei 1.200 Betrieben beschäftigt, die sich in der Mehrzahl im Familienbesitz befinden und stark exportorientiert sind. Zur Metallindustrie zählt auch die Kfz-Zulieferbranche, die in Österreich einer der zentralen Industriezweige ist (z. B. Magna in Graz, das BMW-Werk in Steyr, Opel in Wien-Aspern oder ZKW sowie AVL List).

Die Metaller-KV-Verhandlungen haben traditionell eine starke Signalwirkung für andere Branchen, weswegen sie von den Gewerkschaften besonders engagiert geführt werden. Die Spitalsärzte nahmen das Ergebnis bereits zum Anlass, um ein Gehaltsplus für das Spitalspersonal von fünf Prozent zu fordern, weil das seit knapp zwei Jahren Corona-Pandemie nahezu Übermenschliches leistet. Diese Woche wird außerdem für die rund 600.000 Angestellten im Groß- und Einzelhandel verhandelt. Auch hier fordert die Gewerkschaft ein kräftiges Lohnplus und bessere Bedingungen für Teilzeitbeschäftigte, was speziell für Frauen wichtig ist. Jede 5. erwerbstätige Frau arbeitet im Handel, der Frauenanteil beträgt 63 Prozent, im Lebensmittelhandel sogar 78 Prozent. Die Einkommen sind dort traditionell niedrig.

Der Metaller-Abschluss im Detail

IST-Löhne und -Gehälter: + 3,55 Prozent

Mindestlohn/Mindestgrundgehalt neu: 2.089,87 Euro (+ 3 Prozent)

Zulagen: + 3,55 Prozent

Zulage für die 2. Schicht: + 100 Prozent (in Etappen bis November 2023)

Zulage für die 3. Schicht: + 58,5 Prozent (in Etappen bis November 2027)

Aufwandsentschädigungen: + 2,5 Prozent

Lehrlingseinkommen: + 6,74 Prozent (1. Lehrjahr), + 4,27 Prozent (2. Lehrjahr), + 5,61 Prozent (3. Lehrjahr), + 5,63 Prozent (4. Lehrjahr)

ExpertInnengruppe zur „Arbeitszeitgestaltung“, um bis nächsten Herbst über die Vier-Tage-Woche oder Freizeitoptionen zu verhandeln.

Möglichkeit für Wochenendarbeit bei erhöhtem Arbeitsbedarf wird – befristet auf zwei Jahre – um sechs Sonntage erweitert. Dafür ist die Zustimmung des Betriebsrates oder der Gewerkschaften notwendig.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1703 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1703 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 16%, 455 Stimmen
    16% aller Stimmen 16%
    455 Stimmen - 16% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 360 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    360 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 274 Stimmen
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    274 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 138 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    138 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2930
12. März 2024
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Patricia Huber

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