In Kindergärten und Schulen raufen Kinder in Kleingruppen mit Erwachsenen. Es gibt keine Gewinner oder Verlierer. „Original Play“ soll das ursprüngliche Spiel kleiner Kinder nachahmen und Aggressionen abbauen. Experten schlagen jedoch Alarm. Denn die beteiligten Erwachsenen könnten die Methode für Missbrauch nutzen. Nach schwerwiegenden Vorwürfen aus Deutschland zieht man auch in Österreich Konsequenzen.
„Wildfremde Erwachsene spielen hier auf eine sehr intime Art und Weise in einer geschützten Umgebung mit den Kindern“, erklärt der Kinderpsychiater Karl Heinz Brisch im ZIB2-Interview. Original Play will den Kindern den Eindruck vermittlen: „Das sind Männer, die dürfen mit euch spielen.“ Doch Hirsch sieht das kritisch: Kindern das Rangeln und Raufen beizubringen, sieht er als Aufgabe der Pädagogen und Eltern. Nicht eines externen Vereins.
Das Spiel würde stets auf freiwilliger Basis stattfinden, das Wohl der Kinder an erster Stelle stehen. So schreibt es der Verein in einem offiziellen Statement auf der Homepage.
In Österreich sind momentan zwölf TrainerInnen für Original Play tätig: sechs Frauen und sechs Männer. Sie haben zuvor eine Ausbildung im pädagogischen, sozialen oder gesundheitlichen Bereich absolviert. Um als Spiel-TrainerIn zu arbeiten, reicht laut ORF aber eine zweitägige Ausbildung. Schon nach einem Wochenende (!) werden Erwachsene in Kindergruppen zum Spielen geschickt.
Entwickler und Ausbildner von Original Play ist Fred Donaldson. Er hat Georgraphie studiert. Sein Buch über die Spielmethode sei, so Kritiker, „der Esoterik zuzuordnen„.
Kritik an Original Play wurde in Österreich nach Vorwürfen aus Deutschland laut. Dort wird gegen Original Play ermittelt. Sechs Verdachtsfälle im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch soll es 2018 in Berlin und Hamburg gegeben haben.
Die Vorwürfe reichen von blauen Flecken bis zu konkreten Fällen des Kindesmissbrauchs.
So berichtete ein dreijähriges Mädchen zuhause von Schmerzen im Intimbereich und Po, nachdem sie an einer Original Play Session teilgenommen hat. Ein weiteres Kind erzählte seinen Eltern, eindeutig sexuelle und gewalttätige Dinge während des „Spielens“ erlebt zu haben.
In Österreich gibt es keine genauen Vorgaben, welche externen Vereine von Kindergärten und Schulen engagiert werden dürfen. Im Grunde entscheiden das Gemeinden und Länder, sowie die PädagogInnen. Erste Reaktionen gibt es nun aus den Bundesländern: In Niederösterreich darf der Verein nicht mehr tätig werden. Auch in Wien ist man gegen weitere Kooperationen.
Die Kinderfreunde Wien stellen die Zusammenarbeit gänzlich ein. Ihr Geschäftsführer Christian Morawek betont im Ö1-Interview, dass zwar in Österreich keine Fälle von Missbrauch gemeldet wurden, der Schutz der Kinder aber an oberster Stelle steht. Und man daher Abstand vom Verein nimmt.
SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid fordert einheitliche Qualitätskriterien für Kinderbetreuungseinrichtungen. Anhand dieser soll geprüft werden, welche externen Vereine in Einrichtungen tätig sein dürfen.
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