Die Rechnungen für Gas, Miete und Lebensmittel steigen und Familien finden sich im Dschungel aus Einmalzahlungen nicht mehr zurecht. Und schon kommt für Eltern schulpflichtiger Kinder die nächste schlechte Nachricht: Die Regierung kürzt die Schulstart-Unterstützung für Kinder aus armen Familien von 100 Euro auf 80 Euro.
Es ist eine Zufalls-Entdeckung: Auf der Homepage des Sozialministeriums wird das Schulstartpaket für Herbst 2022 angekündigt. Der Inhalt: Gutscheine für Kinder aus Familien, die auf Sozialhilfe angewiesen sind. Damit die Familien zu Schulbeginn genug Geld für Stifte, Hefte oder die Schultasche haben. Der Umfang: 80 Euro, einlösbar bei Libro und Pagro.
Das klingt erstmal nett, wäre da nicht der Vergleich mit den Jahren davor. Die Aktion gibt es seit 2015, insgesamt wurden seither 300.000 Pakete verteilt. Bisher bestand das Paket nicht aus Gutscheinen, sondern aus Schul-Utensilien: Federpennal, Rucksack, Lineal und Schere – die Kinder konnten zwischen neun verschiedenen Paketen auswählen. Vor allem aber hatte das Paket noch vor einem Jahr noch einen höheren Wert: nämlich 100 Euro.
Die Regierung hat nun – klammheimlich – bei jedem Schulkind 20 Euro gestrichen. Ausgerechnet jetzt, wo der Schulstart viel teurer ist als in den letzten Jahren.
Der Ablauf: Die Familien erhalten zuerst einen Brief. Dann können sie sich einen Termin für die Abholung ausmachen. Sie müssen sich ausweisen und können dann bei Volkshilfe, Caritas und Projektpartnern die Gutscheine holen. Und erst dann können sie einkaufen gehen – bei Libro oder Pagro. Beides sind Geschäfte der MTH Retail Group. Diese ist im Eigentum der „Management Trust Holding“, die einst vom ehemaligen ÖVP-Parteichef Josef Taus gegründet wurde und jetzt von dessen Schwiegersohn Martin Waldhäusl geführt wird.
Noch im letzten Jahr haben sich – laut Sozialministerium – 85 Prozent aller Bezugsberechtigten ihr Schulstartpaket abgeholt. Dass heuer so viele Familien den Weg hin zu den Schulmaterialen schaffen, ist zu bezweifeln. Die Hürde ist höher, um weniger Geld zu bekommen.
Dabei waren die Familien mit der ursprünglichen Paket-Variante überaus zufrieden. Laut einer begleitenden Befragung empfanden bis zu 87 % der Familien das Schulstartpaket als sehr hilfreich. Es geht der Regierung also nicht um Wirksamkeit oder Zufriedenheit, sondern um’s Geld. Um 2,5 Millionen Euro, um genau zu sein. Letztes Jahr lag der Kostenpunkt für die ausgegebenen Schulstartpakete bei 6 Millionen Euro. 5,23 Millionen Euro waren dabei EU-Gelder. 2022 sollen die Kosten auf 2,85 Millionen Euro sinken.
„Ich will nicht, dass man in Österreich ab September Kinder aus ärmeren Familien daran erkennt, dass sie keine Schultasche, oder kein Federpenal haben!“ kritisiert SP-Bildungssprecherin Petra Tanzler die Kürzungen.
@kontrast.at Wo kürzen, wenn nicht bei Kindern! #övp #grüne #österreich #fyp #foryoupage #politik ♬ Originalton – kontrast.at
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