yacht benko bezos (Fotos: Steve Jurvetson/CC BY 2.0; Debbie Rowe/CC BY-SA 4.0; Unsplash - eigene Montage)
Der Ökonom Gabriel Zucman stellt ein Konzept vor, das Milliardäre weltweit in die Pflicht nimmt: Eine Mindeststeuer von 2 Prozent auf ihr Vermögen. Diese Maßnahme könnte jährlich zusätzliche 250 Milliarden US-Dollar in die Staatskassen spülen. Zum Vergleich: mit nur 23 Milliarden Dollar jährlich müsste kein Mensch mehr an Hunger leiden.
Aktuelle Schätzungen der NGO Oxfam ergeben, dass mit 23 Milliarden Dollar jährlich kein Mensch mehr an Hunger leiden müsste. Mit dem zusätzlich eingenommenen Geld ließen sich die Bedürfnisse aller Menschen decken, die derzeit von Hunger und akuter Unterernährung betroffen sind. Oder anders ausgedrückt: Mit weniger als einem Zehntel (genau 9,2 %) der jährlichen Einnahmen einer globalen Mindeststeuer könne man den Hunger auf der Welt beenden.
Weitere Ideen für die Verwendung der zusätzlichen Einnahmen reichen von einer weltweiten Bildungsoffensive und Bildungsprogrammen in Entwicklungsländern bis zum Bau von Krankenhäusern und Gesundheitszentren in unterversorgten Gebieten.
Zusätzlich könnte die Finanzierung von Forschungsprojekten zu globalen Herausforderungen wie Klimawandel und nachhaltige Entwicklung entscheidende Fortschritte ermöglichen. Ein Innovationsfonds könnte zudem Start-ups und innovative Projekte unterstützen, die Lösungen für soziale und ökologische Probleme entwickeln.
Der zentrale Gedanke des Konzepts ist einfach: Alle rund 3.000 Milliardäre weltweit müssen – wenn es nach Zucman geht – mindestens zwei Prozent ihres Vermögens versteuern. Wer bereits einen entsprechenden Beitrag zur Einkommensteuer zahlt, ist von dieser Regelung ausgenommen. So wird das Steuersystem gerechter: All jene, die es bisher geschafft haben, Steuertricks anzuwenden, werden verpflichtet, deutlich mehr zum Gemeinwohl beizutragen. Denn globale Milliardäre zahlen umgerechnet nur bis zu 0,5 Prozent ihres Vermögens an privater Einkommensteuer. Schätzungen zufolge könnten so jährlich etwa 250 Milliarden US-Dollar zusätzlich in die Staatskassen gespült werden.
Im Vergleich: Jeff Bezos besitzt laut aktuellen Zahlen ein Vermögen von über 205 Milliarden US-Dollar. Mark Zuckerberg immerhin 167,1 Milliarden US-Dollar. Mit der Einführung der globalen Mindeststeuer würde also jährlich ein Betrag zur Verfügung stehen, der fast dem Reichtum von Jeff Bezos entspricht.
Im Mai 2024 haben wir den Ökonom Gabriel Zucman zum Interview getroffen. Dabei hat er über die im Dezember 2023 eingeführte globale Mindestbesteuerung für Unternehmen gesprochen.
Jetzt hat er im Auftrag der brasilianischen G20-Präsidentschaft einen Vorschlag für eine globale Mindeststeuer für Privatpersonen erarbeitet und im Juni 2024 vorgestellt und heißt „A blueprint for a coordinated minimum effective taxation standard for ultra-high-net-worth individuals“ (übersetzt etwa „Entwurf für eine koordinierte Mindestbesteuerung von Superreichen“). Darin erklärt Zucman erstmals, wie eine weltweite Mindeststeuer funktionieren könnte.
Die europaweite Initiative “Tax The Rich” setzt sich für mehr Steuergerechtigkeit ein. Zum Beispiel fordert sie die EU-Kommission auf, Vermögen in Europa stärker zu besteuern – ergänzend zu nationalen Abgaben.
Zahlreiche internationale Organisationen wie Attac, Oxfam oder TaxMeNow sowie Millionär:innen wie Marlene Engelhorn unterstützen dieses Vorhaben. Damit “Tax The Rich“ von der EU-Kommission behandelt wird, müssen bis zum Herbst 2024 europaweit mehr als 1 Million Unterschriften gesammelt werden. In Österreich haben bis jetzt 13.395 Menschen unterschrieben. Wer dieses Projekt unterstützen möchte, kann bis 9. Oktober 2024 seine Stimme hier abgeben:
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