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Teuerung

Aktuelle Inflation in Österreich: Immer noch höher als im Euro-Durchschnitt

Die aktuellen Inflationszahlen der EU belegen erneut: In Österreich ist die Inflation immer noch höher als in den meisten anderen Euro-Ländern. Und das, obwohl die Preise hierzulande in den letzten zwei Jahren bereits viel stärker gestiegen sind und sie sich damit ohnehin auf einem sehr hohen Niveau befinden. Expert:innen, wie die renommierte Ökonomin Isabella Weber, sagen schon seit Monaten: Man hätte in die Preise eingreifen müssen. So wie es andere Länder vorgezeigt haben. Kontrast bringt die aktuelle Inflation Österreichs.

Fast im gesamten Jahr 2023 führte Österreich das Ranking mit der höchsten Inflation in Westeuropa an. Während andere Länder wie Spanien und Portugal wirksam und frühzeitig in die Preise eingegriffen haben, haben ÖVP und Grüne unzählige Male Energiepreisdeckel, Mietendeckel und das Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel im Parlament verhindert. Auch Deutschland führte den Gaspreisdeckel ein, während Österreich nur zuschaute. Selbst WIFO-Chef Gabriel Felbermayr gesteht nun ein, dass er der Regierung einen Gaspreisdeckel hätte empfehlen sollen.

Jetzt zeigt sich erneut das Ergebnis dieser Politik: Nirgends stieg der Gaspreis so stark wie in Österreich. Während er in den letzten 3 Jahren im EU-Schnitt um 65% stieg, hat er sich bei uns um 201 % verdreifacht. Das wirkt sich auch auf andere Bereiche aus und ist ein Mitgrund, warum Österreichs Inflation so viel höher ist, als etwa in Deutschland. Ein Ende der steigenden Preise ist also nicht in Sicht. Denn immer noch liegt die Inflation in Österreich bei 3,3 Prozent.

Aktuelle Inflation in Österreich und den Euro-Ländern im Mai 2024

Inflation Österreich im Ländervergleich seit 2022

Expert:innen zur aktuellen Inflation in Österreich: Man hätte in Preise eingreifen müssen

Auch renommierte Ökonom:innen haben der Regierung empfohlen, in die Preise einzugreifen. Darunter etwa Isabella Weber. Sie ist eine der gefragtesten Ökonom:innen weltweit und gilt als „Erfinderin“ des Gaspreisdeckels. Ihrer Meinung nach wäre es wichtig gewesen, die „systemrelevanten Preise zu stabilisieren, damit diese Preis-Schocks nicht durchs ganze System rasseln und diese ganzen Folgeeffekte nach sich ziehen“. Preisbremsen im Energiebereich wären dabei zentral gewesen – ebenso wie Steuern auf die enormen Extraprofite von Konzernen.

Auch Ferdinand Lacina, einer der längstdienenden Finanzminister Österreichs, hat kein Verständnis für das Handeln der Regierung. Früher habe man bei Krisen in die Preise eingegriffen, wie etwa in den 1970er Jahren. Da hatte Österreich in ganz Westeuropa die niedrigste Inflationsrate.

„Einer der Gründe dafür war, dass wir das Preisgesetz angewendet haben. Wir haben real versucht, die Inflation an ihrer Wurzel zu bekämpfen. Das hat man diesmal nicht gemacht, was insofern ein großer Fehler ist, weil wir auf diese Weise umso höhere Anpassungsfaktoren bei den Kollektivverträgen, aber auch zum Beispiel bei den Pensionen haben“, erklärt der Ökonom gegenüber Kontrast.

 

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Hohe Inflation: Bevölkerung hat bereits zehn Milliarden Euro verloren

Wenn die Preise steigen, kann man sich mit dem gleichen Geld immer weniger leisten. In Zahlen heißt das: Beschäftigte und Pensionist:innen haben in nur zwei Jahren 10,4 Milliarden Euro verloren, wie das Momentum Institut berichtet. Besonders EnergieWohnen und Lebensmittel sind teurer geworden. Auch 2024 werden sie weiter steigen – so rechnet das WIFO bei Lebensmittel und Getränke mit einem erneuten Anstieg von 5,25 Prozent im Laufe des Jahres. Löhne und Pensionen sind nicht bzw. erst mit langer Verzögerung nachgezogen. Das brachte den Beschäftigten in den Jahren 2022 und 2023 insgesamt ein sattes Minus von 10,4 Milliarden Euro. Eine Arbeitnehmer:in hat rund 1.400 Euro verloren, eine Pensionistin fast 1.800 Euro. Das ist das Ergebnis der aktuellen Inflation Österreichs.

Doch es gibt auch Profiteure der Krise: Banken und Energiekonzerne haben 2022 und 2023 ein gutes Geschäft gemacht. Bei ihnen sammelten sich 7,8 Milliarden Euro mehr an Kaufkraft an als im Durchschnitt der vier Jahre davor. Bei dieser Summe ist die Inflation demnach bereits berücksichtigt. Während Energiekonzerne mit den hohen Preisen für Strom und Gas enorme Profite gemacht haben, sind es bei den Banken u.a. die hohen Kreditzinsen bei gleichzeitig niedrigen Sparzinsen und hohen Gebühren für die Kund:innen.

Dieser Artikel wurde am 23. Mai. 2024 veröffentlicht und am 13. Juni 2024 aktualisiert.

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xx1xx
xx1xx
26. Mai 2024 07:37

Es liegt also an der österreichischen Politik. Andere fuhren viel besser.

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