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AK-Wahlen: Sozialdemokraten gewinnen – Abrechnung mit der Regierung

Die Fraktion der sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG) feiert bei den AK-Wahlen in Österreich einen Sieg nach dem anderen. ÖVP und FPÖ müssen teils herbe Verluste hinnehmen. Eine Nachwahlbefragung zeigt: Die AK-Wahl wurde zur Abrechnung mit der Regierungspolitik.

Die AK-Wahlen sind geschlagen. Die Ergebnisse sind eindeutig: Während die Regierungsparteien ÖVP und FPÖ verlieren – feiern die sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG) ein Rekordergebnis nach dem anderen. In sieben der neun Bundesländer hat die FSG mehr als 60 Prozent der Stimmen erhalten. Im Burgenland, Oberösterreich und Kärnten sogar über 70 Prozent. 80.000 Stimmen haben sie in ganz Österreich dazugewonnen.

Die Ergebnisse im Detail
FSG ÖAAB-FCG FA-FPÖ AUGE/UG GLB
Burgenland 72,00 17,80 7,60 2,60 2,60
Kärnten 77,60 5,70 13,10 2,60 1,00
Niederösterreich 61,90 21,10 10,30 1,10 0,50
Oberösterreich 71,60 13,40 10,20 4,21 1,16
Salzburg 64,95 14,32 12,16 6,81 1,76
Steiermark 64,40 14,10 11,60 4,70 4,50
Tirol 19,70 61,39 8,65 7,10 1,26
Vorarlberg 47,30 30,15 7,68 5,99 0,76
Wien 60,70 9,80 9,00 8,10 1,30

AK-Wahl: Abrechnung mit Regierungspolitik

Grund für das Ergebnis ist auch der Wunsch, mit der Arbeits- und Sozialpolitik der Regierung eine Absage zu erteilen – wie die Nachwahlbefragung des SORA-Meinungsforschungsinstitutes zeigt.

  • Ein Drittel der Arbeitnehmer ist vom 12-Stunden-Tag betroffen.
  • Mehr als jeder zweite leidet an zunehmenden Druck am Arbeitsplatz und 26 % sind von Outsourcing und prekären Verträgen betroffen.

Und gerade jene, die unter diesen Belastungen am meisten leiden, gingen zu Wahl – bei ihnen ist die Wahlbeteiligung am höchsten.

Sogar FPÖ Wähler wollen Arbeiterkammer als Gegengewicht zur Regierung

Die Beschäftigten sehen also die Arbeiterkammer als wichtigen Verbündeten gegen mehr Druck am Arbeitsmarkt.

Einer der wichtigsten Gründe zur Wahl zu gehen: Die Arbeiterkammer als Gegengewicht zur ÖVP-FPÖ-Regierung zu stärken.

Sogar 56 % der freiheitlichen Wähler sagen, dass es gerade angesichts dieser Bundesregierung eine starke Arbeiterkammer braucht.

74 % Vertrauen der AK – nur 34 % der Regierung

Kaum einer andere Institution vertrauen die Österreicher so sehr wie der AK. Zum Vergleich: 34 % geben an der Bundesregierung zu vertrauen – bei der AK sind es 73 % und damit mehr als doppelt so viele. Aufgrund dieses Vertrauens ist wohl auch die Wahlbeteiligung um 4 % gestiegen.

ÖVP Logik: Weniger Wahltage soll Wahlbeteiligung erhöhen

Die Regierung versuchte im Vorfeld der AK-Wahl das Vertrauen in die Arbeiterkammer zu schwächen. So stellte der Klubobmann der ÖVP, August Wöginger, die Legitimität der AK infrage. Seiner Meinung nach sei die Wahlbeteiligung zu gering. Seine Lösung ist paradox: Die Wahltage sollen auf nur einen Tag zusammengekürzt werden – das würde letztlich die Wahl für viele schwieriger machen und die Beteiligung senken.

Die Beteiligung war aber ohnehin nicht niedrig. Sie liegt deutlich über jener von vergleichbaren Wahlen zu Interessensvertretungen. Die ÖVP will vor allem die Arbeiterkammer angreifen, bei anderen Wahlen stellt sie die Frage der Wahlbeteiligung nicht. Zum Vergleich: Bei den Bürgermeisterwahlen in Salzburg gingen nur 43 % zur Wahl. Der ÖVP Kandidat bekam 56 % und wurde damit von nur 24 % der Salzburger und Salzburgerinnen gewählt. Niemand aus der ÖVP hat aber die Legitimität des ÖVP-Bürgermeisters von Salzburg infrage gestellt.

Schwarzer AK-Präsident: Wöginger geht es nicht um die AK

Dass es Wöginger um eine Schwächung der AK geht, erkennen sogar seine Parteifreunde. So kritisiert gar der schwarze Tiroler AK-Präsident Erwin Zangerl ihn für seine Aussagen.

„Wer glaubt, es gehe ÖAAB-Obmann Wöginger um die AK Wahlbeteiligung, ist blauäugig!“ so Zangerl

Der Arbeiterkammer-Präsident ist sich sicher, dass der obersten ÖVP Arbeitnehermvertreter ÖAAB-Obmann Wöginger nur die Interessen der Regierung verfolgt:

„Ein verlässlicher Partner steht auf der Seite der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und nicht auf der Seite derjenigen, die die Republik umkrempeln und umfärben wollen mit dem Ziel, jeden kritischen Geist und jede kritische Institution aus dem Wege räumen zu wollen“, so Zangerl.

Schlechter Verlierer: August Wöginger

Für seine Politik bekam Wöginger prompt die Rechnung präsentiert. In seinem Heimatbundesland Oberösterreich erreichte die FSG  das beste Ergebnis ihrer Geschichte mit 71 %. Die ÖVP-Liste hingegen verlor 3,7 Prozentpunkte und hat nur noch 13,4 % und stellt keinen AK-Vizepräsidenten mehr. Seine Doppelfunktion als Klubchef im Nationalrat und als oberster ÖVP-Arbeitnehmervertreter sieht er durch das schlechte Ergebnis nicht gefährdet:

„Wir haben auch schon bei der Wahl vor fünf Jahren acht Prozentpunkte verloren“.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1672 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1672 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 16%, 446 Stimmen
    16% aller Stimmen 16%
    446 Stimmen - 16% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 356 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    356 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 268 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    268 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 135 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    135 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2877
12. März 2024
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Marco Pühringer

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