Arbeit & Freizeit

AMS-Algorithmus droht jeden 2. Arbeitslosen in Wien fallenzulassen

Wem das AMS hilft und wen nicht, das entscheidet künftig der Computer. Der AMS-Algorithmus teilt Jobsuchende in drei Kategorien ein. Wer in der letzten Gruppe landet, wird fallen gelassen. In Wien trifft das fast jeden zweiten Arbeitslosen, betroffen sind vor allem Österreicher über 45 und Menschen mit gesundheitlichen Problemen. Wien kritisiert das Aussortieren von 61.000 Wiener Arbeitslosen und wendet sich mit einem offenen Brief an die Sozialministerin

Die Regierung hat die Mittel für Arbeitsmarktpolitik deutlich gekürzt: 2019 steht dem AMS um ein Drittel weniger Geld als geplant zur Verfügung. Das erzeugt Druck auf die Mitarbeiter. Ein Algorithmus soll jetzt für schnelle Vermittlungen und eine bessere Erfolgsstatistik sorgen. Menschen mit guten Arbeitsmarktchancen bekommen schnelle und gute Unterstützung. Menschen mit schlechteren Chancen am Arbeitsmarkt – wie ältere Arbeitslose, Menschen mit gesundheitlichen Problemen oder Mindestsicherungsbezieher – bekommen kaum noch Betreuung.

Weniger Punkte für Frauen, Menschen über 50 und mit Behinderungen

Das geht so: Arbeitslose werden vom AMS mittels Algorithmus in drei Kategorien unterteilt. Dazu werden in den Algorithmus verschiedene persönliche Merkmale eingespeist. Manche bringen Pluspunkte, andere Minuspunkte. Arbeitssuchende über 50 starten gleich mit einem Minus von 0,7 Punkten wegen ihres Alters. Beeinträchtigte Menschen erhalten ein Minus von 0,67 Punkten. Frauen werden doppelt benachteiligt: Sie erhalten zunächst aufgrund ihres Geschlechts einen Abzug von 0,14 Punkten. Außerdem werden für Betreuungspflichten 0,15 Punkte abgezogen – diesen Abzug sieht der AMS-Algorithmus übrigens nur für Mütter, nicht aber für Väter vor.

Der Algorithmus entscheidet darüber, wer Betreuungszeit und Fördergeld beim AMS bekommt. Manche Jobsuchenden werden gefördert, andere aufgegeben.

  • In der A-Kategorie sind leicht vermittelbare Jobsuchende mit wenig Unterstützungsbedarf.
  • Kategorie B fasst Arbeitslose mit guten Chancen zusammen, die intensive Unterstützung bekommen.
  • Jobuschenden der Kategorie C werden Betreuungszeit und Fördergeld entzogen, da ihre Chancen am Arbeitsmarkt schlecht eingestuft werden.

Wer es besonders schwer hat, bekommt weniger

Unterstützung bekommen also künftig nicht die Arbeitslosen, die es am dringendsten brauchen, sondern jene, die die Erfolgsstatistiken der Regierung und des AMS aufpolieren. Statt einer Person, die benachteiligt ist – weil sie z.B. gesundheitliche Probleme hat, oder schlecht ausgebildet ist – mehr Mittel zukommen zu lassen, um diese Nachteile am Arbeitsmarkt auszugleichen, sagt der Computer: Diesem Arbeitssuchenden sollen weniger Mittel zustehen, weil er geringere Chancen hat. Vorurteile (Sexismus, Altersdiskriminierung, Rassismus) und Nachteile am Arbeitsmarkt werden so durch ein Computerprogramm beim AMS einzementiert.

Die Stadt Wien schlägt Alarm

Das AMS arbeitet bereits mit dieser Kategorisierung, „ohne dass es klare Handlungsanweisungen für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gibt, was sie mit dieser Information machen sollen“, kritisieren der Wiener Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke und Wiens Sozialstadtrat Peter Hacker in einem offenen Brief an die zuständige Ministerin Beate Hartinger-Klein. 

Die Wiener Stadtregierung fürchtet schwere Folgen für die Arbeitssuchenden in Wien. Von 140.000 Wienern, die beim AMS gemeldet sind, wird mit 61.000 Personen im C-Segment künftig fast jeder 2. Jobsuchende in Österreich vom AMS benachteiligt.

Um zu verhindern, dass die Hälfte der Wiener Arbeitslosen vom AMS vergessen wird, will die Stadt Wien von der Sozialministerin wissen, welche Betreuung für Menschen im C-Segment geplant ist. Und ob für die Betroffenen zumindest gleich hohe Mittel zur Verfügung stehen wie bisher. Außerdem fordert die Stadt, dass Jobsuchende aus dem C-Segment bei ausdrücklichem Wunsch und sichtbarer Motivation in das B-Segment wechseln dürfen.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1652 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1652 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 440 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    440 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 350 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    350 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 264 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    264 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 134 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    134 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2840
12. März 2024
×
Von deiner IP-Adresse wurde bereits abgestimmt.
Share
Patricia Huber

Neue Artikel

So weit hinten wie noch nie: Österreich stürzt bei Pressefreiheit auf Platz 32 ab

Reporter ohne Grenzen (ROG) veröffentlichen jedes Jahr ein Ranking, wie es um die weltweite Pressefreiheit…

3. Mai 2024

AK-Wahlen: Sozialdemokratie gewinnt – Regierungsparteien verlieren

Die Fraktion der sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG) gewinnen trotz leichtem Minus die AK-Wahlen klar. In sieben…

3. Mai 2024

Die Familie Lopez aus Haslach: Bestens integriert, trotzdem abgeschoben!

2021 kam die Familie Lopez nach Haslach in Oberösterreich. Die Mutter fand schnell Arbeit als…

2. Mai 2024

Fast eine halbe Million Österreicher haben nicht genug zu essen

Armut in Österreich: Fast eine halbe Million Menschen können sich nicht genug zu essen leisten.…

2. Mai 2024

1. Mai – Seine Geschichte und Bedeutung für unsere Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten und faire Löhne

Am 1. Mai wird auf der ganzen Welt der Tag der Arbeit gefeiert. Der Feiertag…

30. April 2024

Niederösterreich: So halbiert eine rote Gemeinde den Strompreis für alle

In der Gemeinde Trumau wird bald Realität, was sich viele lange erträumt haben: Strom zum…

30. April 2024