4-Tage-Woche

Die 4-Tage-Woche kommt jetzt auch in Belgien

In Belgien kommt die 4-Tage-Woche. Zwar nicht in Form einer Arbeitszeitverkürzung – aber einer Arbeitszeitverdichtung. Damit folgt Belgien anderen Ländern wie Neuseeland, Island, Schottland und Spanien, die in Sachen Arbeitszeit auf mehr Flexibilität oder Verkürzung setzen. In Belgien müssen Beschäftigte zudem künftig nach Feierabend nicht mehr für ihre ChefInnen erreichbar sein.

„Die Corona-Krise hat die Art und Weise, wie wir arbeiten, radikal verändert“, erklärte ein Sprecher des belgischen Wirtschafts- und Arbeitsministeriums schon im Oktober des Vorjahres. „Die Idee ist, den Beschäftigten mehr Flexibilität bei der Gestaltung ihrer Arbeitswoche zu geben.“

Die Zahl der Arbeitstage pro Woche wird sich von fünf auf vier reduzieren. Nach dem belgischen Vorschlag würde die Zahl der Arbeitsstunden gleich bleiben. Um den zusätzlichen freien Tag zu erhalten, müssten die Beschäftigten mit Vollzeitjob etwa 9,5 Stunden pro Tag arbeiten.

Regierung einigte sich auf 4-Tage-Woche

Alexander de Croo, Belgiens Premierminister, Foto: BlockSocial

Der Vorschlag wurde innerhalb der belgischen Regierung intensiv diskutiert – über mehrere Monate. Die dortige Koalition besteht aus Liberalen, Sozialist:innen und Grünen aus beiden Landesteilen sowie den flämischen Christdemokrat:innen – in Summe also aus 7 Parteien.

Am 15. Februar verkündete der belgische Premierminister Alexander de Croo, die 4-Tage-Woche einzuführen. „Wir haben zwei schwierige Jahre hinter uns. Mit dieser Vereinbarung setzen wir ein Zeichen für eine innovativere, nachhaltigere und digitalere Wirtschaft. Das Ziel ist es, Menschen und Unternehmen zu stärken“, begründete de Croo den Beschluss.

Beschäftigte können beim Arbeitgeber einen Antrag auf die Umstellung auf eine 4-Tage-Woche stellen. Eine Ablehnung muss der Arbeitgeber gut begründen. Nach sechs Monaten können Arbeitnehmer:innen wählen, ob sie die gewählte Regelung beibehalten oder zur 5-Tage-Woche zurückkehren wollen.

Verhandlungen in Brüssel: Die Regierung hat sich geeinigt, die Möglichkeit auf die 4-Tage-Woche in Belgien einzuführen.

Recht auf Nicht-Erreichbarkeit am Feierabend

Die große Arbeitsreform in Belgien gibt Beschäftigten künftig auch das Recht, nach Feierabend ihre Laptops und Handys auszuschalten. Sie sollen Anrufe von Chefs und Chefinnen ignorieren können ohne negative Folgen befürchten zu müssen.

Die Umsetzung der Reformen in ein Gesetz könnte jedoch Monate dauern, da der Gesetzesentwurf mehrere Lesungen durch Bundesgesetzgeber durchlaufen muss, bevor er in Kraft tritt.

„Die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben wird immer poröser. Diese ständigen Anforderungen können die körperliche und geistige Gesundheit der Arbeitnehmer:innen schädigen“, erklärte der belgische Arbeitsminister Pierre-Yves Dermagne. In der Praxis wird das neue Gesetz für alle Arbeitgeber:innen mit mehr als 20 Mitarbeiter:innen gelten. Von den Arbeitgeber:innen wird erwartet, dass sie mit den Gewerkschaften verhandeln, um das Recht auf Trennung von der Arbeit in die Tarifverträge aufzunehmen.

Immer mehr Länder setzen auf 4-Tage-Woche

Die Diskussionen über die 4-Tage-Woche und über Arbeitszeitverkürzung haben in den letzten Jahren zugenommen. Ein groß angelegter Versuch von 2015 bis 2019 mit einer kürzeren Wochenarbeitszeit in Island ohne Lohnkürzung zeigte, dass die Produktivität gleich blieb und die Beschäftigten weniger Stress und mehr Zufriedenheit empfanden. 86 Prozent der isländischen Beschäftigten arbeiten jetzt kürzer oder haben die Möglichkeit dazu bekommen.

Im März 2021 stimmte die spanische Regierung zu, einen Versuch für eine viertägige Arbeitswoche zu starten.

Und auch in Schottland geht die Tendenz in Richtung 4-Tage-Woche. In einer groß angelegten Studie sagten 80 Prozent der Befragten, sie würden die Vier-Tage-Woche einer 40-Stunden-Woche vorziehen, wenn die Bezahlung gleich bleibt. Das würde ihr Wohlbefinden verbessern, sagen die Menschen. Die schottische Regierung hat daher ein Pilotprojekt gestartet. Sie fördert Unternehmen, die sich daran beteiligen, mit insgesamt 10 Millionen Pfund. 88 Prozent der befragten Arbeitnehmer:innen wären bereit, an dem Projekt teilzunehmen. Befragt wurden 2.203 Personen im Alter zwischen 16 und 65 Jahren.

Wie sollen wir in Österreich die Teuerung bzw. ihre Folgen bekämpfen?

Maximal 4 Antwortmöglichkeiten

  • Steuern auf Arbeit senken, dafür Steuern auf Millionenvermögen erhöhen 23%, 144 Stimmen
    23% aller Stimmen 23%
    144 Stimmen - 23% aller Stimmen
  • Übergewinnsteuer für Energieunternehmen und Banken 21%, 131 Stimme
    21% aller Stimmen 21%
    131 Stimme - 21% aller Stimmen
  • Energiepreise stärker regulieren 15%, 96 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    96 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Mehrwertsteuer auf Lebensmittel streichen 12%, 77 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    77 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Mieterhöhungen für die nächsten zwei Jahre stoppen 12%, 74 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    74 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Ganztagesschulen kostenlose machen 8%, 48 Stimmen
    8% aller Stimmen 8%
    48 Stimmen - 8% aller Stimmen
  • Höchstzinsen für Häuselbauerkredite einführen 5%, 29 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    29 Stimmen - 5% aller Stimmen
  • Mindestzinsen für bestimmte Sparprodukte einführen 4%, 24 Stimmen
    4% aller Stimmen 4%
    24 Stimmen - 4% aller Stimmen
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13. Mai 2024
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Kathrin Glösel

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