Familie & Kinder

Statt mehr Kinderbildung & Betreuung: ÖVP will Großeltern einspannen

In den meisten Bundesländern müssen Eltern Geld zahlen, wenn sie ihre Kinder ganztags in den Kindergarten schicken wollen. Nur in den SPÖ-regierten Bundesländern Wien, Kärnten und dem Burgenland ist Kinderbetreuung gratis. Anstatt sowohl Kinderbildung als auch Betreuung in ganz Österreich kostenlos zu machen, will die ÖVP mit der „Großelternkarenz“ Oma und Opa aushelfen lassen.

In Oberösterreich, Niederösterreich oder Salzburg einen Krippen- oder Kindergartenplatz zu finden, kann schwierig sein. Es sind vor allem Mütter, die beruflich und finanziell darunter leiden, wenn zu wenig Kleinkindbetreuung angeboten wird. Denn das Angebot reicht nicht mal für ein Drittel der Unter-Dreijährigen. Und die Kosten sind beträchtlich: In Niederösterreich kostet ein Platz im Landeskindergarten zwischen 50 und 180 Euro monatlich pro Kind. Weil es so wenige Plätze in öffentlichen Kindergärten gibt, weichen viele Eltern auf private Einrichtungen aus. Und die kosten schon mal 500 Euro monatlich pro Kind – ohne Mittagessen. Viele Kindergärten haben außerdem nur Vormittags geöffnet. Nur in Wien, Kärnten und dem Burgenland haben mehr als 80 Prozent aller Kindergärten länger als 8 Stunden offen.

Anteil der Kindergärten, die länger als 8 Stunden offen haben

Die aktuelle Regierung aus ÖVP und Grünen hätte dafür sorgen können, dass es mehr Kinderbetreuungsplätze in allen Bundesländern gibt. Doch stattdessen schlägt die ÖVP jetzt vor, dass die Großeltern einspringen sollen. Mit der „Großelternkarenz“ sollen Oma und Opa statt den Eltern in Karenz gehen.

Großelternkarenz schmälert die Pension von Oma und Opa

Wenn die Großeltern schon in Pension sind, sollen sie einen Bonus in der Höhe des Kinderbetreuungsgeldes bekommen. Wenn sie noch berufstätig sind, sollen sie sich freistellen lassen können. Dadurch entgehen ihnen aber Berufsjahre am Ende ihres Berufslebens, wodurch sich die Pension verringert. Eine berufstätige Großmutter, die durch ihre eigene Karenzzeit bereits eine geringere Pension hat, würde mit dem ÖVP-Vorschlag also noch weniger Pension bekommen, falls sie sich für die Großelternkarenz entscheidet.

SPÖ fordert Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen & Väterkarenz

Die Bundesfrauenvorsitzende der SPÖ Eva-Maria Holzleitner kritisiert den Vorschlag als „rückschrittlich“ und fordert stattdessen einen Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr. „Die Zeit, die Großeltern mit ihren Enkelkindern verbringen ist natürlich die wunderschönste Zeit“, sagt Holzleitner in der ZIB 2. Jedoch wäre der ÖVP-Vorschlag vor allem für Frauen „ein zweiter Knick im Erwerbsleben“, der sich dann in einer geringeren Pension spürbar mache.

Die Großelternkarenz sei ein „ganz letzter Schritt“, so Holzleitner in der ZIB 2. „Aber die Schritte dazwischen haben wir in Österreich ja bei Weitem noch nicht erfüllt“. Bevor man über so etwas wie Großelternkarenz nachdenkt, sollte man Holzleitner zufolge zuerst dafür sorgen, dass mehr Väter in Karenz gehen. Von 100 Vätern gehen aktuell nur zwei länger als drei Monate in Karenz. Das liegt vor allem daran, dass Frauen immer noch schlechter bezahlt werden als Männer – im Schnitt erhalten Frauen um 12,4 Prozent weniger Lohn.

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7. August 2024
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