Bildung

Homeschooling-Chaos: Fehlende Laptops, schlechte Vorbereitung nach 9 Monaten Pandemie

Home Office klingt eigentlich gemütlich. Kommt Homeschooling dazu, schon nicht mehr so. Die Klagen sind zahlreich – Kinder, Eltern und auch Lehrern. Oft ist Geld das Problem, Kindern fehlt es oft am Platz zum Lernen oder an Laptops. Und die Lehrer, die den Umgang mit Computer nicht gewohnt sind, haben es schwer. Und damit auch ihre Schülerinnen. Unklar ist, warum an einigen Schulen der gesamte Unterricht über „Distance Learning“ per Video-Übertragung läuft und in anderen Schulen kaum Video-Unterricht stattfindet. Best Practice Austausch zwischen den Schulen dürfte es kaum geben. Und die Hauptlast der neuen Umstände tragen wie so oft die Mütter.

Man kennt das inzwischen von den Videokonferenzen. Die wütenden Elternblicke zur Seite mit dem Pssst!-Finger am Mund. Das „Ich hab dir jetzt 3 mal gsagt, dass ich in einer Besprechung bin, fix Teufel, kannst jetzt 15 Minuten den Schnabel halten?“ kann man nur erahnen, der Kollege hat das Mikro auf stumm geschaltet. Eine Kollegin lässt es im Video (scheinbar) stoisch über sich ergehen, wenn das Kind die Zoom-Video-Konferenz zur Homeschooling-Turnstunde macht – mit ihr als Turngerät. Der nächste Kollege nimmt sich an Homeschooling Tagen vorsorglich frei, vielleicht fehlt es ihm an tibetischer Gelassenheit und das Home Office verträgt sich nicht so gut mit dem Homeschooling. Bei der Verteilung der Lasten von Homeschooling gibt es leider auch eine klare Tendenz: die Hauptlast wird sehr oft von den Müttern getragen.

Täglicher Video-Unterricht oder HÜ-Delegation

Jetzt ist einerseits die Nervenstärke unter den Menschen ungleich verteilt, aber andererseits ist auch die Realität offenbar von Schule zu Schule sehr verschieden. In manchen Schulen dürfte es Regel sein, dass der gesamte Unterricht per Video abgehalten wird, in andere Schulen werde größtenteils nur Hausübungen aufgegeben und bewertet. Warum der „digitale Präsenzunterricht“ nicht die Regel ist, darf man sich fragen. Es sollte im Jahr 2020 eigentlich machbar sein. Wir haben doch vor 30 Jahren schon gelernt, dass es in den USA und in Australien Gebiete gibt, wo Kinder am Fernunterricht via Bildschirm teilnehmen, weil die nächste Schule 10 Autostunden entfernt liegt.

Aber warum diese Umstellung so schwierig ist, hat viele Gründe. Die Schwierigkeiten beginnen bei der Technik und enden beim Geld. Weil bei Kindern aus sozial benachteiligten Schichten oft einfach das Geld fehlt für einen Computer oder die Internet-Anbindung.

Was auffällt, ist die unterschiedliche Herangehensweise der Schulen. In manchen Schulen findet der gesamte Unterricht via Video-Konferenzen statt, in anderen Schulen – sowohl Volksschulen als auch weiterführende Schulstufen – steht Distance Learging mit Unterrichtsstunden nicht oder kaum am Plan. Schüler und Lehrerinnen sehen sich oft drei Wochen kein einziges Mal. Es dürfte wenig Austausch bzw. Optimierung nach best-practice-Modellen geben.

Viel Kritik gibt es auch an den der staatlichen Bildungspolitik. Neue Verordnungen lesen die Lehrer kurz vor Inkrafttreten in die Medien. Es gibt wenige Computer und zu wenig FP2-Masken an Schulen, aber es fehlen auch die Konzepte. So gibt es etwa Schüler, die als Risikopatienten zuhause bleiben, während ihre Schulkollegen im Unterricht sind. Aber es gibt für sie keinen Plan für einen Unterricht.

Krasse Benachteiligung: Für Schüler ohne Geld gibt es keine Laptops

Zuallererst müssen die Schulen für geeignete technische Ausrüstung sorgen. Das betrifft Hardware und Software – für Lehrer und Schüler gleichermaßen. Können sich die Lehrer meist noch ein eigenes Gerät leisten für Zuhause, ist das längst nicht bei allen Schülern der Fall. Und es gibt zu wenig Leihgeräte seitens der Schulen. Dass das stundenlange Sitzen vor dem Monitor die Einrichtung eines ergonomischen Arbeitsplatzes erfordert, kommt dazu.

„Für die Bobo-Kinder passt’s eher noch, bei den sozial benachteiligten Familien nicht“, sagt eine Lehrerin stellvertretend für viele Kolleginnen.

Einige Kinder haben keinen Computer zuhause, bei anderen ist die Wertkarte für die Internet-Anbindung nach ein paar Tagen zu Ende. „Was hat das Ministerium den Sommer über getan? Man wusste doch, dass der Herbst kommt.“ Tatsächlich gibt es einen Mangel an Leihgeräten, es können in Österreich nicht alle Schüler mit einem Laptop versorgt werden.

Laut einer Anfragebeantwortung im Parlament haben österreichweit 46.000 Schülerinnen und Schüler keine Computer oder Laptops zuhause. Die fehlen für flächenddeckendes Homeschooling natürlich. Das bedeutet einen Kompetenzverluste für die benachteiligten Jugendlichen. So werden die ohnedies große sozialen Unterschiede nochmals deutlicher und die Corona-Krise hat für viele von ihnen wohl langfristige Auswirkungen auf Bildungs-und Berufslaufbahnen.

Computer und Internet – die Technik ist ein Hund

Die Situation hat auch viele Lehrerinnen vor eine harte Prüfung gestellt. Viele vor allem ältere Lehrkräfte hatten die Hoffnung, dass es ohne große Kenntnisse von Computern, Software und Internet in Richtung Pension geht. Corona hat aber einen Strich durch die lange Rechnung gemacht. Ständige Fortbildung gehört zum Beruf, kann man natürlich einwenden. Aber die Schwierigkeiten kennen die meisten von uns mit älteren Verwandten. Der Computer muss ständig repariert werden (Monitor-Stecker ist nicht ordentlich drin), der Drucker ist kaputt (es wurde auf PDF–Ausgabe statt auf Druck umgestellt), das Internet „spinnt“ schon wieder (Modem einmal aus- und einschalten) und das Mailprogramm „zeigt schon lang keine neuen Mails mehr an“ (weil die Mail-Anzeige auf Größe statt auf Datum gestellt wurde). Und warum soll es 60-jährigen Lehrern anders gehen?

Wo ist jetzt die Hausübung?

Plattformen wie Microsoft Teams sind praktisch, aber Lehrer und Schüler müssen sich einarbeiten. Und oft mit einigen verschiedenen Plattformen umgehen lernen. Das beginnt schon beim Abgeben der Hausübung. Einige Schüler schicken die HÜ per Mail. Andere versenden mit Teams, aber die HÜ landet irgendwo, nur nicht unter „Aufgaben“. Die nächste Schülerin schickt die HÜ über den Chat als Foto, weil sie keinen Computer zuhause haben. Obwohl die Lehrer mit den Schülern eigentlich nicht via WhatsApp kommunizieren dürfen – aus Datenschutzgründen. Andere Lehrerinnen erzählen, dass ihre Schule nur eine gratis Zoom-Video-Lizenz für die Live-Unterricht haben, nach 45 Minuten wird automatisch abgebrochen, alle müssen sich neu in die Videokonferenz einloggen.

Es kommt aber auch vor, dass in Haushalten Video-Konferenzen zum Problem werden, weil 3 Kinder gleichzeitig in der Videokonferenz sind und das die Internet-Kapazitäten sprengt.

Viele Menschen, also auch Lehrer, sind übrigens etwas video-scheu. Der Gedanke, dass man riesengroß am Monitor in 25 Wohnungen gezeigt wird, fühlt sich nicht für alle gleich gut an. Gewöhnungssache.

Stärken von Homeschooling

Ein Vorteil vom Homeschooling per Video ist, dass die Unterrichtsstunden aufgezeichnet werden können. Die Schülerinnen, die im Unterricht fehlen, können die Stunde nachholen. Begleitende Powerpoint-Präsentationen können an alle zum Nachschauen ausgeteilt werden. Das wird alles von der Software unterstützt, die nötigen Skills müssen sich aber Lehrer und Schüler erst aneignen.

2019 hat noch niemand gewusst, wie man in einer Videokonferenz den Bildschirm teilt. Das heißt, man zeigt den Videokonferenzteilnehmern, was am eigenen Bildschirm zu sehen ist. Das hilft beim Erklären von Software, für Powerpoint-Präsentationen oder zum Video vorspielen. „Beim Bildschirm teilen und Film zeigen muss man aufpassen, weil sonst sehen die Kinder, welche Filme man sich sonst noch ansieht“, sagt eine Lehrerin.

„Die Aneignung der Technik fürs Homeschooling war am Anfang schon auch sehr anstrengend, aber das gehört jetzt zum neuen Anforderungsprofil für den Lehrberuf dazu. Ich würde das Distance Learning aber beibehalten, es hat auch Vorteile. Man sollte es tageweise weiterführen. Wenn die Schüler Stöpsel in den Ohren haben und den Laptop oder das Handy vor den Augen, sind sie manchmal weniger abgelenkt als im Klassenzimmer. Sie konzentrieren sich dabei sehr“, schildert eine Lehrer seine Erfahrungen mit dem Video-Unterricht.

Lehrerinnen erzählen

 

Typischer Homeschooling Alltag mit Video Konferenz

Ab der 5. Stunde kann ich nicht mehr mit meinem Laptop reden ohne intellektuelle Zerfallserscheinungen: Was wollte ich jetzt wieder öffnen, wo ist meine Powerpoint hin, hab ich die Liste schon ausgedruckt und was war überhaupt letztes Mal …

– Hallo, wie geht’s euch?
– Fr. Prof, ich hab die Aufgabe in das Word Doc gemacht, aber es hat alles wieder gelöscht beim Hochladen!
– Ok, lass mich mal die Units eintragen (und gefühlte 10 mal wieder austragen)

–  Ah du bist doch da, was war?
– Wer spricht? Ah techn. Probleme!

Dann bricht meine Internet Verbindung ab. 5 Minuten später wieder online, richtige Seite öffnen, richtigen Bildschirm teilen, 25 von 30 min sind um, dann fang ich mal an …

(…)

– 6. Stunde: Der Schüler S. will meinen Hund Bonny am Griller braten. Ich kündige ihm scherzhalber die Freundschaft.
– Fr. Prof, sie können unsere Beziehung doch nicht wegen ihrem Hund beenden!

– Doch kann ich. Können wir jetzt bitte wieder bei der Erörterung weitermachen?

– Aber Fr. Prof ….
– Nix da … wo waren wir? Ah ja – Erörterung- was steht nun in einer Einleitung drin?

– Frau Prof, ich hör sie nicht  mehr, mein Netz ist weg, was kommt zur Schularbeit?

– Ich hab doch gar nix über die Schularbeit gesagt, es geht um die Einleitung vom Text

– Warum heißt ihr Hund eigentlich Bonny ….

(Karin, 49 – Lehrerin an einer Fachhochschule)

Technische Schulen haben es leichter, Maßnahmen zu kurzfristig in den Medien

Ich unterrichte an einer HTL. Wir sind jetzt schon ein paar Wochen länger im Distance Learning. Als technische Schule haben wir natürlich gerade, was die Endgeräte betrifft, einen Vorteil. Wir haben gleich am Anfang des Schuljahres gefragt, wie die Situation der SchülerInnen zu Hause ist, um im Distance Learning entsprechend Geräte verleihen zu können. Der Elternverein hat jetzt auch angeboten, die Internetkosten für Familien, die es finanziell schwerer haben, bis zum Ende des Schuljahres zu übernehmen.

Generell kann man sagen, dass das Distance Learning deutlich besser als im Frühjahr funktioniert. Wir machen Unterricht nach Stundenplan und streamen daher fast alle Stunden. Wir haben vor Kurzem eine Umfrage gemacht, in der die allermeisten SchülerInnen finden, sie lernen jetzt gleich viel oder mehr als im normalen Unterricht. Das liegt sicher auch daran, dass wir im Präsenzunterricht immer wieder Covid-Fälle hatten und daher Klassen und Lehrpersonen in Quarantäne mussten. Die SchülerInnen haben uns natürlich auch gesagt, was nicht passt. So reichen die 5 Minuten an Pause zwischen den Stunden nicht, weil wir LehrerInnen ja gerne Stunden überziehen und dann nichtmal mehr den Weg von eine Klasse in die andere absolvieren müssen. Dieses Feedback haben wir aufgenommen und machen jetzt einfach nach 45min Schluss. Auch die Arbeitsbelastung wurde angesprochen. Wir bemühen uns jetzt, die SchülerInnen weniger zu fordern. Denn man neigt schon auch dazu, ihnen deutlich mehr aufzugeben, weil man ja nicht als „die faule Lehrerin“ gelten will.

Was unerreichbare Jugendliche betrifft, kennen wir dieses Problem eigentlich nicht. SchülerInnen und auch Eltern sind jetzt deutlich besser erreichbar und erwarten diesen Kontakt auch. Die, die allerdings schon im Präsenzunterricht gerne nichts gemacht haben, geben auch jetzt kaum etwas ab. Wir arbeiten daher mit den Jugendcoaches unserer Schule zusammen, die sich dann dieser Fälle annehmen.

Als Schule und Lehrpersonen belastet uns vor allem, dass wir immer erst ganz wenige Tage vorher von den Medien erfahren, wie es weitergeht. Auch nach dieser Phase des Distance Learnings werden wir einfach am Wochenende davor erfahren, was zu tun und umzusetzen ist. Diese Art der Kommunikation von seiten des Dienstgebers, zumal oft mit dem Unterton „ihr bösen Lehrpersonen macht alle die Schulen unsicher und beschwert euch auch noch die ganze Zeit“, macht eine wirklich negative Stimmung. Von der Politik fühle ich mich komplett alleine gelassen, und zwar von allen Parteien. Ich fühle mich machtlos. FFP2-Masken gibt es bei uns noch immer nicht ausreichend, auch eine Maskenpflicht für unsere Jugendlichen scheint nicht geplant zu sein. Dass bei so vielen Menschen im Land eine Infektion einfach in Kauf genommen wird, finde ich extrem tragisch.

Sorgen mache ich mir auch darum, wie es den Schülern meiner Klasse geht. In der Klasse, in der ich Klassenvorständin bin, gibt es drei Schüler aus der Risikogruppe und einen, dessen kleine Schwester zu Hause schwer krank ist. Wir haben daher immer alle Masken getragen. Diese Schüler fragen sich jetzt aber zurecht, warum sie wegen ein paar Tagen Schule jetzt unbedingt vor Weihnachten noch kommen müssen, wenn es im Distance Learning auch geht. Klar könnten die mit Risikoattest daheim bleiben, die Atteste liegen mir auch bereits vor. Es gibt aber eben kein Konzept aus dem Ministerium, wie die Beschulung der betroffenen SchülerInnen dann funktionieren soll. Wir haben jetzt immer jede Woche gemeinsam besprochen, wie die Infektionslage in der Schule ist und ob sie kommen sollen oder nicht. Leider wurde dann zwei Wochen vor den Herbstferien komplett aufgehört, Quarantänebescheide für K1 (KlassenkollegInnen und LehrerInnen) auszustellen oder SchülerInnen zu testen. Da waren wir dann schon alle sehr nervös, angespannt und das Klima in meiner Klasse hat sehr gelitten.

(Sophie, 35 – Lehrerin an einer HTL)

Auch die Eltern sind in der Pflicht

Für Schüler fehlt es weniger an Laptops als an geordneten Strukturen und jemandem, der sie bei der Organisation unterstützt. Als Lehrer muss ich wissen, welche Kinder Zugang zu einem Laptop haben und welche nicht. Die Materialien müssen dann (auch wenn es mühsam ist) entsprechend aufbereitet werden. Eltern wiederum sind in der Pflicht, das Kind (nach Möglichkeit) zu unterstützen und dazu gehört auch, Material bei Nichtvorhandensein eines Laptops wenigstens 1x/Woche von der Schule abzuholen. Das kann nicht zu viel verlangt sein.

(E.P. – Lehrerin)

Schülerinnen erzählen

Mit Videokonferenzen könnte man auch Fragen stellen

Es ist sehr anstrengend, den ganzen Tag am Computer zu sitzen. Man bekommt Aufgaben, die sind irgendwie gleichzeitig Unterricht und gelten auch als Hausaufgaben. Insgesamt ist weit mehr zu tun als sonst.

Man hat den ganzen Tag keine Zeit mehr für irgendwas und das alles zieht sich in den Abend hinein. Manchmal vergisst du Sachen und musst die teilweise noch um halb 11 machen. In der Früh habe ich keine Zeit zum Frühstück und am Abend wenig für Freizeit.

In vielen Fächern sind wir sehr weit hinten, das müssen wir alles noch aufholen. Mit Videokonferenzen wäre das ganze viel einfacher, da man auch Fragen stellen kann. Viele Lehrer geben uns einfach den Stoff und wir arbeiten den ganzen Tag. Sowas finde ich nicht richtig. Und wenn ein Schüler der keine Hilfe bekommt und dann was nicht versteht, wird er noch geschimpft. das finde ich einfach unfair.

Freundinnen aus anderen Schulen kriegen übrigens Doku Videos zum Anschauen, wir nicht. Obwohl das cool wäre.

(Lilli, 12 – 3. Klasse Gym)

Eltern erzählen

Alltag einer dreifachen Mutter mit Homeschooling

Ganz wichtig wäre von Elternseite online-Präsenz für Unter- und Oberstufe täglich zwischen 8 und 9. Damit würden pubertäre Gesamtausfälle schon mal minimiert werden. Die Jugend hat ja die Tendenz, zu Mittag mal aus dem Bett Richtung Bad zu kriechen etc. Vor Nachmittag wird von selbst NIX schulisches eingeplant …

Abgabetermine sollten täglich gg. 14 Uhr sein, sonst tun sie alle NIX, bis 1 Stunde vor Abgabeschluss.

Sinnlose Zusatz-Onlinegeschichten sind auf Null zu setzen (es is mir im 6. Gymnasium egal, ob jemand denkt, für die Matura (!) wird zu wenig getan, diese Eltern mögen sich bei mir melden, es gibt Wichtigeres in diesen Zeiten).

Absolut zu vermeiden sind Online-Präsenzen am Freitagnachmittag in Volksschulen, das wurde schon mal sogar zwischen 17 und 19 Uhr verlangt.

Die Schule sollte die Kinder auch online dazu anhalten an die Luft zu gehen und Sport zu machen, das fällt alles flach und in Realität haben wir (großteils Mütter) nun sehr faule Kinder daheim, die schwer zu Aktivitäten zu motivieren sind.

(Karin, 38 – Kinder 15, 13 und 8; 2 Jungs, 1 Mädchen im 6. Gymnasium, 4. Mittelschule und 3. Volksschule.)

24/7 mit dem Kind in der Wohnung, kein Video-Unterricht

Ich wünschte, sie würden aufhören von „Distance Learning“ zu sprechen – wenn in Wahrheit die Eltern mit dem Kind 24/7 in der Wohnung hocken und als Einzige dafür verantwortlich sind, dass und wie das Kind seine Aufgaben macht. So war es jedenfalls bei uns an der Schule im ersten Lockdown. Alle paar Wochen mussten wir einen Riesenstapel Aufgabenblätter abholen (Lernen soll offenbar auch 2020 noch immer keinen Spaß machen, wenn man sich die fantasielosen, schlecht kopierten Schwarz-weiß-Blätter anschaut) und das Kind dann täglich motivieren, sich da durch zu arbeiten. Von Video-Unterricht keine Rede. Am Ende gab es zwar wöchentlichen Video-Konferenzen mit den Kindern, aber nur um zu chatten, „weil man die Kinder so vermisst“.

Als sich der zweite Lockdown abzeichnete, war mein erster Gedanke: Wenn sie die Schulen wieder dicht machen, dann geh ich auf die Straße! Ich will keine „Lernteppiche“ mehr knüpfen müssen in meinem Zuhause! Nur weil Eltern keine Lobby haben, kann man mit uns schließlich nicht alles machen (hinter dem vermeintlich lustigen „Lernteppich“ zum Beispiel verbergen sich in Wahrheit einfach nur 24 weitere umfangreiche Unteraufgaben auf einer DIN A4-Seite versteckt, was mehrere Tage Bearbeitung bedeutet und eigentlich waren die Aufgaben fast alle gleich). Diesmal war es wenig einsehbar, warum Schulen komplett geschlossen werden sollen (an unserer Schule hab ich von keinem Corona-Fall gehört) , während es gleichzeitig darum ging, wann endlich die Schisaison eröffnet werden kann. Uns jedenfalls war klar: Nochmal kriegen wir das nicht so „locker“ hin….neben der Vollzeitarbeit im Homeoffice den Zweitjob als (wünschenswerterweise für den Hausfrieden doch irgendwie nicht allzu übellaunige) Lehrer/in zu übernehmen.

Damit waren wir offenbar nicht allein – denn mehr als die Hälfte der Kinder in der Klasse unseres Kindes geht – wie unseres auch – jetzt in die „Notbetreuung“. Dort werden die Homeschooling-Aufgaben erledigt, dann gibt’s Mittagessen und um eins geht’s nach Hause. Ich bin sehr froh, dass es dieses Mal so geregelt wurde, dass die Kinder in der Schule die Aufgaben machen können.

Was ich nicht nachvollziehbar finde: In den ganzen Monaten und langen, langen Sommerferien wurde die Zeit – jedenfalls bei uns an der Schule – nicht genutzt, um Video-Unterricht zu organisieren. Warum ist das an manchen Schulen möglich, an anderen nicht? Warum wird das den Schulen selbst überlassen? Die ganze Verantwortung ist so auch dieses Mal einfach auf die Eltern abgewälzt worden bzw. bleibt sie nun wiederum in der Schule, in der sogenannten „Notbetreuung“ – zu der ja selbst vom Kanzler schon im ersten Lockdown die Absolution kam, dass man sie durchaus in Anspruch nehmen darf (es gibt ja nun auch keinen Anspruch auf Sonderbetreuung für diese Zeit). Wir nehmen die Betreuung dieses Mal jedenfalls – ganz schamlos, weil einfach erleichtert – in Anspruch.

(Sabine, 42 – Berufstätige Mutter mit Kind in der 4. Volksschule)

Home Office und Homeschooling ist wahnsinnig zach und dauert zu lang

Homeschooling neben Home Office ist wahnsinnig zach. Wenn man sich konzentrieren soll bei seiner Arbeit und alle 3 Minuten kommt ein „Papaaaa! Papaaaaa, kannst du mir helfen?“ Diese ständigen Unterbrechungen zehren an den Nerven. Du stehst auf, musst dir was anschauen. Manchmal erklärst dann 20 Minuten. Oder es ist eh nur eine kleine Frage. Und du setzt dich wieder zurück zu deiner Arbeit, aber kaum hast dich wieder reingedacht, gehts wieder „Papaaaaa“! Da muss man sich echt zusammenreißen, dass man nicht ärgerlich wird. Aber das Kind kann ja auch nichts dafür. Und es soll ja fragen. Aber wennst jedes mal unglücklich schaust, wenn das Kind „Papa“ ruft, ists natürlich auch nicht gut.
Oft sitzen wir dann da und haben dann beide ein schlechtes Gewissen. Das Kind wegen den vielen Fragen, ich wegen meiner Gereiztheit.

Und umso mehr und öfter das Kind warten muss, desto länger dauert alles. Du sagst „Moment, in 5 Miunten“, worauf das Kind natürlich aufhört zu arbeiten und sich mit etwas anderem ablenkt. In 10 Minuten hast dann Zeit, musst mal die Frage und den Stoff checken. Insgesamt sind dann schon wieder 15 Minuten extra vergangen.
10,15 solche Aktionen und alles dauert gleich 2 Stunden länger insgesamt.
Und so kommts dann, dass das Kind von 9 in der Früh bis 18 Uhr Abends sitzt.
Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das mit 2 oder 3 Kindern funktionieren soll.

(J.D. – Berufstätiger Vater mit Kind im 2. Gymnasium)

Gleiches Angebot für alle Kinder!

Bei meinem Kind ( VS) gibt es keinen online Unterricht…. das finde ich sehr schade, andere Klassen bzw Schulen haben es und da klappt es super, ich finde das auch sehr unfair! Alle Kinder sollten im lockdown das gleiche Angebot bekommen

(E.S.)

Wochen vor dem Lockdown alles vorbereitet

An unserer Schule wurde der Bedarf an Geräten und die Einschulung mit dem Online Unterricht Wochen vor dem Lockdown erledigt, somit konnten Schüler und Lehrer gut vorbereitet in das Home schooling gehen.

(V.W.)

Kein Online-Unterricht in der Oberstufe, nur Hausübungen

Bei meinem Junior…1. Jahr Oberstufe gibt es keinen Unterricht nach Stundenplan. Oftmals nur 1,2 Meetings am Tag.
Einige der Lehrkräfte mussten zum wiederholten Male in MS Teams eingeschult werden…. frage mich wirklich 🤔 wurde da den ganzen Sommer nur geschlafen ?? Vor allem MS Teams ist sehr leicht zu händeln !
Seit den Herbstferien in Französisch (1. Jahr dieses Fach) erst 1 Meeting !!! Ansonsten nur Aufträge, sprich Hausübungen 😡 Wie soll man da ordentlich eine Fremdsprache lernen ??
In den Lateinklassen finden nach Stundenplan die Meetings statt….irre….Latein ist eine tote Sprache !! Französisch eine lebende !!
Aber da diesmal wenigstens alle Lehrkräfte MS Teams verwenden, ist alles nicht mehr ganz so chaosmässig wie von März bis Ende Juni.
Auch mussten wir ein Notebook kaufen, da der PC schon 10 Jahre alt ist
Frechheit……man kann diese vom Staat auferlegten Kosten NICHT in die Arbeitnehmerveranlagung 2020 mit hineinnehmen – lt Auskunft Finanzamt!
Spenden, die man tätigt, kann man…. Anschaffungen für vom Staat gezwungenem Homeschooling aber nicht !!
Aber Steuern abgeben darf man schon jedes Monat

(S.B.)

Kollaborativer Journalismus
Liebe Leserin, lieber Leser!

Dir fehlt was? Poste unterhalb dieses Artikels weitere Informationen zum Thema. Brauchbare Inhalte mit Quellenangabe bauen wir – mit Verweis auf deinen Kommentar – in den Text ein. Alternativ kannst du uns auch ein Mail schicken!
Wie sollen wir in Österreich die Teuerung bzw. ihre Folgen bekämpfen?

Maximal 4 Antwortmöglichkeiten

  • Steuern auf Arbeit senken, dafür Steuern auf Millionenvermögen erhöhen 22%, 76 Stimmen
    22% aller Stimmen 22%
    76 Stimmen - 22% aller Stimmen
  • Übergewinnsteuer für Energieunternehmen und Banken 19%, 66 Stimmen
    19% aller Stimmen 19%
    66 Stimmen - 19% aller Stimmen
  • Energiepreise stärker regulieren 16%, 55 Stimmen
    16% aller Stimmen 16%
    55 Stimmen - 16% aller Stimmen
  • Mehrwertsteuer auf Lebensmittel streichen 14%, 47 Stimmen
    14% aller Stimmen 14%
    47 Stimmen - 14% aller Stimmen
  • Mieterhöhungen für die nächsten zwei Jahre stoppen 10%, 35 Stimmen
    10% aller Stimmen 10%
    35 Stimmen - 10% aller Stimmen
  • Ganztagesschulen kostenlose machen 9%, 29 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    29 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Höchstzinsen für Häuselbauerkredite einführen 5%, 17 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    17 Stimmen - 5% aller Stimmen
  • Mindestzinsen für bestimmte Sparprodukte einführen 4%, 15 Stimmen
    4% aller Stimmen 4%
    15 Stimmen - 4% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 340
Voters: 101
13. Mai 2024
×
Von deiner IP-Adresse wurde bereits abgestimmt.
Share
Gerald Demmel

Neue Artikel

Wenn Affen lesen lernen…

             

14. Mai 2024

Das war die „Herz und Hirn“-Rede von Andi Babler

Am 27. April 2024 fand in Wieselburg der Bundesparteirat der SPÖ statt. Dort hielt der…

13. Mai 2024

Parlament, Kommission & Europäischer Rat: Die EU-Institutionen einfach erklärt

Die Europäische Union (EU) vereint 450 Millionen Menschen in Europa. Damit ist sie eine der…

13. Mai 2024

Gesundheitssystem auf der Kippe: Immer mehr Patienten für immer weniger Kassenärzte

Immer weniger Kassenärzt:innen, dafür immer mehr Wahlärzte: Eine gute und schnelle Gesundheitsversorgung ist zunehmend eine…

10. Mai 2024

4-Tage-Woche: Jetzt testet sogar die Schweiz

Nach großangelegten Pilotprojekten zur 4-Tage-Woche in Großbritannien, Südafrika und Australien, zieht jetzt auch unser Nachbarland…

10. Mai 2024