Eine Wohltätigkeitsorganisation hat ein massives Konjunkturpaket für das ländliche Kenia umgesetzt: 10.500 Haushalte bekamen je 1.000 Dollar. Eine Studie untersuchte die Effekte. Das Ergebnis: Die gesamte Bevölkerung profitierte davon und jeder investierte Dollar ließ die Wirtschaft um 2,6 Dollar wachsen. Auch Österreich kann viel davon lernen.
Die Organisation „GiveDirectly“ wurde vor elf Jahren von Wirtschaftswissenschaftlern gegründet. Sie wollten der Bevölkerung in besonders armen Regionen Afrikas helfen und gleichzeitig die wirtschaftlichen Effekte ihrer Tätigkeit untersuchen. Die Idee ist einfach: Ein ausgewählter Personenkreis erhält Geld. Einfach so und ohne Auflagen. Den Menschen wurde einfach vertraut, dass sie das bedingungslose Grundeinkommen sinnvoll verwenden und wie sich zeigt: Sie hatten recht. Die örtliche Wirtschaft wuchs und es ging allen besser – nicht nur den Geld-Empfängern. Eine besonders umfangreiche Studie wurde in Kenia im Siaya County, in der Nähe des Victoriasees durchgeführt.
„GiveDirectly“ verteilte etwa 1.000 Dollar an 10.500 Haushalte. Ausgezahlt wurde der Betrag in acht Raten. Einziges Kriterium, um Teil des Projekts sein zu können: Man musste in einem Haus mit einem Strohdach leben. Mit dieser Methode ließ sich am einfachsten erkennen, wer zu den Ärmsten im Dorf gehörte. Wer in Kenia im bescheidenen Wohlstand lebt, hat in der Regel ein Metalldach. Und tatsächlich: Eine der auffälligsten Änderungen durch das Projekt war, dass die Häuser plötzlich bessere Dächer hatten.
Das veränderte Dorf-Bild war aber nur ein kleiner Teil der Veränderung, die das Projekt ermöglichte. Die über zehn Millionen Dollar, die die Organisation in die Hand nahm, führten zu einem regelrechten Wirtschaftswunder. Jeder investierte Dollar ließ das örtliche erwirtschafte BIP um 2,6 Dollar wachsen. Um eine Vorstellung der Größenordnung des Projekts zu bekommen: Das Programm belief sich auf etwa 15 Prozent der regionalen Wirtschaftsleistung – das ist das Dreifache des Konjunkturpaketes, das Obama zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise 2008 schnürte.
Normalerweise geht man davon aus, dass bei einem für die Region so hohem Geldzufluss die Waren teurer werden müssen und diese Befürchtung hatten auch die Wirtschaftswissenschaftler. Das war aber nicht der Fall: Die Inflation blieb mit 0,1 Prozent sehr niedrig. Das bringt spannende Erkenntnisse für die Wirtschaftspolitik in ärmeren Regionen der Welt. Dass die Teuerungsrate nicht stieg, hat damit zu tun, dass die dortige Wirtschaft noch hohe ungenützte Kapazitäten hatte, stellte etwa Gharad Bryan, ein Wirtschaftsprofessor an der London School of Economics, fest:
„Jeder, der schon einmal in ähnlichen Dörfern war, wird die großen Mengen an ‚überschüssiger Arbeit‘ gesehen haben. Es ist ein Markenzeichen vieler Entwicklungsländer, dass es einfach nicht viel zu tun gibt. In diesem Fall scheint das Geld die Leute dazu zu ermutigen, etwas auszugeben, und das verursacht eine Erhöhung der Anzahl der produktiven Arbeitsstunden in der Wirtschaft.“
Neben der befürchteten Inflation, gab es aber auch ein zweites Bedenken beim Projekt: Was würden die Menschen davon halten, die keine 1.000 Dollar erhalten? Andere Studien legen nahe, dass die Zufriedenheit bei dieser Gruppe kurzfristig zurückgeht. Sie empfinden Eifersucht und sozialen Druck mit dem neuen Wohlstand der Nachbarn mitzuhalten. Sieht man sich aber die Ergebnisse langfristiger an, wird klar: Alle Bewohner der Region konnten davon profitieren.
Auch Haushalten, die keine Transfers erhielten, ging es durch das Projekt besser. Ihre Ersparnisse und ihr Einkommen stiegen. Sie konnten in den in den folgenden anderthalb Jahren durchschnittlich 334 Dollar mehr ausgeben, ähnlich viel, wie die Haushalte, die direkt vom Programm Geld erhielten. Die Erklärung ist einfach: Die Menschen, die 1.000 Dollar erhielten, waren die ärmsten der Bevölkerung. Sie benötigten das Geld für dringende Anschaffungen – ließen sich ein neues Dach oder Möbel bauen. Der Handwerker hatte eine bessere Auftragslage, ging darum in ein lokales Restaurant essen und so weiter.
Das Experiment von „GiveDirectly“ ist ein Kontrastprogramm zur Entwicklungshilfe von vielen europäischen Ländern und auch Österreich. Statt der dortigen Wirtschaft zu helfen, fördern wir Infrastruktur-Projekte, die vor allem europäischen Firmen zugutekommen.
Das Projekt hat aber vor allem eines gezeigt: Gibt man der lokalen Bevölkerung Geld, wird es für sinnvolle Anschaffungen verwendet. Die dortige Wirtschaft wächst ohne starke Inflationseffekte und die gesamte Bevölkerung profitiert. Die Menschen konnten frei über das Geld bestimmen und das ist gut so.
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