„Die Presse“ berichtet in ihrer Ausgabe vom 1. September von „Fake News über die wachsende Ungleichheit“. Grundlage dafür ist eine gemeinsame Studie zweier von der Industrie bezahlter Institute. Im Artikel selbst wird die extreme Ungleichheit zwischen arm und reich ausgespart, der Vorwurf „Fake News“ wird zum Bumerang. Eine Replik.
Die mittlerweile gigantische Ungleichheit zwischen den obersten ein bis drei Prozent und dem Rest der Bevölkerung in Österreich liegt nicht an den Einkommen durch Arbeit. Denn die sind trotzdem relativ gleich verteilt, nur rund 5 Prozent der Einkommen liegen über der Höchstbemessungsgrundlage und die Initiative für 1.500 Euro Mindestlohn sichert Vielen ein gutes Auskommen. Das verdanken wir in erster Linie den Kollektivverträgen.
Aber auch im Bereich der Löhne wächst in den letzten 30 Jahren die Ungleichheit. So ist der Anteil der höchsten 10% der Einkommen an der gesamten Lohnsumme um rund 20% gestiegen, der Anteil der ärmsten 20% hingegen um 60% gesunken. Hinzu kommt die ungerechte Verteilung zwischen den Geschlechtern: Auch im Jahr 2017 verdienen Frauen im Schnitt 21,7 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.
Ein krasses Beispiel für die Auseinanderentwicklung der Einkommen sind die ManagerInnengehälter: Noch im Jahr 2003 haben ATX-ManagerInnen das 20-fache ihrer MitarbeiterInnen verdient, heute ist es bereits mehr als das 50-fache. All das zeigt: selbst bei den Einkommen wo Österreich hinsichtlich der Verteilung relativ gut liegt, gibt es viele Zusammenhänge, wo Ungleichheiten und Ungleichbehandlungen zunehmen. Gerade weil viele Menschen davon betroffen sind, muss dies auch öffentlich verhandelt werden.
Wer sich seriös mit den Ungleichheiten in unserer Gesellschaft beschäftigt, kommt schnell auf die Vermögensverteilung. Denn hier sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: das reichste Prozent in Österreich besitzt 37 Prozent des Gesamtvermögens, die reichsten 10 Prozent besitzen fast 70 Prozent. Nur um das zu veranschaulichen:
Gehört man zu diesem obersten Prozent verfügt man über ein durchschnittliches Nettovermögen von 12,6 Millionen Euro, gehört man zu den reichsten 10 Prozent hat man durchschnittlich immer noch über 2,2 Millionen Euro auf der Seite. Dem gegenüber stehen die „restlichen“ 90 Prozent: Hier liegt der durchschnittlich Besitz knapp über 110.000 Euro.
Stellt man das auf der Waage stehen einem Superreichen rund 110 DurchschnittsösterreicherInnen gegenüber.
Dass diese Ungleichheit und die damit verbundene Konzentration finanzieller Macht schnell auch zu politischer Macht wird, zeigt nicht zuletzt KTM Chef Pierer und seine „Spenden“ an Sebastian Kurz. Durch finanzstarkes Lobbying oder die Unterstützung bzw. Gründung von Parteien und Think Tanks kann entweder direkt oder indirekt auf die öffentliche Meinung und auch auf politische Entscheidungen Einfluss genommen werden. Selten geht es hierbei um das Wohl der Allgemeinheit als darum sein persönliches Interesse durchzusetzen, selbst wenn dieses im krassen Widerspruch zum Allgemeinwohl steht.
Aber nicht nur wenn es um das Vermögen geht, sind die obersten Prozent unserer Gesellschaft mehrere Galaxien von den DurchschnittsösterreicherInnen entfernt. Ein massiver Faktor, der diese Ungleichheit weiter verschärft ist das Erben.
Gehört man zum reichsten Prozent erbt man mit einer 75 prozentigen Wahrscheinlichkeit ein Vermögen von 3,3 Millionen Euro – steuerfrei versteht sich.
Die restlichen 90 Prozent haben eine knapp 30 prozentige Wahrscheinlichkeit auf rund 120.000 Euro, die „untersten“ 20 Prozent haben nicht einmal eine 15 prozentige Wahrscheinlichkeit auf knapp 14.000 Euro. Bleibt diese Ungleichheit so, droht uns ähnlich wie in der Monarchie eine Gesellschaft von einer Handvoll Erben, die selbst nichts leisten müssen, um sich trotzdem vieles leisten zu können.
Durch all diese Ungleichheiten bildet sich eine kleine aber finanzstarke Elite heraus. Zwischen ihr und dem Rest der Bevölkerung existiert eine gläserne Decke. Diese zu durchbrechen ist die Herausforderung unserer Zeit. Wer also wachsende Ungleichheit als Fakenews bezeichnet und sich gegen eine Besteuerung von Erbschaften und Vermögen ausspricht, festigt diese Decke ganz bewusst.
Man stellt sich dann auch gegen die Vision einer glücklicheren Gesellschaft. Denn bereits 2009 haben Wilkinson und Pickett nach jahrzehntelanger Forschung nachgewiesen, dass gleichere Gesellschaften die glücklicheren sind: Soziale Spannungen, die Lebenserwartung, Gesundheit, Bildung, Geburtenrate, Verbrechensrate und vieles mehr stehen in einem direkten Zusammenhang zur gleicheren Verteilung von Vermögen und Einkommen. Geht es um das Glück der großen Zahl ist das jede Berichterstattung wert.
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