Tierschutz

Schweinezucht-Skandal: Ehemaliger Bauernbund-Funktionär unter Tierquälerei-Verdacht

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) hat am Mittwoch erschütternde Aufnahmen aus einem Schweinezucht-Betrieb in St. Pölten veröffentlicht. Sie zeigen tote Ferkel in Mistkübeln und Schweine, eingepfercht in körpergroßen Käfigen. Die Tierschützer haben Anzeige wegen Tierquälerei eingebracht. Bei dem Schweinezüchter dürfte es sich um einen ehemaligen Bauernbund-Funktionär handeln. 

In dem niederösterreichischen Schweinezucht-Betrieb dürften 150 bis 200 Mutterschweine ihr Leben lang in körpergroße Käfige eingesperrt gewesen sein. Das verstößt gegen das Tierschutzgesetz. „Die Verschlussmechanismen und das Beschäftigungsmaterial im Gruppenbereich sind völlig verstaubt“, heißt es vom VGT. Die Käfige dürften also nicht regelmäßig geöffnet worden sein. Weiters sollen allen Schweinen die Schwänze abgeschnitten worden sein, was EU-Richtlinien widerspricht. Kastrationen sollen ohne Betäubung oder entsprechende Schmerzlinderung erfolgt sein. Verletzte und kranke Ferkel wurden nicht versorgt, sondern leidend liegen gelassen. Die Tierschützer haben eine Anzeige wegen Tierquälerei bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten eingebracht.

Schweinezüchter war ÖVP-Funktionär

Bei dem Schweinezüchter dürfte es sich um einen ehemaligen hohen Funktionär des ÖVP-Jungbauernbundes handeln. Jahrelang war er Obmann der Jungbauernschaft in Niederösterreich. Die Jungbauernschaft ist die Jugend-Organisation des Bauernbundes, einer Teilorganisation der ÖVP.

Seit 2011 ist die Haltung von Schweinen in körpergroßen Käfigen, sogenannten Kastenständen, verboten. Einzige Ausnahme sind maximal zehn Tage zur Befruchtung. Die Schweinezucht-Industrie versuchte, das Gesetz des damaligen Gesundheitsministers Alois Stöger (SPÖ) mit aller Macht zu verhindern. Mit dabei war eben jener Bauernbund-Funktionär, den die Aufnahmen des VGT jetzt belasten.  

„Dieser Mann, der Schweine auf die furchtbarste Weise quält, ist die Stimme jener, die sich gegen jede Verbesserung des Tierschutzrechts stemmen. Wer so mit Schweinen umgeht, hat jedes Recht verwirkt, an der Debatte über die Zukunft der Schweinehaltung teilzunehmen“, sagt VGT-Obmann Martin Balluch.

Der Bauernbund ist seit Jahrzehnten eine wesentliche Kraft gegen Verbesserungen beim Tierschutz in Österreich – aktuell etwa gegen das Verbot der Vollspaltenböden. 60 Prozent aller österreichischen Zuchtschweine leben nicht auf Stroh oder Erde, sondern auf Betonplatten mit Spalten. So auch die Tiere in dem niederösterreichischen Skandal-Betrieb. Spaltböden sorgen dafür, dass Urin und Kot abfließen und ersparen den Bauern Arbeitszeit bei der Reinigung. Den Schweinen bringen sie Leid, Krankheiten und Geschwüre. 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind gegen diese Praxis

Tierschutz-Organisationen wie der VGT fordern seit Jahren ein vollständiges Verbot von Vollspaltenböden. In den Niederlanden, Dänemark, Finnland, Schweden und der Schweiz ist es bereits Realität. Doch in Österreich verhindert die ÖVP das Verbot trotz der Kritik seit Jahren. Einen Antrag im Parlament 2019 lehnte die Volkspartei gemeinsam mit der FPÖ ab, Vorstöße des Gesundheitsministers werden abgeschmettert

„Die ÖVP blockiert eine Verbesserung für die Tiere seit 25 Jahren. Es wäre das Mindeste, dass sie sich dazu äußert“, findet Balluch.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 59%, 1472 Stimmen
    59% aller Stimmen 59%
    1472 Stimmen - 59% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 382 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    382 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 308 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    308 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 220 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    220 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 4%, 109 Stimmen
    4% aller Stimmen 4%
    109 Stimmen - 4% aller Stimmen
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12. März 2024
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Kontrast Redaktion

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