Um 7 Jahre leben Top-Verdiener im Schnitt länger als Geringerverdiener. Und die Schere in der Lebenserwartung geht immer weiter auseinander, wie jetzt eine deutsche Studie zeigt. Sie beschäftigt sich mit der Lebenserwartung von PensionistInnen über 65 Jahre: Lag die Lebenserwartung von Top-Verdiener unter den Pensionisten mit Jahrgang 1928 noch 4 Jahre über jener von Kleinverdienern, liegt sie für PensionistInnen mit Geburtsjahr 1948 bereits 7 Jahre auseinander. Für die Pensionen heißt das: Menschen mit niedrigen Einkommen finanzieren letztlich die Pensionen für Menschen mit hohen Einkommen.
Ökonomen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) haben Daten der deutschen Rentenversicherung ausgewertet und kommen zu einem klaren Schluss: Das Einkommen beeinflusst deutlich, wie lange man lebt. Am längsten können demnach die reichsten 10 Prozent die Pension genießen, danach nimmt die Lebensdauer parallel zum Einkommen ab – am kürzesten lebt das ärmste Zehntel. Und die Ungleichheit nimmt zu:
Je später die Pensionisten geboren sind, umso krasser wird der Unterschied. Bei den im Jahr 1928 Geborenen liegt die Lebenserwartung zwischen den reichsten und den ärmsten 10 Prozent vier Jahre auseinander, bei den 1949 Geborenen schon sieben Jahre.
Die Lebenserwartung steigt in allen Gruppen, aber für wohlhabende Menschen in jedem Jahr weit stärker als für die ärmeren Menschen. Was diesen Lebensjahre kostet, ist weniger eine schlechtere medizinische Behandlung, sondern psychischer Stress durch Existenzängste, schlechte Arbeitsbedingungen und eingeschränkte Teilhabe an der Gesellschaft.
Laut den Forschern des DIW hat das auch negative Folgen für das Pensionssystem: Weil kleine Pensionisten im Durchschnitt deutlich kürzer eine Pension beziehen als die reichsten 10 Prozent, steigen kleine Einkommen systematisch schlechter aus. Rechnet man noch ein, dass etliche Bezieher kleiner Einkommen ihren Pensionsantritt mit 65 gar nicht mehr erleben, ist der Umverteilungseffekt nach oben noch drastischer. Die Beitragsrendite wird mit steigendem Einkommen größer.
Die Forscher empfehlen daher, die ungleiche Lebenserwartung bei zukünftigen Pensionsreformen unbedingt zu berücksichtigen. Gerade wenn die Einkommensverteilung ungleicher wird, verschärfen sich die Schieflagen im Pensionssystem noch mehr. Darum warnt auch Prof. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes:
Für Österreich gibt es ähnlich detaillierte Zahlen noch nicht: Doch auch hierzulande führen sich Personen mit wenig Einkommen weniger gesund, wie eine Studie der Statistik Austria im Auftrag des Gesundheitsministeriums zeigt. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen und Männer in der höchsten Einkommensstufe ihren Gesundheitszustand als sehr gut oder gut einstufen, drei Mal höher als bei Frauen und Männern mit niedrigen Einkommen. Arme Personen leiden auch in Österreich viel häufiger an chronischen Krankheiten.
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