Kürzer arbeiten und mehr Zeit für Familie und Freunde haben? Ein Unternehmen aus Neuseeland hat die 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich eingeführt. Das Resultat: Im Job sind die Beschäftigten motiviert und produktiv. Und auch zu Hause tut sich einiges: Männer übernehmen mehr Aufgaben im Haushalt und bei der Kinderbetreuung.
Acht Wochen lang hat das neuseeländische Unternehmen Perpetual Guardian die 4-Tage-Woche für ihre 240 Beschäftigten getestet. Die neue Regelung: 4 Tage pro Woche arbeiten – 32 Stunden insgesamt.
Die Firma ließ das Projekt von einem Team aus WissenschaftlerInnen der Auckland Universität beobachten. Sie sollten den Einfluss der neuen Arbeitszeit-Regelung auf die Belegschaft und deren Produktivität ermitteln. Die Ergebnisse waren so gut, dass die Mitarbeiter von Perpetual Guardian jetzt dauerhaft nur mehr 4 Tage die Woche arbeiten – bei gleichem Lohn und bei 8 Stunden Höchstarbeitszeit am Tag. Das Unternehmen profitiert von der Motivation und der Produktivität der Beschäftigten:
„Die Produktivität stieg geringfügig an, der Stresslevel sank,“ erklärte der Geschäftsführer von Perpetual Guardian im neuseeländischen Rundfunk.
Außerdem können die Beschäftigen Beruf und Privatleben besser vereinbaren. Ihre Zufriedenheit hat zugenommen: Sie ist von 54 Prozent auf 78 Prozent nach dem Test angestiegen.
Zum Projekt hat die daran beteiligte Wissenschaftlerin Helen Delaney ein Interview gegeben. Sie berichtet aus Gesprächen mit den Beschäftigen von Perpetual Guardian. Sie haben erzählt, dass das Mehr an Freizeit ihr Leben vielfältiger gemacht hat. Und dass die Arbeit selbst interessanter geworden ist:
Den Wunsch, weniger zu arbeiten, haben auch in Österreich viele:
Helen Delenay hat auch erklärt, dass die 4- Tage-Woche zur Gleichstellung von Männern und Frauen beitragen kann. Denn der zusätzliche freie Tag wird vor allem für die Familie und den Haushalt genutzt:
„Viele erzählten mir, dass sie dank des zusätzlichen freien Tages endlich ein echtes Wochenende hatten. Vor allem junge Väter sagten, dass sie den Tag genutzt haben, um für die Familie einzukaufen, Reparaturen zu erledigen oder die Kinder vom Kindergarten oder der Schule abzuholen. Sie schätzen diese Zeit. Die 4-Tage-Woche hilft der Geschlechtergerechtigkeit.“ (Helen Delenay, University of Auckland)
Arbeitszeit-Verkürzung hilft, unbezahlte Arbeit fairer zwischen den Geschlechtern aufzuteilen. Davon profitieren Frauen besonders. Sie leisten 2/3 der unbezahlten Arbeit und leiden häufiger unter der Doppelbelastung von Familie und Beruf. Längere Arbeitszeiten führen deshalb zu einer Zunahme von psychischen Erkrankungen bei Frauen. Das zeigt eine Studie der Medizin-Uni Wien.
„Das kommt wahrscheinlich wegen der höheren zusätzlichen Belastung durch Kinderbetreuung,“ so die StudienautorInnen.
In Österreich wird sich daran in naher Zukunft wenig ändern. Die Regierung hat für das Jahr 2019 keinen einzigen Cent für den Ausbau der Kinderbetreuung budgetiert.
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