4-Tage-Woche

4-Tage-Woche als Zukunftsmodell: Warum wir alle kürzer arbeiten sollten

Wirtschaftskrise, Rekordarbeitslosigkeit und über eine Million Menschen waren in Kurzarbeit. Doch langfristig ist für die katastrophale Lage keine Lösung in Sicht. Die SPÖ fordert jetzt eine staatlich gefördert 4-Tage-Woche für 95 Prozent des Letztgehalts. Kann Arbeitszeitverkürzung die Lösung sein? Kontrast hat sich zu den wichtigsten Fragen bei Expertinnen und Experten umgehört.

1,3 Millionen Menschen waren zum Höchststand in Österreich in Kurzarbeit. Rund 10 Mrd. Euro nimmt der Staat in die Hand, um die Verkürzung der Arbeitszeit zu finanzieren. Diese verkürzte Arbeitszeit für über eine Million Beschäftigte ist nicht freiwillig, der Wirtschaftseinbruch in Folge der Corona-Pandemie hat sie erzwungen. Doch wie schon in der letzten Wirtschaftskrise 2008/2009 regt die Kurzarbeit eine Diskussion um eine generell kürzere Arbeitszeiten an. „Man hat auch schon nach der letzten Wirtschaftskrise 2009 darüber diskutiert, dass man die Erfahrungen aus der Kurzarbeit in eine Politik der Arbeitszeitverkürzung mitnehmen kann“, sagt der Arbeitssoziologe Jörg Flecker von der Universität Wien.

 

Denn die Kurzarbeit weckt bei vielen das Bedürfnis nach weniger Arbeit und mehr Freizeit. „In der chemischen Industrie und in der Stahlindustrie wollten viele Beschäftigte während der letzten Wirtschaftskrise zuerst gar nicht in die Kurzarbeit, aber nach der Kurzarbeits-Phase wollten sie dann gar nicht mehr zurück in ihre alte Arbeitszeit“, erzählt Michael Soder von der Arbeiterkammer Wien, der einige Studien zur Arbeitszeitverkürzung in Österreich durchführte.

Das sind Lerneffekte, die sich zwangsläufig ergeben: Plötzlich hat man mehr Zeit für Hobbys, für die Familie, aber auch für Hausarbeit und Kinderbetreuung. Der Alltag ist weniger gehetzt, man kommt aus dem Trott und verändert die Prioritäten.

Voest: 1.000 Beschäftige arbeiten nur 34 Stunden

Auch die Ökonomin Katharina Mader von der Wirtschaftsuniversität Wien erinnert sich daran, dass viele Kurzarbeiter in der Stahlindustrie nach der letzten Krise gar nicht mehr zurück in ihre alte Arbeitszeit wollten: „Die sehen plötzlich, was sie sonst noch vom Leben haben können – mit hohem Lohnersatz“. Damals habe man es aber verpasst, die Erfahrung mit einer generellen Arbeitszeitverkürzung für alle zu verbinden.

Als Auswirkung der Stahlkrise im Dezember 2008 hat sich für über 1.000 Mitarbeiter der VOEST in Linz dauerhaft die Arbeitszeit verändert. Sie wechselten das Schicht-Modell und arbeiten seit dem nur noch 34,4 Stunden in der Woche. Die Lohneinbußen waren moderat – sie bekamen 3,58 Prozent weniger als den bisherigen Bruttolohn. „Für die ersten zwei Jahre nach dem Umstieg wird die Hälfte des Verdienstentgangs vom Arbeitsmarktservice ersetzt, dann springt der Konzern so lange ein, bis ihr Entgelt durch die alljährlichen Kollektivvertragserhöhungen wieder den ursprünglichen Wert erreicht“, erklärt Manfred Hippold, Vorsitzender des Arbeiterbetriebsrates dem Kurier das VOEST-Modell.

SPÖ will freiwillige 4-Tage-Woche

Die SPÖ stellt jetzt genau diese Verbindung zwischen der Kurzarbeit und generell kürzeren Arbeitszeiten her.  Eine halbe Million Menschen sucht nach Corona Arbeit. Dass die einen nicht arbeiten dürfen, während andere oft zu viel arbeiten müssen, finden die Sozialdemokraten nicht sinnvoll. Arbeit muss – geht es nach der SPÖ – gerechter verteilt werden.

Als Anreiz soll eine staatliche Förderung dienen: Wer nur 4 Tage die Woche arbeitet, soll dennoch 95 Prozent des Vollzeitgehalts beziehen – in Drittel soll das AMS übernehmen, die restlichen zwei Drittel werden zwischen dem Unternehmen und Angestellten aufgeteilt. Ein Drittel der Kosten trägt der Betrieb, ein Drittel das AMS und die MitarbeiterInnen verzichten auf Prozent des Nettogehaltes. Das Unternehmen spart sich gleichzeitig 15 Prozent der Lohnkosten – bei gleichzeitig steigender Produktivität. Die Nettokosten für die öffentliche Hand liegen bei 1 Mio. TeilnehmerInnen 1,14 Mrd. Euro – ein Bruchteil der 6 Mrd. Euro, die die Kurzarbeit kostet.

SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner im Pressegespräch.

„Damit werden Arbeitsplätze gesichert und geschaffen, von der Krise betroffene Betriebe unterstützt und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefördert“, so SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner.  Schon zum Tag der Arbeitslosen am 30. April hat die SPÖ mit der Diskussion begonnen. Und ein ähnliches Modell der Arbeitszeitverkürzung hat zuletzt auch die Gewerkschaft vorgeschlagen.

Wirksames Mittel gegen Arbeitslosigkeit

„Es gibt natürlich eine krasse Ungleichbehandlung zwischen denen, die in Kurzarbeit sind und 90% ihres Gehaltes bekommen und jenen, die ihr Arbeit verloren haben und jetzt auf 55% ihres Gehalts zurückgeworfen sind. Nur weil man zufällig in einem Betrieb beschäftigt war, der keine Kurzarbeit beantragt hat“, sagt der Arbeitssoziologe Flecker.

Will man diese Leute schnell wieder in Beschäftigung bringen, muss man die Arbeit umverteilen. Arbeitszeitverkürzung ist da ein vernünftiger Ansatz, da sind sich viele Wirtschaftswissenschafter und Arbeitsmarkt-Experten einig. „Der Arbeitsmarkt zieht nicht so schnell wieder an. Will man den Sockel an Arbeitslosen nicht auch noch Jahre nach der Krise hoch halten, müssen wir nachhelfen“, sagt auch der Ökonom Soder.

Geförderte Arbeitszeitverkürzung als sanftes Auslaufen der Kurzarbeit

Aktuell arbeitet der AK-Ökonom Simon Theurl an einem Modell, wie die Kurzarbeit sanft auslaufen könnte – durch eine staatliche Subvention verkürzter Arbeitszeiten:

„Man muss die Kosten für eine Arbeitszeitverkürzung, die der Staat für einige Zeit fördert, mit den Kosten für die Arbeitslosigkeit gegenrechnen. In der aktuellen Situation wäre es sinnvoll, die Kosten für die Arbeitslosigkeit in eine Unterstützung der Arbeitszeitverkürzung umzuleiten“, sagt Theurl.

Staat könnte Versuchsjahr zur Arbeitszeitverkürzung fördern

So könnte man Österreichs Unternehmen auch eine Art Experiment zur Arbeitszeitverkürzung finanzieren, sagt der Ökonom: „Mit dem Anspruch: Die sollen dann schauen, wie stark die Produktivität steigt, wenn die Leute weniger arbeiten und welche Vor- und Nachteile das für sie bringt.“

Denn eine Grundannahme teilen aller Befürworter von kürzeren Arbeitszeiten bei gleichem Lohn: Beschäftigte sind motivierter, produktiver und gesünder. Davon haben sowohl die Arbeitgeber als auch die Arbeitnehmer etwas. Generell zeigen Erfahrungen, dass Menschen deutlich produktiver sind, wenn sie weniger arbeiten: Bereits 2003 stellte der Automobilhersteller Toyota in seinem Werk in Göteborg auf kürzere Arbeitswochen um, bezahlte aber weiterhin die vollen Löhne. Die Produktivität und der Profite stiegen trotzdem. Die Gründe sind simpel: Einerseits wurden lange Meetings umgestaltet oder ganz ausgelassen. Andererseits ergeben sich im Arbeitstag viel weniger Leerläufe, die sonst mit Social Media oder Internetsurfen gefüllt wurden.

Kürzere Arbeitszeiten, mehr Produktivität

Auch in Japan zeigte eine verkürzte Arbeitszeit Erfolge: Die 2.300 Mitarbeiter an den japanischen Standorten von Microsoft bekamen einen ganzen Monat jeden Freitag frei – bei vollem Lohn. Dann wurden die Ergebnisse analysiert und mit jenen des Vorjahres verglichen. Die Studie zeigt: Obwohl durch die 4-Tage-Woche die Arbeitszeit um 20 Prozent gesunken ist, stieg die Produktivität um 40 Prozent an. Die Mitarbeiter genossen jede Woche ein langes Wochenende, konnten sich regenerieren und waren motivierter.

Bereits in den 1930er Jahren, in Zeiten der „Großen Depression“, antwortete der Frühstücksflockenhersteller W.K. Kellogg mit kürzeren Schichten: Er tauschte die drei 8-Stunden-Schichten pro Tag gegen vier 6-Stunden-Schichten. Hunderte neue Menschen wurden eingestellt. Die Beschäftigten arbeiteten effizienter, die Produktionskosten fielen. Das System war so erfolgreich, dass Teile dieses Schichtsystems über 50 Jahre beibehalten wurden.

Auf der anderen Seite teilen die Ökonomen eines der häufigsten Argumente gegen Arbeitszeitverkürzungen nicht: Die Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit.

„In Österreichs Exportwirtschaft, die wirklich im internationalen Wettbewerb steht, haben die Beschäftigten jetzt schon die kürzestes Arbeitszeiten von allen“, sagt Jörg Flecker.

In der Automobilindustrie, der Chemie und der Stahlindustrie sind 32- bis 34 Stunden-Wochen keine Seltenheit – dort ist der Schichtbetrieb so eingeteilt. Das liegt auch daran, dass die Firmen auf diese Weise Fachkräfte holen und halten wollen.

Arbeitszeitverkürzung: Eine Strategie gegen den Fachkräftemangel

Eine ähnliche Erfahrung hat auch das Online Marketing-Unternehmen eMagnetix in Oberösterreich gemacht: Die Firma konnte keine neuen Fachkräfte finden – bis sie 2015 eine 30-Stunden-Woche einführte:

“Das war eigentlich der Zeitpunkt, wo wir gewusst haben, dass Arbeitszeitverkürzung der Weg ist. Arbeitszeitverkürzung ist nämlich auch etwas, was unsere Zielgruppe von jungen Arbeitnehmern möchte. In unserem Unternehmen haben wir ein Durchschnittsalter von ungefähr 29 Jahren. Es war dann schnell für uns klar, dass wir auf 30 Stunden reduzieren bei gleichem Gehalt. Denn wir wollten auf keinen Fall, dass sich die Mitarbeiter einen zweiten Job suchen oder in finanzielle Probleme geraten.”

Der wirtschaftliche Erfolg ist durch die Umstellung nicht gesunken, so der Geschäftsführer Klaus Hochreiter: “Weil zufriedene Mitarbeiter eben für zufriedene Kunden sorgen. Und durch die gestiegene Qualität ist dann auch unser Umsatz gestiegen. Deshalb haben wir trotz Arbeitszeitverkürzung auch unsere Preise nicht erhöhen müssen.”

Die Ausbildung von Fachkräften ist wichtiger denn je.

Pflegekräfte streikten für die 35-Stunden-Woche

Mehr Fachkräfte braucht auch die Pflege. „Wer Menschen im Pflegeberuf will, der muss den Beruf attraktiver machen. Eine 35-Stunden-Woche kann eine solche Attraktivierung sein“, sagt die Gewerkschafterin Eva Scherz. Die Beschäftigten in der Pflege und Sozialwirtschaft haben Anfang des Jahres für eine Arbeitszeitverkürzung gestreikt, die Chancen standen nicht schlecht. Doch dann kam die Corona-Krise und ein eiliger Abschluss – die Arbeitszeitverkürzung wurde verschoben.

Derzeit gibt es 40.000 Menschen in Österreich, die eine Pflegeausbildung haben, aber nicht in diesem Bereich arbeiten. Der Beruf ist körperlich und seelisch anstrengend. Deswegen arbeiten 70 Prozent der Angestellten in der Sozialbranche Teilzeit. Das führt aber bei ohnehin schlechten Löhnen zu noch weniger Geld am Konto und macht das Berufsfeld unattraktiv. Mit besseren Arbeitszeiten zu vollem Lohn könnte man mehr Menschen für die Pflege gewinnen – auch jene, die den Beruf verlassen haben. Und das wäre dringend notwendig: Alleine in den nächsten 10 Jahren benötigt Österreich 76.000 neue Pflegekräfte.

Unterschiede zwischen den Branchen ausgleichen

Während in der Exportwirtschaft kürzere Arbeitszeiten oft schon gelten, wird der Slogan „Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr“ eher dort geschrien, wo man nicht im internationalen Wettbewerb steht. Das ist zum Teil übertrieben und ideologisch, zum Teil sind die Bedenken dort aber auch gerechtfertigt, wie etwas der Ökonom Stefan Schulmeister betont.

Einer Generallösung für alle Branchen steht er deshalb skeptisch gegenüber: „Man muss sich ganz neue Arbeitszeitmodelle überlegen. Das Arbeitsstunden-Volumen muss sinken, also die Summer aller geleisteten Arbeitsstunden – aus ökologischen Gründen und aus menschlichen Gründen.“ Aber die Situation in Branchen und Betrieben ist sehr verschieden. Die Industrie hat starke Produktivitätszuwächse, aber andere kaum, etwa die Gastronomie oder Hotellerie. Damit sich die Arbeitszeitverkürzung nicht auf das Preisniveau auswirkt, müsste man zwischen den Branchen ausgleichen.

Für wichtig hält Schulmeister auch, dass man den Wünschen der Arbeitnehmer entspricht: Weniger arbeiten am Übergang zur Pension, während der Familiengründung oder eine Auszeit für Bildung. Karenzzeiten, Sabbaticals und mehr Urlaub – das wären Alternativen zu einer generellen Arbeitszeitverkürzung. Insgesamt weniger arbeiten über das Leben gerechnet – je nach den Bedürfnissen der Lebensphase. Dass viele gerne weniger arbeiten wollen, zeigt die Freizeitoption in der Elektronik-Industrie. Entgegen den Erwartungen nehmen vor allem junge Männer die Möglichkeit in Anspruch. Sie wollen lieber mehr Freizeit, als sich die Lohnsteigerung auszahlen zu lassen.

Beschäftigte müssen sich ihre Arbeitszeitverkürzung selbst zahlen

„Bei der Freizeitoption zahlen sich die Leute ihre Arbeitszeitverkürzung selbst“, sagt der Arbeitssoziologe Flecker. Einzelne entscheiden sich dafür, mehr Zeit zu haben, als mehr Geld zu bekommen. „Das machen dann nur die, die es sich auch leisten können“, kritisiert Flecker. Eine andere Form der individuellen Arbeitszeitverkürzung ist die stark gestiegen Teilzeitbeschäftigung in Österreich. In den letzten Jahren hat sich ein ähnlich großes Arbeitszeitvolumen auf immer mehr Beschäftigte aufgeteilt – eine unfreiwillige Arbeitszeitverkürzung, die sich Beschäftigten selbst zahlen.

Eine generelle Arbeitszeitverkürzung würde die schlechten Einkommen der Teilzeitbeschäftigten jedenfalls ausgleichen. Das käme vor allem Frauen zugute. Sie wären damit auch besser abgesichert: Weniger Altersarmut, weniger Abhängigkeit vom Ehemann. Hinzu kommt: Viele Menschen in Vollzeit wollen weniger, viele Teilzeitbeschäftigte wollen mehr Wochenstunden arbeiten.

“Eine generelle Arbeitszeitverkürzung hätte in Bezug auf die Vereinbarkeitsfrage den Vorteil, dass sie das Ungleichgewicht von Teilzeitbeschäftigten gegenüber Vollzeitbeschäftigten und hier insbesondere zwischen Müttern und anderen Beschäftigten reduzieren könnte.” Das besagt eine Studie des österreichischen Instituts für Familienforschung.

Mehr Freizeit – aber welche Freizeit?

Besonders Feministinnen betonen, dass die Freizeit von Frauen den Namen oft nicht verdient: Putzen, Lernen und Arztbesuche mit den Kindern, Krankenpflege und Betreuung von Älteren werden in der freien Zeit erledigt, dienen aber nicht der Erholung.

„Arbeitszeitverkürzung alleine bringt keine Umverteilung von Arbeit, wenn Männer dann mehr Freizeit haben und Frauen weiter den Großteil der unbezahlten Arbeit machen. Arbeitszeitverkürzung ist kein Automatismus, sondern eine Vorbedingung für mehr Geschlechtergerechtigkeit – denn wenn Leute keine Zeit haben, können sie die Familienarbeit auch nicht besser teilen“, sagt die Ökonomin Katharina Mader.

Das neuseeländische Unternehmen Perpetual Guardian hat die 4-Tage-Woche für ihre 240 Beschäftigten getestet. Die neue Regelung: 4 Tage pro Woche arbeiten – 32 Stunden insgesamt. Das Ergebnis: Männer und Frauen können sich die Arbeit zu Hause besser aufteilen.

“Viele erzählten mir, dass sie dank des zusätzlichen freien Tages endlich ein echtes Wochenende hatten. Vor allem junge Väter sagten, dass sie den Tag genutzt haben, um für die Familie einzukaufen, Reparaturen zu erledigen oder die Kinder vom Kindergarten oder der Schule abzuholen. Sie schätzen diese Zeit. Die 4-Tage-Woche hilft der Geschlechtergerechtigkeit“, so Helen Delenay, University of Auckland, die das Projekt begleitet.

Ökonomin Mader plädiert dafür, die Verkürzung der Arbeitszeit mit einer Bewusstsein-Kampagne zu verbinden, ähnlich der „Ganze Männer machen Halbe-Halbe“-Kampagne der ehemaligen Frauenministerin Helga Konrad in den 90er Jahren. „Auch die unbezahlte Arbeit in der Freizeit gehört neu verhandelt und neu verteilt, wenn alle mehr Zeit haben.“

Vor allem für Frauen ist nach der Lohnarbeit der Arbetistag noch nciht vorbei.

4 Tage Woche bei gleichen Gehalt: Wir könnten unsere Eltern und Großeltern besser betreuen

“Wenn alle erwerbsfähigen Personen nur noch 30 Stunden pro Woche erwerbstätig sind, gibt es für alle Menschen mehr Zeit”, sagt Gabriele Winker, Professorin für Arbeitswissenschaft und Gender Studies an der TU Hamburg und Mitbegründerin des Netzwerks Care Revolution. Wir könnten unsere Kinder selbst vom Kindergarten abholen und unsere Eltern und Großeltern besser betreuen, wenn wir das wollen.

“Wenn allerdings eine Gesellschaft weiter nicht bereit ist, die notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, löst sie die knappe Zeit für Pflege- und Familienarbeit auf dem Rücken anderer, nämlich vor allem auf dem Rücken von Frauen aus dem Ausland. Die können sich wegen schwierigen Lebensbedingungen in ihrem Heimatland nicht gegen völlig unangemessene Arbeitsbedingungen wehren. Ein solches Verhalten ist rassistisch und wir alle sind solange daran beteiligt, wie wir diese besonders krasse Ausbeutung von Migrantinnen nicht gestoppt haben.”

Zu viel Arbeit belastet das Immunsystem

Solange die einen so viel arbeiten und die anderen arbeitslos sind, leiden jedenfalls alle darunter. Auf der einen Seite hohe Arbeitslosenzahlen, auf der anderen Seite Berufstätige, die immer mehr arbeiten: Denn Arbeitslosigkeit belastet die Psyche stark – aber auch der Stress von zu viel Arbeit. „Man darf nicht vergessen, dass es auch ums Immunsystem und die Gesundheit der Leute geht – wenn Leute wenig Erholungszeit haben, sind sie auch entsprechend anfälliger für Krankheiten“, sagt der Arbeitssoziologe Flecker.

Psychische Störungen sind weit verbreitet in Österreich. Die Häufigkeit liegt laut OECD-Studie mit 17,7 Prozent etwas über dem Durchschnitt der EU. Einen großen Anteil daran haben Burnout-Entwicklungen. „Oft ist Stress ein Verursacher: Eine Ursache kann die Arbeitssituation sein, die inhaltliche Überforderung oder aber auch die quantitative Anforderung.” Zu diesem Schluss kommt eine Langzeitstudie der JKU.

Kürzere Arbeitszeiten könnten also auch das Gesundheitssystems enorm entlasten. Die JKU-Studie zeigt: Frühzeitige Burnout-Prophylaxe – und dazu gehört vor allem auch weniger Stress in der Arbeit – kann bis zu 12,8 Milliarden Euro Therapie-Kosten sparen. Auch für einzelne Unternehmen kann Dauerbelastung ihrer MitarbeiterInnen teuer werden: Wird eine Burnout-Erkrankung nicht frühzeitig abgewendet, entsteht ein Schaden von mindestens 12.500 Euro, bei zirka 15 Tagen Krankenstand.

„Österreich kann in Europa ruhig einen Schritt voran gehen bei der Arbeitszeitverkürzung“, sagt der Arbeitssoziologe Flecker. Denn kaum wo sind die absoluten Arbeitsstunden so hoch wie in Österreich.  Inklusive Überstunden arbeiten die Österreicher fast 43 Stunden in der Woche – nur in Griechenland wird mehr gearbeitet. Der europäische Vergleich zeigt auch: Lange Arbeitszeiten haben wenig mit der Produktivität und der Wirtschaftskraft eines Landes zu tun.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1708 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1708 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 16%, 456 Stimmen
    16% aller Stimmen 16%
    456 Stimmen - 16% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 362 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    362 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 276 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    276 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 138 Stimmen
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    138 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2940
12. März 2024
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Patricia Huber und Alina Bachmayr-Heyda

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