Wirtschaft und Finanzen

Nach Übernahme durch Kurz-Berater Benko: 1.100 Kika/Leiner-Mitarbeiter verlieren ihren Job

Für den österreichischen Immobilien-Spekulanten und Signa Konzern-Chef René Benko war es ein hervorragendes Investment: Im Juni 2018 hat der achtreichste Österreicher die gesamte Kika-Leiner Kette übernommen – mit Hilfe von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Weniger als zwei Monate später werden 1.100 Mitarbeiter gekündigt.

Kika-Leiner baut jeden fünften der rund 5.000 Beschäftigten ab, vier Standorte schließen – das wird weniger als zwei Monate nach der Übernahme des Möbelhändlers durch René Benkos Signa bekannt. Betroffen sind die Leiner-Standorte in Innsbruck und in Wiener Neustadt sowie die Kika-Filialen in Vösendorf und in Spittal/Drau.

Auch in der Verwaltung werden Stellen gestrichen – 100 Arbeitsplätze etwa in der Zentrale in St. Pölten. In Niederösterreich allein gehen 500 Jobs verloren. Der St. Pöltner Bürgermeister spricht von einem „sehr schweren Schlag für die Mitarbeiter und ihre Familien“ und fordert volle Unterstützung des Landes und der Bundesregierung für die betroffenen Arbeitnehmer.

Kurz setzte sich für seinen Berater und Unterstützer Benko als Käufer ein

Im Juni 2018 hat Benkos Signa den kriselnden Möbelhändler vom südafrikanischen Konzern Steinhoff übernommen. Benko hat seit Jahren geplant, in den österreichischen Möbelmarkt einzusteigen. Als Kika-Leiner 2017 in die Krise schlittert, wittert der Immobilien-Milliardär seine Chance und übernimmt zunächst den großen Leiner-Flagshipstore auf der Mariahilfer Straße. Doch es bleibt nicht bei dem Immobilien-Deal: Ende Juni übernimmt Benkos Signa schließlich alle 68 Filialen der Kika-Leiner-Kette.

Für alle Immobilien legt Signa rund 450 Millionen Euro auf den Tisch und verpflichtet sich, 100 Millionen Euro Sanierungsbetrag zu zahlen. Sowohl beim Kauf des Leiner-Hauses auf der Mariahilfer Straße wie auch bei der Übernahme der gesamten Kette hatte Benko einen wichtigen Unterstützer: Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz soll beide Male in engem Kontakt mit Benko gestanden sein und sich für den Einstieg des Milliardärs in den österreichischen Möbelmarkt eingesetzt haben.

Sebastian Kurz zählt zum Netzwerk des Unternehmers, René Benko berät den ÖVP-Chef in Wirtschaftsfragen. Der Obmann der Türkisen wiederum hilft dem Konzernchef bei seinen Geschäftsanbahnungen, etwa in den Vereinigten Emiraten. Das österreichische WirtschaftsmagazinsTrend zählt Benko zum „innerste Kreis“ und Netzwerk von Kurz‘ Förderern.

Regierung feiert „5.000 gesicherte Arbeitsplätze“

Unmittelbar nach dem Deal freuen sich Kanzler Kurz und Vizekanzler Strache (FPÖ) in einer Aussendung: Der Deal „sichere den Erhalt von etwa 5.000 Arbeitsplätzen im Land“. Nicht mal zwei Monate später wird bekannt, dass der neue Eigentümer jeden 5. Mitarbeiter kündigt.

„Österreich“ vom 17.6.2018, Seite 12

Genau das kritisiert auch Karl Dürtscher, Bundesgeschäftsführer der GPA:

„Man kann sich den Eigentümer nicht aussuchen. Auf die Betroffenen kommt jedenfalls eine große Härte zu. Zuerst war von einer Insolvenz die Rede, dann von einer Rettung, und jetzt steht möglicherweise 20 Prozent der Beschäftigten eine Kündigung bevor.“

Dürtscher fordert von Signa zumindest gute Sozialpläne für die gekündigten Mitarbeiter, die AMS-Mittel für Arbeitslose über 50 habe die Regierung ja leider gestrichen – so Dürtscher.

Kika-Leiner Personalabbau erinnert an Karstadt

Der harte Personalabbau erinnert an Benkos Übernahme von Karstadt in Deutschland. Auch damals hat der Konzern eine kriselnde Handelskette zu einem günstigen Preis übernommen und drastische Sanierungspläne durchgesetzt. Bei Karstadt wurden ebenfalls 20 Prozent der Mitarbeiter gekündigt. Schon bei der Übernahme hat der Signa-CEO Christoph Stadlhuber gegenüber dem Magazin Trend angekündigt, dass ein ähnliches Vorgehen auch bei Kika-Leiner geplant sei.

Über 100 Millionen Euro an Aktionäre

Dabei laufen die Geschäfte des Tiroler Immobilientycoons René Benko bestens: Nach der Übernahme von Karstadt in Deutschland und Kika-Leiner in Österreich dürfte Benko bald auch die deutsche Warenhauskette Kaufhof gehören. Seine Luxusimmobilienfirma Signa Prime Selection schüttet an ihre Aktioniäre in diesem Jahr erstmals mehr als 100 Millionen Euro aus: 120,4 Mio. sollen laut Trend am 30. September „auf die Konten der betuchten Investoren fließen“. Die Hälfte davon bekommen Benko und seine Familie.

Steuervermeidung und unsaubere Geschäfte mit der Politik

Benko ist der achtreichste Österreicher. Laut Trend beträgt sein Vermögen im Jahr 2018 rund 3,81 Milliarden Euro. Der Tiroler Immobilien-Spekulant hält seinen Hang zum Luxus inclusive Yachten und Privatjet nicht geheim. 2014 wurde bekannt, dass Benkos Signa Holding über ein Firmenkonstruktion in Luxemburg bei Immobilien-Investments Steuern umgeht.

2012 wurde Benko wegen versuchter verbotener Intervention, also Schmiergeldzahlung, vor dem Wiener Handelsgericht verurteilt. Er soll einen Steuerberater beauftragt haben, ein Steuerverfahren in Italien zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Dabei sollte der kroatische Ex-Premier Ivo Sanader 150.000 Euro erhalten. Dieser hatte auch gute Kontakte zu Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi. Die Wiener Richterin begründete den Schuldspruch gegen Benko mit einem „Musterfall für Korruption“.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1924 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1924 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 16%, 514 Stimmen
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    514 Stimmen - 16% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 389 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    389 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 308 Stimmen
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    308 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 166 Stimmen
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    166 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 3301
12. März 2024
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Patricia Huber

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