Coronavirus

Wahlen zum Betriebsrat verboten – Corona als Vorwand, um Demokratie zu schwächen

Während der Corona-Pandemie in der Fabrik arbeiten – vollkommen unbedenklich. Während der Corona-Pandemie den Betriebsrat wählen – höchst gefährlich. In der Anton Paar GmbH und der Schiebel Elektronische Geräte GmbH wurden Wahlen zum Betriebsrat gerichtlich untersagt. Die Argumentation beider Unternehmensführungen war, dass die Wahl aus Gründen des Arbeitsschutz nicht stattfinden kann. Gewerkschaften und Arbeitsrechtler sehen darin einen Versuch, die Mitbestimmung der Arbeitnehmer zu verhindern.

In Österreich nehmen die Corona-Zahlen zunehmend ab, Bars und Gasthäuser sperren wieder auf und langsam kehrt wieder Normalität ein. Trotzdem versuchen gerade zwei österreichische Unternehmen Wahlen zum Betriebsrat zu verhindern. Die zwei Unternehmen sind der Hersteller für Labortechnik Anton Paar GmbH und Schiebel Elektronische Geräte GmbH. Das Argument für das Verbot der Wahl: Aufgrund von Corona könne der Arbeitsschutz bei der Wahl nicht gewährleistet werden. Dieses Argument überrascht, da in den Produktionsstätten beider Firmen während der Pandemie gearbeitet wurde und es zu keinen Krankheitsfällen kam. Arbeiten geht also, wählen aber nicht.

Anton Paar GmbH: Zuerst gegen Briefwahl, dann ordentliche Wahl wegen Corona verbieten

Aktuell hat die Anton Paar GmbH, das Herzstück des Grazer Konzerns, keinen Betriebsrat. Es ist nicht das erste Mal, dass es zu Problemen bei der Wahl zum Betriebsrat kommt und auch dieses Mal war die Unternehmensführung wenig kooperativ. Bereits vor Wochen gab es den Versuch, die Wahl zum Betriebsrat per Briefwahl durchzuführen. Die Unternehmensführung hat das jedoch abgelehnt. Es habe geheißen, dass man die Adressen der Mitarbeiter nicht zur Verfügung stellen brauche, da alle Beschäftigten ohnehin wieder im Betrieb arbeiten würden. Dann ließ Geschäftsführer Friedrich Santner jedoch auch die ordentliche Wahl mittels einstweiliger Verfügung verhindern.

„Will Santner tatsächlich einer Betriebsratswahl nicht im Wege stehen, hätte er die Briefwahl ja unterstützen können“, erklärt der zuständige Gewerkschaft Norbert Schunko.

Die Gewerkschaften sehen hier einen Eingriff in die demokratische Mitbestimmung. Das Argument der Geschäftsführung, dass die Einhaltung aller Hygienevorschriften bei der Wahl nicht gewährleistet werden könne, sieht die Gewerkschaft nur als Ausrede, um einen Betriebsrat zu verhindern.

„Es steht einer Geschäftsführung nicht zu, mit fadenscheinigen Argumenten in eine laufende Betriebsratswahl einzugreifen, auch nicht in Zeiten von Corona“, kritisierte auch die Vorsitzende der GPA-djp, Barbara Teiber.

In anderen Betrieben hat es auch während der Corona-Zeit Wahlen zum Betriebsrat gegeben und in der Steiermark sind außerdem Gemeinderatswahlen für 28. Juni fixiert.

Bei Schiebel Wahl bereits im Keim erstickt

Auch das Wiener Hightech-Unternehmen Schiebel, bekannt für die Herstellung von Drohnen, versucht mit einer einstweiligen Verfügung die Wahl zum Betriebsrat zu verhindern. Hier wurde bereits das Zusammenkommen eines Wahlvorstands mit der Verfügung blockiert. Das Argument der Geschäftsführung: Um den Wahlvorstand zu beschließen, müsste die ganze Belegschaft zusammenkommen und das würde gegen die Sicherheitsbestimmungen verstoßen.

Arbeiten ja, Betriebsratwählen nein. Das Argument des Arbeitsschutz hält in den Fällen Schiebel und Anton Paar nicht.

Für den Arbeitsrechtsexperten Martin Risiak ist das Argument der Geschäftsführung aus mehreren Gründen absurd. Es müsste nicht einmal zu einem Zusammenkommen der Belegschaft kommen, wenn es nur einen Vorschlag zum Wahlvorstand gibt. Außerdem können Teilversammlungen abgehalten werden.

„Der Beschluss des Wahlvorstands zur Wahl des Betriebsrats ist während Corona leichter zu organisieren als Einkaufen im Supermarkt“, sagt Arbeitsrechtsexperten Risiak

Versammlungsverbot nicht für betriebliche Versammlungen

Die Gewerkschaften haben das Justizministerium um Klarstellung gebeten, ob das Versammlungsverbot überhaupt auf betriebliche Versammlungen zutrifft. Die Justizministerin ist dem Ansuchen nachgekommen und hält per Verordnung fest, dass das Verbot für betriebliche Versammlungen nicht gilt. Die einstweiligen Verfügungen von Schiebel und Anton Paar werden von der Gewerkschaft angefochten. Die Sprecherin der Schiebel Elektronische Geräte GmbH erklärte, dass das Unternehmen jetzt eine gemeinsame Lösung mit der Gewerkschaft sucht, die Anton Paar GmbH antwortete nicht auf die Anfrage der Redaktion zum weiteren Vorgehen bezüglich der Wahl zum Betriebsrat.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 59%, 1469 Stimmen
    59% aller Stimmen 59%
    1469 Stimmen - 59% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 378 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    378 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 307 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    307 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 214 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    214 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 4%, 109 Stimmen
    4% aller Stimmen 4%
    109 Stimmen - 4% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2477
12. März 2024
×
Von deiner IP-Adresse wurde bereits abgestimmt.

Neue Artikel

Andreas Babler’s Herz und Hirn Rede: Hier sind seine 24 Ideen für Österreich

Am 27. April hielt SPÖ-Chef Andreas Babler in Wieselburg seine "Herz und Hirn"-Rede. Darin präsentierte…

27. April 2024

Industriellenvereinigung fordert 41-Stunden-Woche und weniger Feiertage

Mehr arbeiten bei gleichem Lohn: Die Industriellenvereinigung fordert eine 41-Stunden-Woche. Zusätzlich sollen auch noch Feiertage…

26. April 2024

SPÖ-Chef Andreas Babler will gratis Öffis für alle unter 18

SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler präsentiert am Samstag in seiner „Herz-und-Hirn“-Rede 24 Projekte, die Österreich wieder gerechter…

25. April 2024

ÖVP gegen EU-weites Grundrecht auf Abtreibung

Das EU-Parlament hat das Recht auf Abtreibung zum Grundrecht erklärt - gegen die Stimmen der…

25. April 2024

Die FPÖ in Brüssel: Gegen Mindestlöhne, Lohntransparenz und bessere Arbeitsbedingungen

Das Europäische Parlament hat in den vergangenen fünf Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen…

25. April 2024

ÖVP für mehr Überwachung: Geheimdienste sollen im Messenger mitlesen dürfen

Die ÖVP will mehr Befugnisse für die Geheimdienste, sie soll auch die Nachrichten in den…

24. April 2024