Coronavirus

Ohne Kindergarten und Schule: Frauen mussten täglich 2,5 Stunden mehr unbezahlt arbeiten als Männer

Wer übernimmt die Hausarbeit und Kinderbetreuung, wenn Kindergärten und Schulen zu sind, Großeltern nicht einspringen können und Babysitter ausfallen? Eine Erwartung war, dass sich die Arbeit zwischen Vätern und Müttern besser aufteilt, wenn beide zuhause sind. Doch eine neue Studie der WU Wien und der Arbeiterkammer Wien hat jetzt herausgefunden: Männer machten zwar mehr als sonst, aber auch für Frauen ist die Arbeit viel mehr geworden. Und so ändert sich am Verhältnis nichts: Frauen haben während Corona um 2,5 Stunden pro Tag mehr unbezahlte Arbeit geleistet als Männer – nebenbei mussten sie noch ihren Job im Home Office erledigen.

Durch den Corona-Lockdown hat sich einiges verändert, vor allem für Familien. Viele von ihnen mussten Arbeit, Kinder und Haushalt ohne Unterstützen von Außen unter einen Hut bringen. Forscherinnen und Forscher von der Wiener Wirtschaftsuniversität und der Arbeiterkammer Wien haben eine Studie veröffentlicht, wie Familien die Arbeit im Haus während der Ausgangsbeschränkungen aufgeteilt haben. Das Ergebnis: Frauen übernehmen einen Großteil der zusätzlichen Arbeit.

Frauen leisten täglich 2,5 Stunden mehr an unbezahlter Arbeit

Die Studie untersuchte die Zeitverwendung von Familien und Paaren im Home-Office. Für Familien war das Wegfallen von Schulen und Kindergärten, aber auch der Großeltern eine enorme Belastung. Den Großteil dieser Arbeit mussten die Mütter stemmen: Im Durchschnitt arbeiteten sie während der Corona-Krise täglich 14,5 Stunden – 9,5 davon waren unbezahlte Arbeit im Haushalt und mit den Kindern. Väter arbeiten insgesamt mit 13,75 Stunden täglich eine dreiviertel Stunde weniger. Von diesen 13,75 Stunden sind knapp 7 Stunden unbezahlt. In Familien leisten als Frauen täglich 2,5 Stunden mehr unbezahlte Arbeit.

Extreme Belastung für Frauen wegen Corona

Für Frauen sind diese langen Arbeitszeiten eine enorme Belastung, besonders auch, weil die Trennung zwischen Erwerbsarbeit und Haus- und Erziehungsarbeit nicht mehr möglich ist. Mütter müssen deshalb oft gleichzeitig zur Arbeit im Home-Office auch noch die Kinder betreuen und Hausarbeit erledigen. Eine Mutter, die in an der Studie teilgenommen hat, kommentierte:

„Eigentlich mache ich fast alles und passe daneben auf die Kinder auf“

Frauen sind in der Corona-Krise mit enormen Belastungen konfrontiert. Durch das Home Office verschwimmen die Grenzen zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit. Wir Mütter heißt das meist: Mehrere Sachen gleichzeitig machen.

Kaum gerechtere Aufteilung der Hausarbeit durch Corona

Die Corona-Krise ist für die Aufteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung besonders interessant, da in vielen Haushalten beide Eltern zuhause waren. Die Erwartung war, dass es dadurch zu einer gerechteren Aufteilung von unbezahlter Arbeit kommen könnte. Das war jedoch nicht der Fall. Zwar haben Väter während der Corona-Krise mehr unbezahlte Arbeit erledigt als vor der Pandemie, weil der Arbeitsaufwand aufgrund von geschlossenen Schulen und Kindergärten höher war, aber an der generellen Aufteilung hat sich kaum etwas geändert.

„Auch heute wird in Österreich die Mehrheit der unbezahlten Arbeit von Frauen verrichtet. Dort wo sie ausgelagert werden kann, etwa an die Schulen, Kindergärten oder Reinigungskräfte, sind es wieder Frauen, die diese Arbeiten erledigen, und zwar oft unter schlechten Arbeitsbedingungen und gegen wenig Lohn.“, erklärt Katharina Mader, Leiterin der Studie.

57 Prozent der Mütter machen zurzeit mehr Hausarbeit als der Partner, die meisten geben jedoch an, dies auch schon vor der Krise gemacht zu haben. Ebenso sagen 71 Prozent der Frauen, dass sie mehr Kinderbetreuung als ihr Partner machen, auch das haben die Frauen schon vor der Krise gemacht, nur auf einem insgesamt niedrigeren Niveau. Die Sozialdemokratie fordert deshalb eine Entlastung für Frauen in der Corona-Krise.

„Die Studie der Uni Wien zeigt es, Home Office und Kinderbetreuung sind kaum vereinbar. Männer steigen besser aus. Frauen geraten an ihre Belastungsgrenzen, das gehört sofort geändert. Wir forderen Sonderbetreuungszeit mit voller Entgeltfortzahlung bis zum Ende der Krise und geöffnete Schulen und Kindergärten in den Sommerferien. Die Regierung muss außerdem endliche eine eigene Zeitverwendungsstudie in Auftrag geben!“ – Gabriele Heinisch-Hosek, Frauensprecherin SPÖ

Faire Aufteilung bei Paaren ohne Kinder

Bei Paaren ohne Kinder ist die Aufteilung von unbezahlter Arbeit ausgeglichen. Beide knappe 8 Stunden erwerbstätig und machen zusätzlich ca. 3 Stunden Arbeiten im Haushalt. Der große Unterschied in der Aufteilung von unbezahlter Arbeit zwischen Paaren mit Kindern und denen ohne bestätigt das Phänomen, dass Rollenverteilungen mit dem ersten Kind konservativer werden, selbst wenn es davor eine faire Aufteilung von unbezahlter Arbeit gegeben hat.

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