Am 6. Dezember kommt der Nikolo. Und seit 2006 liefert die FPÖ die Nikolo-Lüge mit. Jedes Jahr aufs Neue behaupten Politiker wie Heinz Christian Strache, Mario Kunasek und andere, dass der Nikolo in Kindergärten verboten wäre. Ein glatte Lüge, der sich auch ÖVP-Obmann Sebastian Kurz angeschlossen hat.
Die Tradition des heiligen Nikolaus von Myra reicht bis in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts zurück. Die traditionelle Nikolo-Lüge hat ihren Ursprung im Jahr 2006. Seit damals behauptet die FPÖ alljährlich, es gebe ein Nikolo-Verbot in Wiens Kindergärten. Um welche Kindergärten es sich dabei konkret handelt, erklärt die FPÖ selten. Und wenn, dann stellt sich immer gleich heraus: Falscher Alarm.
Die Stadt Wien und die Wiener Kindergärten haben bereits mehrmals klargestellt, dass es kein Verbot des Nikolos gibt. Ganz im Gegenteil. In jedem der 350 städtischen Kindergärten wird der Nikolo gefeiert. Und das mit gutem Grund:
„Dieses traditionelle Fest vermittelt gerade in der heutigen Zeit viele wichtige Botschaften – dazu zählen Teilen, Freude bereiten und Anerkennung schenken im Sinne eines friedlichen und wohlwollenden Umgangs miteinander. Traditionelle Feste wie das Nikolofest sind ein wichtiger Teil der Bildungsarbeit in den städtischen Kindergärten“,
heißt es in einer Stellungnahme der Stadt Wien.
Im Jahr 2006 wollte die damalige Vizebürgermeisterin Grete Laska, dass Städtische Kindergärten keine Agenturen mehr für das Nikolo-Fest beauftragen. Einige dieser Agenturen setzten nämlich darauf, den Kindern mit dem Krampus Angst einzujagen. „Angstmachen und Strafen sind die falschen Erziehungsmethoden“, begründete Laska damals. Stattdessen sollten bekannte Personen (Eltern, PädagogInnen, Angehörige) als Nikolos auftreten. Besuchsverbot bekam also nicht der Nikolo, sondern der Krampus und vor allem: hausfremde Personen, vor denen sich die Kinder fürchten. Das war alles.
Aber die FPÖ witterte eine Möglichkeit, die Stimmung aufzuheizen und entschied sich, eine Falschmeldung zu verbreiten. Seither behauptet sie beharrlich, die Stadt Wien wolle verhindern, dass sich muslimische Kinder vom christlichen Nikolo beleidigt fühlen.
Auch 2017 verbreitet die FPÖ die Behauptung, dass der Nikolo abgeschafft wird, wie hier durch Udo Landbauer, FPÖ-Politiker aus Niederösterreich:
Seit 2016 hat sich mit Sebastian Kurz ein neuer Politiker des Themas angenommen. Er behauptet, dass der Nikolo in sozialdemokratisch regierten Gemeinden verboten wurde. Genaue Angaben bleibt er natürlich schuldig.
Besonders traurig an der Geschichte: So erfunden die Lüge ist, so reale Auswirkungen hat sie. Auf den rechtsextremen Terroristen und Massenmörder Andere Breivik wirkte das Bild des Nikolo-Verbots so stark, dass er es in sein ‚Manifest‘, in dem er seine Taten begründete, aufnahm: „In Wien, Österreich, wurde im Dezember 2006 das Nikolausfest in Kindergärten verboten. Angehörige der Stadt Wien beharrten darauf, dass ein fremder, bärtiger Mann Angst bei den Kindern auslösen könnte. Aber die viele Beobachter meinten, dass die Stadt Wien vor der wachsenden muslimischen Bevölkerung buckeln würde.“
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