Nicht bös sein, aber

Wunderknaben

Die, die einst Sebastian Kurz & René Benko bejubelt haben, schreiben jetzt Andreas Babler schlecht. Aber: Wer schon zwei Mal geirrt hat, sollte man beim dritten Mal nicht glauben – zeigt Erwin Steinhauer in seiner neuen Kolumne.

Wir alle haben das noch so lebhaft in Erinnerung, als ob es gestern gewesen wäre: Die Dichterfürsten des heimischen Boulevards von Kurier über Exxpress bis zur Kleinen Zeitung verfassten Lobeshymnen von seltener poetischer Wucht. Denn B & B – Basti und Benko – galten als bunte Lichtpunkte im Alltagsgrau der österreichischen Politik- und Wirtschaftstalente.

Heute steht der eine in der ersten Staffel einer Prozess-Serie vor dem Richter. Der andere scheint sich im komplizierten Geflecht seiner Firmenkonstruktionen so verheddert zu haben, dass man sein „Wirtschaftsimperium“ vor lauter Trümmern nicht mehr erkennen kann. Was möglicherweise daran liegt, dass es das gar nicht mehr gibt.

Für beide gilt selbstverständlich eine ganze Reihe von Unschuldsvermutungen.

Und was macht der Boulevard jetzt? Er schweigt nobel. Laut wird er allerdings beim dritten „B“. Denn an Andi Babler passt den Lohnschreiberinnen des Boulevards und deren männlichen Kollegen offenbar gar nix: Sein Anzug ist zu blau, sein Wirtschaftskonzept zu „links“, seine Sprache nicht geschliffen genug.

Denn offenbar ist man für den Bundeskanzlerjob ungeeignet, wenn man nicht dauernd solche oder ähnliche Sätze sagt: Am Ende des Tages werden wir mit dem Geilomobil mit umweltverträglichen 140 kmh durch einen Tunnel fahren, an dessen Ende wir das strahlende Licht einer erfolgreichen Zukunft für das Österreich, an das wir glauben, erkennen können.

Ah ja. Bevor diese türkisen Utopien mit tätiger Mitwirkung Herrn Kickls realisiert werden, muss Babler aber eben durch konsequentes Bashing neutralisiert werden. Und so wird dann ein bei Billa gebuchter Kurzurlaub auf Zypern zum mondänen Exklusiv-Trip. Und ein Parteitagswahlergebnis von 88,74% zu einer herben Niederlage. Vor allem dann, wenn die gestressten Lohnschreiber beim Sozi-Parteitag ihre Wurstsemmel selber zahlen müssen.

Unterm Basti hätt’s sowas net geb’n!

Net bös sein, aber: Dieselben sogenannten „Edelfedern“, die vor kurzem noch dem Herrn Benko ein Wirtschaftsgenie genannt und dem Herrn Kurz eine rauschende Politikerkarriere prophezeit haben, die sagen jetzt dem Andi Babler eine Wahlniederlage voraus.

Wer zweimal mit seinen Einschätzungen so weit daneben lag, dem wird das auch ein drittes Mal ganz leicht gelingen.

Erwin Steinhauer

Erwin Steinhauer ist ein österreichischer Schauspieler, Kabarettist und Musiker. Er hat in einer Vielzahl von Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt und hat im Laufe seiner Karriere mehrere Auszeichnungen und Anerkennungen erhalten, darunter etwa den Österreichischen Kleinkunstpreis und den Goldenen Romy als beliebtester Schauspieler.

In seiner Kolumne „Nicht bös sein, aber“ betrachtet er innenpolitische Ereignisse auf satirische Weise und bringt die österreichischen Absurditäten auf den Punkt.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1832 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1832 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 486 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    486 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 372 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    372 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 289 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    289 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 157 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    157 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 3136
12. März 2024
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Erwin Steinhauer

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