Österreichs Medienlandschaft zeichnet sich durch eine geringe Pressevielfalt und eine enorme Konzentration am Tageszeitungs-Markt aus. Die wichtigsten Eigentümer der 12 noch bestehenden Tageszeitungen sind reiche Familien, Investoren und die katholische Kirche. Wir geben eine Übersicht über Eigentümer, politische Ausrichtung, Auflagenstärke, Reichweite und öffentliche Förderungen.
Geringe Pressevielfalt bei Tageszeitungen
In Österreich gibt es für neun Millionen Einwohner:innen nur 12 Tageszeitungen: Nur 7 davon werden österreichweit verbreitet. Zum Vergleich: Die Schweiz (8,7 Mio EW) hat über 40 Tageszeitungen, Schweden (10,4 Mio EW) sogar über 90. Der österreichische Printmarkt wird von der Kronen Zeitung dominiert. In den jeweiligen Bundesländern wird ihre Vormachtstellung durch starke regionale Tageszeitungen allerdings relativiert.
“In Österreich gibt es wenige Medieneigentümer und einen hohen Konzentrationsprozess – auch auf regionaler Ebene. In manchen Bundesländern gibt es überhaupt nur einen großen Anbieter. In nordeuropäischen Staaten etwa hatte man durch klügere und gezieltere Medienförderungen unterstützt, dass es zumindest zwei oder drei Zeitungen pro Bundesland gibt und insgesamt mehr Anbieter”, sagt Medienforscher Andy Kaltenbrunner gegenüber Kontrast.
Würde die öffentliche Hand die heimischen Tageszeitungen nicht durch staatliche Medienförderung und Inserate finanzieren, so würden gut die Hälfte der täglichen Printprodukte zusperren müssen, mutmaßen Experten. Deshalb herrscht in den allermeisten Medienhäusern Österreichs eine gewisse “Politik-Medien-Symbiose”, erklärt Kaltenbrunner. “Manche Verbindungen – denken wir nur an die verhängnisvollen Affären von Sebastian Kurz und seinen Freunden mit der Mediengruppe Österreich – sind besonders eng. Und je weniger verschiedene Zeitungshäuser es gibt, desto einfacher ist es, wirksames Agenda-Setting zu betreiben. So etwas wäre im oft wegen Politiknähe gescholtenen ORF redaktionell kaum möglich. Er ist da derzeit jedenfalls noch ein Informationskompass und oft auch Korrektiv”, stellt der Medienexperte fest.
Zur Geschichte der österreichischen Tageszeitungen
Die erste periodisch erscheinende Zeitung Österreichs erschien 1615, die “Ordinari Zeitung“. 1703 kam es zur Gründung des “Wiennerischen Diariums“, aus der sich später die Wiener Zeitung entwickelte. Während der Monarchie wurden verschiedene Blätter immer wieder willkürlich verboten. Journalist:innen und Zeitungen musste mit strenger Zensur leben. Als sich die Zeit der Monarchie ihrem Ende neigte, begann die österreichische Presselandschaft zu florieren. Am 2. Jänner 1900 erschien die erste Ausgabe der Kronen Zeitung als populäre Massenzeitung. In den 20er Jahren konnten die Zeitungsleser:innen alleine in Wien aus bis zu 30 Zeitungen auswählen.
Im Ständestaat ließ die Regierung Dollfuss die oppositionelle Presse verbieten, in der Zeit des Nationalsozialismus kam es zur Gleichschaltung der österreichischen bzw. deutschen Medien und viele Zeitungstitel verschwanden von der Bildfläche.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Österreichs Medienlandschaft unter Aufsicht der Besatzungsmächte (USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion) neu aufgebaut. Als erste Tageszeitung erschien “Neues Österreich” als “Organ der demokratischen Einigung”. Es wurde von den Parteien SPÖ, ÖVP und der KPÖ gemeinsam herausgegeben und von den Alliierten beaufsichtigt. Als nächstes entstanden unter französischer Kontrolle die Welt am Abend, unter britischer Kontrolle die Weltpresse und unter US-Aufsicht der Wiener Kurier. Etwas später produzierten die Parteien ihre eigenen Zeitungen: Die SPÖ druckte ihre Arbeiterzeitung, die ÖVP das Kleine Volksblatt, die KPÖ die Volksstimme. Und noch 1945 gründeten sich die überparteilichen Blätter Salzburger Nachrichten, Oberösterreichische Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten, Kärntner Nachrichten und Neue Steirische Zeitung.
Diese Neugestaltung der Medienlandschaft führte zu einem System, in dem einzelne reiche Familien große Medienunternehmen aufbauen konnten. In den 50er Jahren gab es in Österreich 26 Tageszeitungen. Diese wurden sukzessive weniger, bis es in den 80er Jahren zu Beteiligungen deutscher Medienriesen an österreichischen Zeitungen und zu Zusammenschlüssen große Medienhäuser kam. Die österreichischen Gesetzesgeber haben dabei kartellrechtlich nicht eingegriffen, was von Experten vielfach kritisiert wurde. Inzwischen sinken auch die Druckauflagen der noch verbliebenen Zeitungen langsam, aber stetig.
Liste der österreichischen Tageszeitungen
Im Folgenden geben wir einen Überblick zu den 12 heute in Österreich erscheinenden Tageszeitungen. Das beinhaltet Auflagen, Reichweiten, Eigentümer sowie die Höhe der Presseförderungen und Regierungsinserate. Die Zahlen zu den Reichweiten entstammen der Media Analyse 2023. Die Zahlen für die öffentliche Presseförderung, Qualitäts-Journalismus-Förderungen und Förderungen der digitalen Transformation wurden für das Jahr 2024 von der Seite Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) entnommen. Die Informationen über die Summen der Inserate stammen von Medien-Transparenz.at. Die Fördersummen für die neue Digitalisierungsförderung stammen aus einem Artikel der Presse.com.
Vorsicht mit den Zahlen zur Auflage
Die “Media Analyse” wird vom “Verein Arbeitsgemeinschaft Media – Analysen (VMA)” mit Hilfe von Interviews erstellt. Die ermittelten Zahlen bestimmen den Werbewert der beteiligten Medien. Da der VMA ein Zusammenschluss von Verlagen und Werbeagenturen ist, kann von einem Interesse an sehr hohen Verbreitungszahlen der beteiligten Medienunternehmen ausgegangen werden. Die Vertreter von Medien und Agenturen finden sich sowohl im Vorstand als auch im Präsidium der VMA. Auch deshalb wird von verschiedenen Seiten Kritik an Zahlen und Methoden der Berechnungen der “Media Analyse” geübt. Die Online-Bekanntheit für Print-Produkte wird seit 2020 dazu “gerechnet”.
1. Kronen Zeitung
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Kronen Zeitung Titelseite |
Die Kronen Zeitung ist mit 485.000 Abos mit Abstand die größte Tageszeitung Österreichs. In den östlichen Bundesländern ist die Kronen Zeitung Nr. 1 oder knapp dahinter, in den westlichen Bundesländern wie Vorarlberg und Tirol spielt sie traditionell eine untergeordnete Rolle. Dort verfügt sie auch über keine eigenen Redaktionen. Im Print hat die Kronen Zeitung eine Auflage von 584.000, sie zählt aber auch online zu den größten Playern am österreichischen Markt. Die Krone ist der einzige Publikums-Millionär in Österreich, doch auch sie hat schon bessere Zeiten gesehen: In den 1980er Jahren kam sie auf eine Druckauflage von einer Million Exemplaren und eine Reichweite von knapp 40 Prozent. Die Krone gilt – bezogen auf die Einwohner – als die meistgelesene Zeitungen der Welt.
Zum Vergleich: Die Reichweite der deutschen Bild-Zeitung ist nicht einmal halb so groß wie die der Kronen Zeitung.
Kampagnen-Journalismus als Markenzeichen der Krone
Groß ist die Medienmacht der Krone und das Drohpotenzial ihres Kampagnenjournalismus gegenüber Politiker:innen. Immer wieder hat ihr Gründer Hans Dichand mit Krone-Kampagnen die Stimmung im Land zu lenken versucht. Politiker:innen oder deren Projekte werden in Kolumnen und Leserbriefen bejubelt oder geächtet. Die Krone kampagnisierte gegen das Kraftwerk in Hainburg und den Atommeiler Temelin, gegen Gen-Technik, für die Wahl von Kurt Waldheim zum Bundespräsidenten, gegen Schriftsteller:innen wie Thomas Bernhard oder Elfriede Jelinek, den Burgtheater-Chef Claus Peymann oder die LIF-Gründerin Heide Schmidt.
Die Krone wurde 1959 von Hans Dichand als Neue Kronen Zeitung wiederbelebt, die “alte” Krone war eine 1900 gegründete Boulevardzeitung – der Name stammt vom Preis: Eine Krone kostete die Zeitung im Abo damals. Dichand war bis dahin Chefredakteur des Kurier gewesen. Bis heute ist die Finanzierung der Kronen Zeitung nicht restlos geklärt. Jedenfalls hat der ehemalige SP-Politiker und Gewerkschaftspräsident Franz Olah mitgeholfen und mit Gewerkschaftsgeldern Garantien übernommen, die viel später im Streit um die Eigentümerschaft bekannt wurden.
Auch ein Markenzeichen der Krone war das Bild einer nackten Frau auf Seite 5 oder 7. Hans Dichand führte das Bild der “Nackerten” 1971 ein, die täglich (außer an hohen christlichen Feiertagen) abgebildet und mit einem infantilen Begleittext versehen wurden. Das Ende der “Nackerten” kam 2017 im Zuge der #meetoo Debatte.
Mit der Krone reich geworden: Die Familie Dichand
Die Gründer-Familie Dichand verfügt nicht nur über Millionen bei den Leser:innen, sondern auch beim Geld. Die Dichands sind die reichsten Zeitungsmacher des Landes, ihr Einkommen soll monatlich bei 700.000 Euro Vorab-Gewinn liegen. Die vertraglich gesicherten Vorab-Gewinne sind Gegenstand eines langen Rechtsstreits mit der deutschen Funke-Gruppe. Der Krone gehört heute zu 50 Prozent der Familie Dichand (Helga Dichand, Michael Dichand, Johanna Dichand, Christoph Dichand je 12,5) und zu 50 Prozent der deutschen Funke-Mediengruppe und der Signa-Holding (von Kurz-Freund René Benko) über eine gemeinsame Holding. Das Vermögen der Dichands schätzt Trend 2024 auf 850 Millionen Euro, womit die Familie Rang 60 der reichsten Österreicher einnimmt.
Die Eigentumsanteile von René Benkos Signa Holding: Übernahme noch offen
Der Konkursantrag von René Benkos Signa-Holding zieht eine Umstrukturierung bei „Kurier”, „Krone” und „Mediaprint“ (Verlagskonzern, in dem die Verlagsaktivitäten der beiden Tageszeitungen abgewickelt werden) nach sich.
Die Signa-Gruppe hält derzeit 49,49 Prozent an einer Holding der deutschen Funke-Gruppe, die wiederum 49,44 Prozent am “Kurier” (restliche Anteile bei Raiffeisen) und 50 Prozent an der “Kronen Zeitung” (restliche Anteile bei der Familie Dichand) besitzt.
Die 49,49 Prozent der Signa müssen nun neu verteilt werden. Raiffeisen-General Höllerer äußerte unlängst Interesse daran, die 49,44 Prozent am “Kurier” zu übernehmen. Die Dichands könnten die 50 Prozent an der “Krone” zu übernehmen, wobei auch hier eine Beteiligung der Raiffeisen mit etwa 25 Prozent im Gespräch ist.
Die Funke-Gruppe hat währenddessen die Erwägung eines kompletten Rückzug signalisiert, wobei letztendlich die Zahlungsbereitschaft der Käufer entscheidend sein wird.
Die gesamte Situation wird durch den gemeinsamen Verlag Mediaprint, der seit 1988 die Verlagsaktivitäten von “Kurier” und “Krone” bündelt, nochmal verkompliziert. Mediaprint soll zukünftig als Dienstleistungsgesellschaft für Druck und Vertrieb agieren, während “Kurier” und “Krone” eigenständiger wirtschaften und ihre Werbevermarktung selbst übernehmen sollen.
Orbanisierung Österreichs
Der Kommunikationswissenschaftler Fritz Hausjell der Universität Wien warnte hinsichtlich des Einstiegs von Konzernen wie René Benkos Signa bei heimischen Medien vor dem “Beginn der Orbanisierung in Österreich”. In Orbáns Ungarn sei zu beobachten, dass reiche Unternehmer wichtige Medien aufkaufen, selbst solche, die sich wirtschaftlich nicht lohnen. “Das Ziel ist es, die Zeitungen auf Linie zu bringen. Wenn das nicht gelingt, wird die Zeitung eingestellt. Die Unternehmer bekommen im Gegenzug für ihr Medien-Engagement von der Regierung Staatsaufträge”, schildert Hausjell die Situation in Ungarn. Für Regierende stellt sich natürlich die Frage, “wie man die größte Boulevardzeitung des Landes politisch stärker instrumentalisieren kann, indem man sie aufkauft und dadurch steuert.”
Die deutsche Funke Gruppe hat sich in den letzten Jahren von vielen ihrer internationalen Beteiligungen systematisch getrennt. “Leider sind die Verträge zwischen Funke und der Familie Dichand nicht transparent, aber ich höre zum Beispiel, dass die Dichands ein Vorkaufsrecht an den Funke-Anteilen hätten”, sagt Hausjell.
Gegen Vermögens- und Erbschaftssteuern
Eine der wichtigsten medialen Kampagnen der Krone ließ der Gründer und langjährige Herausgeber Hans Dichand ganz in eigener Sache journalistisch ausführen: Die Krone wetterte jahrzehntelang massiv gegen Vermögenssteuern und vor allem gegen die Erbschaftssteuer. Das Motiv war wohl, dass das von Hans Dichand angesammelte Vermögen 750 Millionen Euro betrug, als seine Ehefrau Helga Dichand 2010 das Erbe antrat. Davon sollte möglichst kein Cent an den österreichischen Staat abgegeben werden. All die Jahre “warnte” Dichands Zeitung vor etwaigen Erbschaftssteuern. Und auch wenn es um Erbschaftsteuern erst ab über einer Million ging, ließ Dichand vor dem “Griff ins Handtaschl der Großmutter” und “Enteigner der kleinen Sparer” warnen.
2. Kleine Zeitung
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Kleine Zeitung Titelseite |
Die Kleine Zeitung ist das zweitgrößte Blatt des Landes. Sie ist allerdings keine landesweite Zeitung, sondern ein Regionalblatt in der Steiermark und Kärnten. In Kärnten liegt die Kleine mit einer Reichweite von 34,9 Prozent und 178.000 Leser: innen klar vor dem Erzkonkurrenten Krone, die im südlichsten Bundesland nur auf 31,4 Prozent kommt. Ihre politische Ausrichtung ist katholisch-konservativ. “Sie steht auf dem Boden christlicher Weltanschauung, tritt für eine plurale, demokratische Gesellschaftsordnung, die Eigenständigkeit der Bundesländer und die völkerrechtliche Unabhängigkeit der Republik Österreich ein und begrüßt den europäischen Einigungsprozess”, schreibt die Kleine Zeitung selbst in ihrem Impressum.
Die Kleine Zeitung gehört zur Styria Medien AG, die wiederum zu 98,33 Prozent im Eigentum der Katholischer Presseverein Privatstiftung und und zu 1,67 Prozent des Katholischen Medien Vereins steht. Historisch gehen die Pressvereine auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Gegründet als Antwort auf bürgerlich-liberale Medien und die Arbeiter-Medien. “Der Katholizismus hat sich in Pressvereinen organisiert”, sagt Kommunikationswissenschaftler Hausjell. Die Styria gehört neben der Media-Print und der Fellner-Gruppe zu den größten Verlagshäusern des Landes. Die Styria betreibt neben der Kleinen Zeitung auch die Presse, Die Furche und dazu eine Reihe von Online Portalen wie meinbezirk.at, willhaben.at, ligaporta.at, ichkoche.at und andere.
Die Kleine Zeitung erscheint im Kleinformat seit Oktober 1948 wieder und wurde in den 1960er Jahren zur größten Bundesländerzeitung. Sie verfügt über zahlreiche Regionalbüros in der Steiermark, in Kärnten und Osttirol. Die regionalen Schwerpunkte sind die große Stärke der Kleinen Zeitung.
2023 wurde bei der Kleinen Zeitung der Sparstift angesetzt. Laut einem Bericht des Standard wurde allen 200 Mitarbeiter:innen eine Mail mit einem Kündigungs-Angebot geschickt. Wer bis 15. April 2023 den Wunsch nach einvernehmlicher Auflösung seines Dienstverhältnisses mit 30. April 2023 äußert, dem würden die regulären Kündigungsfristen und Abfertigungsansprüche gewährt, zudem werden in dem Brief nicht spezifizierte freiwillige Zahlungen nach Dienstzeit, Lebensalter und etwaigen Sorgepflichten für Kinder in Aussicht gestellt. Die Mail ist gezeichnet von den Geschäftsführern Thomas Spann und Hubert Patterer, zugleich Chefredakteur der Kleinen, schreibt der Standard. Das Angebot wurde nach monatelangen Diskussionen über “Sparpläne” und “Umstrukturierungen” gemacht.
3. Heute
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Heute Titelseite |
Die Zeitung Heute kam 2004 als Gratiszeitung auf den Markt, zwei Jahre vor dem Fellner-Konkurrenten Österreich. Ihre politische Ausrichtung ist neutral. Herausgeberin ist die Ehefrau von Krone-Chefredakteur und Mit-Eigentümer Christoph Dichand, Eva Dichand. Sie und ihre Kinder halten über eine Stiftung Anteile an der Heute, die im Laufe der Jahre von über 70 Prozent auf 24,4 Prozent schrumpfte. 50,1 Prozent hält die Periodika Privatstiftung, deren Vorstandsvorsitzender Wolfgang Jansky ist. Bis Anfang 2024 teilten sich Dichand und Janski die Geschäftsführung von „Heute“, seit dem Frühjahr führt Jansky den Gratiszeitungsverlag nun alleine. Jansky war davor Pressesprecher von Werner Faymann als dieser noch Wohnbaustadtrat in Wien war. Die Stiftung gilt daher als SPÖ-nahe, von der Heute wird eine Beteiligung SPÖ-naher Organisationen stets bestritten.
2016 hat die Schweizer Mediengruppe TX Group AG (vormals Tamedia) 25,5 Prozent Prozent des Heute-Verlags AHVV übernommen. Den Hauptanteil (74,5 Prozent) am Verlag halten zwei von Eva Dichand und Wolfgang Jansky geleiteten Privatstiftungen namens Periodika und Pluto. Dazu hat die TX Group AG auch 51 Prozent an der DJ Digitale Medien gekauft. Sie produziert die digitalen Inhalte von heute.at.
Heute mit der größten Reichweite in Wien
Heute ist die zweitgrößte Tageszeitung Österreichs, in der Hauptstadt Wien ist Heute sogar die Tageszeitung mit der größten Reichweite. Im Oktober 2023 wurden die Print- und Onlineredaktion zuammengeführt. Der ehemalige Online-Chefredakteur Clemens Ositric hat diesen Posten nun auch für den Printbereich inne und folgt so seinem Vorgänger Christian Nusser. Die Tageszeitung erscheint von Montag bis Freitag und wird vor allem über Entnahmeboxen im öffentlichen Raum, in Krankenhäusern, Bahnhöfen und in Bäckereien und Supermärkten an die Menschen gebracht. In Wien hat die Zeitung dank einem Vertrag mit den Wiener Linien Entnahmeboxen in U-Bahnstationen.
Auf der Seite drei der Zeitung war – ähnlich der Krone – bis zum Jahr 2014 das Bild einer nackten Frau abgebildet. Eva Dichand setzte dann durch, dass am Mittwoch stattdessen ein nackter Mann erscheint. Heute-Insider sagen, Dichand habe die Fotos selbst “jede Woche handverlesen ausgewählt”. Krone-Insider haben das gleiche über Hans Dichand und die “Nackerte” in der Krone geäußert.
Heute im Strudel der Kurz-Affäre
Im März 2023 führte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) eine Hausdurchsuchung bei der AHVV Verlags GmbH durch, dem Herausgeber von Heute. Im Zusammenhang mit den Chat-Protokollen des ehemaligen Kabinettschefs im Finanzministerium, Thomas Schmid, kam der Verdacht von gegenseitigen, unerlaubten Geschäften zwischen Heute und der ÖVP auf.
Die WKStA wirft Eva Dichand vor, gemeinsam mit ihrem Mann Christoph Dichand, dem Chef der Kronen Zeitung, Sebastian Kurz und sein Umfeld mit guter Berichterstattung bestochen zu haben. Im Gegenzug sollen Kronenzeitung und die Zeitung Heute von Regierungsseite mit mehr Inseraten erhalten haben. Außerdem habe die ÖVP eine für Heute unangenehme Reform des Stiftungsgesetzes im Sinne von Eva Dichand verhindert. Laut Thomas Schmid habe dieser “Eva Dichand geschrieben, dass man eine negativen Stellungnahme zum Stiftungsgesetz abgeben werde, so Schmid laut Ö1. Dichand habe darauf geantwortet: ‘Danke für Info. Hoffe, sehr negativ’, worauf hin Schmid geschrieben habe: ‘Wir sagen, dass wir ein Paket und kein Stückwerk wollen und das daher ablehnen.'” Alle Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe.
4. Österreich
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Österreich Zeitung Titelseite |
2006 haben die Gebrüder Fellner die Tageszeitung Österreich gegründet, überwiegend als Gratis-Blatt. Seit 2018 erscheint das Gratis-Blatt Oe24 allerdings getrennt von der dickeren Bezahl-Ausgabe.
In Sachen Reichweite liegt die Tageszeitung im landesweiten Vergleich auf Platz 4, allerdings nur, wenn die Gratisausgabe mitgezählt wird. Ohne diese kostenlose Schmalspur-Ausgabe oe24 liegt „Österreich“ im Jahr 2023 auf Platz 8.
Die Eigentumsverhältnisse haben sich in den letzten Jahren immer wieder geändert, wobei das Medium stets in Besitz der Familie Fellner geblieben ist. Im September 2022 erwarb Niki, der Sohn von Wolfgang Fellner, die Mehrheit an der wichtigen Fellner Medien Holding. Alexandra, seine Cousine, hatte etwa ein Drittel der Anteile übernommen. Laut Firmenbuch hat Niki Fellner seine Anteile bereits Ende 2023 wieder vollständig abgegeben. Anfang 2024 verfügt Mediengruppe wieder über andere Besitzer, die jedoch voraussichtlich in der Familie bleiben werden. Die Fellner Medien Holding gehört nun über Zwischengesellschaften vollständig der Na2 Beteiligungs GmbH, die fast zur Gänze Ursula Reithofer gehört. Reithofer ist Controllerin und Bilanzbuchhalterin in der HF Beratungs GmbH & Co KG, die Helmuth Fellner gehört. Sie ist auch Vorstandsmitglied in mehreren Fellner-Familienstiftungen, darunter die Alpha Zehn Privatstiftung.
Helmuth Fellners Kinder Alexandra und Maximilian halten jeweils 2,51 Prozent an der Na2 Beteiligungs GmbH. Alexandra Fellner übernahm im Herbst 2023 Managementfunktionen in der Mediengruppe Österreich, darunter die Geschäftsführung von oe24.tv und leitende Positionen in drei zentralen Fellner-Gesellschaften, darunter die Fellner Medien Holding.
Der erste Österreich-Aufmacher 2006 war ein Interview mit dem damaligen ÖVP-Bundeskanzler Wolfang Schüssel. In den ersten 10 Ausgaben war sechs Mal das Entführungsopfer Natascha Kampusch am Titelblatt – und in dem Stil ging es weiter. Ursprünglich kündigte Gründer Wolfgang Fellner eine Zeitung zwischen Boulevard und Qualität an (als Hauptkonkurrent zum Kurier), geworden ist es die aggressivste Boulevardzeitung des Landes. Die Zeitung gerät immer wieder in die Kritik für ihre Skandalberichte oder ihren “Hyänenjournalismus”. 2007 versuchte ein Redakteur etwa während eines Banküberfalls ein Telefon-Interview mit dem Täter zu führen, indem er in der Bank anrief. Beim Terror-Anschlag in Wien 2020 gab es heftige Kritik an der reißerischen Berichterstattung. Neben der Kronen Zeitung und der Heute erhält die Zeitung Österreich die meisten Rügen vom Presserat.
Die Fellner-Zeitung ist auch bekannt für “exklusive” Ankündigungen, die so nie eintreten: Etwa eine angebliche SPÖ-Minderheitsregierung 2006 (es wurde eine SPÖ-ÖVP-Koalition) oder dass Franco Foda 2011 Teamchef der Österreichischen Fußballnationalmannschaft werden würde (es wurde der Schweizer Marcel Koller). Das Oberlandesgericht Wien sprach in diesem Zusammenhang von einer „Tatsache“, dass die Zeitung Österreich Interviews einfach erfinde. Oft fiel das Fellner-Blatt durch unsauberes Arbeiten auf. So verarbeitete Österreich ein Kurzinterview und alte Zitate des österreichischen Politikwissenschaftlers Peter Filzmaier zu einer Kolumne, die er nie verfasst hat.
Der “Fellnerismus”
Die Fellners sind verrufen, einen Journalismus des Gegengeschäfts zu betreiben. Wer Geld für Inserate zahlt, bekommt wohlwollende Berichterstattung – wer dies nicht tut, wird bestraft. Politiker:innen und ihre Pressesprecher:innen erzählten von Drohgesprächen mit Helmut Fellner, der vor negativen Kampagnen warnte, wenn keine Inserate fließen. Im Zuge der ÖVP-Inseratenkorruptionsaffäre flog dann auf: Das türkise Team von Sebastian Kurz kaufte mit Inseraten aus dem Finanzministerium mutmaßlich frisierte Umfragen und geschönte Berichterstattung in der Zeitung Österreich. Aktuell ermitteln die Gerichte dazu, Fellner bestreitet die Vorwürfe. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.
Deutlich ist aber, dass in der Zeitung Österreich die Schranken zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung häufig verschwinden. Ein häufiger Vorwurf lautet: Den Fellners ginge es weniger um Journalismus und Information, sondern darum, möglichst viel Geld mit ihrer Zeitung zu verdienen. Der Multi-Millionär Fellner gab 2021 bei Gericht an, zwei Häuser in Österreich im Wert von zusammen 28 Mio. zu besitzen. Zu Fellners Besitz werden laut Dossier-Recherchen aber auch eine Villa in Malibu, ein Anwesen in Kitzbühel und ein Haus in Ibiza gezählt.
5. Kurier
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Kurier Titelseite |
Der Kurier war lange Zeit die größte Tageszeitung Österreichs – bis die Kronen Zeitung Ende der 1960er kam. Er wurde ursprünglich als Zeitung der US-Besatzung nur für Wien herausgegeben und war lange das Flaggschiff des Nachkriegsjournalismus – “das Symbol des bürgerlich-liberalen Journalismus”, wie es Medienwissenschafter Andy Kaltenbrunner nennt.
Knapper Mehrheitseigentümer ist die Raiffeisen-Bank, sie beteiligte sich in den 1970er Jahren am Kurier als dieser vor dem Aus stand. Die andere Hälfte des Kurier gehört heute der deutschen Funke Gruppe (die auch an der Kronen Zeitung beteiligt ist). 2018 stieg auch der Tiroler Immobilienmilliardär René Benko, dessen Unternehmen sich allerdings in einem laufendem Insolvenzverfahren befindet. Die Eigentumsverhältnisse von Kronen Zeitung und Kurier werden daher derzeit neu ausgehandelt (siehe Kronen Zeitung).
Der Kurier ist eine bürgerlich-konservative Tageszeitung, die heute zwischen Boulevard und Qualität angesiedelt ist. Er gilt als ÖVP-nahe, was nicht zuletzt aus der Eigentümerstruktur kommt: Schließlich hat die Raiffeisen-Bank sehr viele Berührungs- und Überschneidungspunkte mit der ÖVP. Über den Mehrheitseigentümer Raiffeisen – immerhin eine der größten Banken Österreichs mit zahlreichen Töchtern in der Lebensmittelindustrie – liest man im Kurier naturgemäß selten kritisches. “Wo immer wir medienfremdes Kapital in Medien haben, haben wir mit diesem Problem zu tun: Dass es eine Steuerung von Medien gibt, die auch anderen Interessen dienen als den journalistischen Interessen der Redaktion. Die Wahrscheinlichkeit in der Tageszeitung Kurier eine große kritische Geschichte über den Raiffeisenkonzern zu lesen, ist sehr gering. Aber sie ist nicht null. Das ist die Herausforderung für für die Kurier-Redaktion”, erklärt der Medienwissenschaftler Fritz Hausjell dazu.
Laut Fritz Hausjell würde die redaktionellen Führung des Kurier eine “komfortable Situation sowohl für Raiffeisen als auch für die ÖVP bieten”. Von 2018 bis 2024 war Martina Salomon Chefredakteurin des Kurier und ist seitdem dessen Herausgeberin. Sie gilt als besonders ÖVP-freundlich. Chefredakteur ist seit Februar 2024 Martin Gebhart, der seine journalistischen Wurzeln in Niederösterreich hat und mit ÖVP-Spitzenpolitikern privat golfen geht, wie Dossier aufdeckte. Stellvertreter ist seit 2021 Richard Grasl, der zuvor als ÖVP-Mann im ORF galt. Seit 2024 ist er zusätzlich Geschäftsführer. Vor Salomon war Helmut Brandstätter Chefredakteur, der für eine kritische Linie gegenüber Sebastian Kurz stand. Aber auch im Kurier gibt es nicht wenige Journalist:innen, die sich ihrem Beruf verpflichtet fühlen und ausgewogen berichten, es sei also auch der Kurier keine “gmahte Wiesen” für die Regierung, betont Medienwissenschaftler Hausjell.
6. Die Presse
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Presse Titelseite |
Die Presse ist eine der ältesten Zeitungen Österreichs. Ihre politische Ausrichtung ist liberal-konservativ, das Medium steht im Besitz der katholischen Styria Medien AG. Sie wurde 1864 von den ehemaligen Redakteuren der Presse, Michael Etienne und Max Friedländer unter dem Namen “Neue freie Presse” gegründet. Während der Monarchie war sie die meistgelesene Zeitung des Landes, druckte eine Auflage von 50.000 – 90.000 Exemplare und bot bis zu 500 Journalisten eine fixe Beschäftigung.
Prominente Autor:innen waren u.a. Karl Emil Franzos, Eduard Hanslick, Theodor Hertzka, Theodor Herzl, Hugo von Hofmannsthal, Karl Marx, Felix Salten, Alice Schalek, Arthur Schnitzler, Berta von Suttner oder Stefan Zweig.
Erster Weltkrieg, Karl Kraus und Alice Schalek
Während des Ersten Weltkrieges verfiel auch die Neue Freie Presse der grassierenden Kriegsbegeisterung. Vor allem der Schriftsteller und Publizist Karl Kraus wandte sich mit klaren Worten gegen die Kriegsstimmungsmache der Zeitung, insbesondere gegen Herausgeber Moritz Benedikt und die Journalistin und Kriegsberichterstatterin Alice Schalek. Karl Kraus kritisierte die Zeitung und ihren Herausgeber Benedikt in seinem Anti-Kriegsdrama “Die letzten Tage der Menschheit” ausgiebig. Für ihn stand fest, dass die „Tatsache, daß es keine Schlechtigkeit gibt, die der Herausgeber der Neuen Freien Presse nicht für bares Geld zu vertreten, und keinen Wert gibt, den er aus Idealismus nicht zu verleugnen bereit ist…“ Kraus bezeichnete Benedikt als „Herrn der Hyänen“ und zitierte die Kriegsberichterstatterin der Neuen Freien Presse, „die Schalek“ aus dem Jahr 2015:
“Im Angesicht der Schönheit der Natur wird der Krieg zum natürlichen Schauspiel, damit legitimiert und zelebriert. So ist der Tiroler Krieg. Überall herrscht Feiertagsstimmung. Es ist, als ob ein endloser Sonntag über dem Land läge. Und fragt man die Offiziere: Sehnt ihr euch heim? — dann stehen sie betroffen, als spräche man von versunkenen Dingen … Und sie schmecken es, was es heißt, frei sein von Luxus; sie staunen selbst über ihre Glückseligkeit darüber, ohne die Bürde des Komforts, ohne die Ketten der Bequemlichkeit, ohne die Last der Etikette zu sein.” (Schalek 1915, 54—55).
Nach dem Anschluss Österreichs wurde die Neue Freie Presse arisiert. Alle Redakteur:innen, die keinen Ariernachweis vorweisen konnten, wurden entlassen. Ende 1939 wurde die Zeitung mit dem Neuen Wiener Journal gemeinsam zum Neuen Wiener Tagblatt.
Die Presse nach dem Zweiten Weltkrieg
1946 gründete der liberal-konservative Ernst Molden die Zeitung neu als Die Presse. Molden war politischer Gegner der Nationalsozialisten. 1950 übernahm sein Sohn Fritz Molden die wirtschaftliche Leitung des Mediums. Fritz Molden war während des Zweiten Weltkrieges im Widerstand gegen die Nationalsozialisten tätig. Nach der Neugründung der Presse hatte Molden bereits als Auslandsredakteur für die Presse in den USA gearbeitet. Dort heiratete er auch 1948 die Tochter des späteren CIA-Chefs Allen Dulles.
1950 erhielt die in finanziellen Schwierigkeiten steckende Presse einen 2-Millionen-Kredit aus den USA. 2009 deckte das Magazin profil auf, dass der Redakteur und spätere Chefredakteur (1961-1976) Otto Schulmeister jahrzentelang für die CIA tätig war. Laut profil waren „seine Leitartikel fallweise argumentativ nach den Wünschen der CIA ausgerichtet, Geschichten unterdrückt, wenn sie dem US-Standpunkt schadeten, und Informationen aus Hintergrundgesprächen mit österreichischen Politikern und Ostblock-Botschaftern preisgegeben“.
1965 kaufte die Wirtschaftskammer die mehrheitlichen Anteile an der Zeitung.
1991 übernahm die katholische Styia Medien AG 51 Prozent der Presse, 1999 auch die restlichen 49 Prozent und ist somit alleinige Besitzerin der Zeitung.
Die Presse und die ÖVP-Korruptionsaffäre
Im Jahr 2021 eskalierte die sogenannte ÖVP-Korruptionsaffäre. Im Zuge des Ibiza-Skandals der Strache-FPÖ kam es zu mehreren Beschlagnahmungen von Mobiltelefonen. Unter anderem kam auf, dass gefälschte Umfragen bei der Zeitung Österreich mit Geld aus dem Finanzministerium bestellt und bezahlt wurden.
Und es stellte sich heraus, dass der “Strippenzieher” in der ÖVP, Thomas Schmid, ein sehr enges Naheverhältnis zum damaligen Presse-Chefredakteur Rainer Nowak hatte. Der als sehr konservativ geltende Nowak wurde in den Chats um ÖVP-freundliche Berichterstattung gebeten. Nowak wiederum erwartete sich von der ÖVP Hilfe bei seinem angepeilten Aufstieg zum ORF-Generalsekretär.
“Ende Jänner 2017 schreibt Thomas Schmid, noch Generalsekretär im Finanzministerium, Nowak per iMessage: “Ich will lieber Geld verdienen/Als zu verwalten.” – “Ich auch!!!”, antwortet Nowak. “Wobei ORF-Chef geht schon.” Schmid antwortet mit zwei Daumen-hoch-Emojis und einer Faust”, berichtete der Standard.
Auch der ORF zitierte Chats zwischen Schmid und Nowak:
So schrieb Schmid etwa: „Jetzt du noch ORF-Chef“/„Alter – dann geht’s aber ab“/„Danke für alles.“ Nowak reagierte mit den Worten: „Ehrensache. Jetzt musst du mir bitte beim ORF helfen.“ Schmid: „Unbedingt.“ Darüber hinaus gab Nowak Schmid Formulierungstipps für die Kommunikation mit seiner Redaktion.”
Im November 2022 trat Nowak aufgrund der ÖVP-Korruptionsaffäre von seiner Anstellung bei der Presse zurück. Neuer Chefredakteur wurde Anfang 2023 Florian Asamer.
7. Der Standard
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Der Standard Titelseite |
Die Tageszeitung Der Standard wurde 1988 von Oscar Bronner gegründet, 50 Prozent gehörten dem deutschen Axel Springer-Verlag. Der deutsche Eigentümer verkaufte 1995 seine Anteile an Bronner. 1998 stieg der Süddeutsche Verlag mit 49 Prozent beim Standard ein.
Mit seiner starken Online-Präsenz gehört Der Standard zu den wichtigsten und einflussreichsten Zeitungen des Landes. Die politische Ausrichtung des Standard kann als linksliberal und wirtschaftsliberal beschrieben werden. Der Standard vertritt pluralistische, minderheiten-freundliche Positionen und argumentiert tendenziell für eine aktive Klimapolitik und eine humane Flüchtlingspolitik.
So gesehen hat Der Standard Österreichs konservative Medienlandschaft aufgebrochen. Neben der Parteizeitung der SPÖ, der AZ (Arbeiterzeitung) gab es nun eine Tageszeitung, die nicht entweder sehr ÖVP-nah und konservativ war oder aus dem katholischen Bereich kam. Nachdem die AZ 1991 aus wirtschaftlichen Gründen schließen musste, wechselte ein guter Teil ihrer Leser:innenschaft zum rosa Blatt. Das gab dem Standard in seiner Gründungsphase einen zusätzlichen Schub.
Die Akademiker-Zeitung
Die Leser:innenschaft des Standard sind laut Eigenbeschreibung ein “überdurchschnittlich gebildet, vergleichsweise junges, schwerpunktmäßig urbanes und sehr mobiles Publikum”. Ihr ehemaliger Chefredakteur Gerfried Sperl betonte gern, dass sein Blatt über die meisten Leser:innen mit Uni-Niveau verfügt. Das stimmt in absoluten Zahlen aber nur haarscharf: Die Krone hat fast genau so viele Akademiker:innen als Leser:innen (2005 144,000 vs 142.000). Das entspricht laut Peter Plaikner dem “business-Class-Phänomen der heimischen Flugreisenden: Wer auf sich hält, verlangt beim Einsteigen Standard oder Presse. Doch in der Maschine lesen sie dann die Krone“.
Online mitreden: Der Beginn des Web 2.0
1995 geht derStandard.at online, zunächst als Abbildung der Print-Zeitung. So konnte Der Standard rund um den Globus aktuell gelesen werden.
1997 gründete Der Standard eine eigene Online-Redaktion, welche die Nachrichten auf der Webseite während des Tages aktualisierte. Mit dem Service der “Nachrichten in Echtzeit” war der Standard.at die erste deutschsprachige Zeitung.
Eine große Neuerung am österreichischen Mediensektor war die Einführung der Online-Kommentare durch die Leser:innen. Erstmals in der Geschichte war es Zeitungsleser:innen möglich, Kommentare oder Berichtigungen zu Zeitungsartikeln zu verfassen. Das war vorher nur via Leser:innen-Briefe möglich, wobei nur ein kleiner Teil der Zuschriften veröffentlicht werden konnte – Papier ist zwar geduldig, aber teuer in Produktion und Verbreitung. Laut Standard.at haben die Leserinnen und Leser bis 2018 40.000 Millionen Kommentare unter den Artikeln und in den Foren abgegeben.
8. Vorarlberger Nachrichten (VN)
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VN Titelseite |
Die Vorarlberger Nachrichten haben eine monopol-ähnliche Stellung in Vorarlberg. Im westlichsten Bundesland Österreichs verfügt sie über eine Reichweite von 40,7 Prozent.
Die VN stehen im Besitz von Russmedia, der Privatstiftung der Familie Russ. Vorarlberger Großverleger Eugen Russ hat den Zeitungsverlag mit knapp 30 Jahren übernommen, er trat in die Fußstapfen von Vater und Großvater. Im April 2024 gab es einen Wechsel an der Spitze der VN: Gerold Riedmann wechselte als Chefredakteur zum Standard und übergab seinen Posten als Geschäftsführer und Chefredakteur bei der Neuen Vorarlberger Zeitung an Isabell Russ, der Tochter des Herausgebers Eugen A. Russ.
Die Familie hat eine gewisse Nähe zur ÖVP. So war die Schwester des Verlegers Eugen Russ, Gabriele Nußbaumer, bis Jänner 2018 Vize-Landtagspräsidentin für die Volkspartei. Im Zuge der Inseraten-Affäre um den ÖVP-Wirtschaftsbund wurde bekannt, dass Russmedia gemeinsam mit dem ÖVP-Wirtschaftsbund-Direktor Kessler zu 40 Prozent an der Werbeagentur Mediateam beteiligt war. Die Agentur wickelte das Anzeigengeschäft für die Zeitung der vom Wirtschaftsbund dominierten Vorarlberger Wirtschaftskammer ab. Für Kritik sorgte, dass über diese Affäre weder die Vorarlberger Nachrichten noch die Vorarlberger Tageszeitung anfangs berichteten. “In Vorarlberg berichtete bis dato nur der ORF über die Verflechtungen. In den Medien der Russmedia-Gruppe gab es hingegen keine Beiträge“, schrieb der Standard im November 2021. Auch der Ö1 #doublechek berichtete. Erst als der Druck zu groß wurde, fand eine korrekte Berichterstattung statt.
Die Süddeutsche Zeitung hat die VN einmal “Kundenklub mit angeschlossener Zeitung” genannt, weil es für Abonnent:innen Strom zum Sondertarif, Unfallversicherung oder Gutscheinhefte mit Einkaufstipps gibt – praktischerweise im redaktionellen Teil ausführlich erläutert. Wer all das nutzt, steigt nach Abzug des Abo-Preises mit einem Plus im Börsel aus, wie VN-Chef Russ immer wieder vorgerechnet hat.
9. Oberösterreichische Nachrichten
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OÖN Titelseite |
Die Oberösterreichischen Nachrichten sind die meistgelesene Zeitung im Bundesland. Fast jeder Dritte (24,4 Prozent Reichweite bzw 314.000 Leser:innen) konsumiert die OÖN, nach jahrzehntelangem Match konnte die Vormachtstellung der Krone beendet werden. Das Kleinformat kommt in Oberösterreich nur auf 27,1 Prozent Reichweite.
Die politische Ausrichtung ist bürgerliche-konservativ, die Rolle der katholischen Kirche hat einen ausgeprägten Wert in der Berichterstattung. Die Zeitung bedient die klassischen Ressorts, dazu kommen noch regionale Beilagen, co-finanziert durch die Werbeeinnahmen der lokalen Unternehmen.
Das Medium bemüht sich um eine annähernd politisch neutrale Haltung, eine gewisse Nähe zur Landeshauptmann-Partei ÖVP ist dabei aber nicht zu übersehen. Von 1967 bis 1992 war etwa Hermann Polz Chefredateur der Oberösterreichischen Nachrichten. Er war mit dem Langzeit-Landeshauptmann Josef Ratzenböck verschwägert, nachdem seine Schwester den obersten ÖVP-ler geheiratet hatte. Polz galt allerdings als ein unabhängiger Geist und hat vielleicht gerade ob der familiären Situation einen gewissen Abstand zur ÖVP gehalten. So behielt er etwa in der Waldheim-Affäre kritische Distanz zur Position der Partei.
Die Eigentumsverhältnisse bei den OÖN
Auch in Oberösterreich erlaubten die US-amerikanische Besatzungsmacht nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das Entstehen neuer Medien. Unter anderem wurden dabei 1945 die Oberösterreichischen Nachrichten gegründet. Eigentümer und Besitzer waren Persönlichkeiten aus der Region, die politisch aus verschiedenen Lagern kamen. Produziert wird die Zeitung in der Druckerei Wimmer. Die Druckerei Wimmer produziert und besitzt daneben auch die Zeitung Tages-Post.
Besitzer der J Wimmer KG sind seit 1954 Ilse Cuturi und ihre Kinder. Die Oberösterreichischen Nachrichten sind seit 1953 vollständig im Besitz von Alfred Maleta. 1955 fusionieren die Projekte. Es entsteht die J. Wimmer GesmbH als Eigentümerin und Herausgeberin der Oberösterreichischen Nachrichten. Sie gehört zu 74 Prozent der J. Wimmer KG und zu 26 Prozent Alfred Maleta. 1986 verkauft Maleta seine Anteile an Rudolf Andreas Cuturi. Somit sind alle Anteile der Firma Wimmer wieder in Familienbesitz. (Quelle: OÖN ).
10. Tiroler Tageszeitung (TT)
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Tiroler Tageszeitung Titelseite |
Die TT ist der absolute Platzhirsch im Bundesland Tirol. Sie verfolgt einen reinen Tirol-Kurs ohne großen nationalen Anspruch. Die TT gehört gemeinsam mit dem kleinformatigen Gratis-Ableger TT kompakt zur Moser-Holding. Die war bis in die 1980er Jahre ein patriarchal geführtes Haus im Erbe des Gründers Joseph Stephan Moser. Seit den 2000er Jahren verfolgt die Moser-Holding einen Expansionskurs und hat sich zu einem der größten Medienkonzerne Österreichs mit rund 1.300 Mitarbeiter:innen entwickelt. Das Angebot reicht über Fernsehen, Radio und Online – aber trotz Printkrise ist die TT nach wie vor das Flaggschiff der Holding. Sie hat laut Media-Analyse 2021 in Tirol eine Reichweite von 34,8 Prozent. Mit gehörigem Abstand folgen dann die Kronen Zeitung (19,3 %), Der Standard (6,3 %) und Die Presse (2,4 %).
Die politische Ausrichtung bzw. Blattlinie der Zeitung wird als liberal-konservativ beschrieben. Ähnlich wie die VN setzt die TT auch auf Vergünstigungen für ihre Leser:innen: Der TT-Club zählt zu den erfolgreichsten Kundenklubs Tirols. Rund 85.000 Club-Mitglieder profitieren von Veranstaltungen, Gewinnspielen, vergünstigten Eintritten, Urlaubsangeboten und anderen Dauervorteilen bei TT-Partnerunternehmen.
Der Tiroler Investigativ-Journalist Markus Wilhelm kritisiert die TT immer wieder für ihre zögerliche Berichterstattung zu Skandalen in Tirol.
11. Salzburger Nachrichten (SN)
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Salzburger Nachrichten Titelseite |
Die Salzburger Nachrichten sind eine überregionale österreichische Tageszeitung mit Schwerpunkt im Bundesland Salzburg. Die SN erscheinen im Großformat, mit einem Regionalteil im Kleinformat. Die Salzburger nennen ihn “das Zwergerl”. Die Zeitung betreibt eine eigene Wien-Redaktion unter der Leitung von Andreas Koller, der auch stellvertretender Chefredakteur der SN ist.
Die Redaktion der SN teilt sich in Salzburg ein Gebäude mit der Kronen Zeitung. Die beiden Zeitungstitel werden auch in der gleichen Druckerei gedruckt. “Würden die Salzburger Nachrichten eine harte Strategie gegenüber der Salzburger Kronen Zeitung fahren, könnte sie die Mediaprint aus der Druckerei schmeißen”, sagt Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell dazu.
Medieninhaber ist die in Familienbesitz befindliche Salzburger Nachrichten Verlagsgesellschaft m.b.H. & Co. KG, deren Eigentümer lange Zeit Herausgeber Dr. Max Dasch war, der im April 2024 im Alter von 77 Jahren verstorben ist. In der Medienlandschaft galt Dasch als „große Verlegerpersönlichkeit“. Dementsprechend groß war die Anteilnahme. Bereits 2013 hat er seinen Sohn – auch er heißt Max Dasch – in die Geschäftsführung der SN geholt. Er gilt nun als Herausgeber.
Nach 1945 wurden die SN vom Druckereidirektor Max Dasch und dem Journalisten Gustav Adolf Canaval gegründet. Der konservative Canaval hätte wegen seiner austrofaschistischen Vergangenheit beinahe keine Zulassung als Journalist von den US-Besatzern nach dem Krieg erhalten. Doch ÖVP und Kirche setzten sich sehr für Carnaval ein, der zur Zeit des Austrofaschismus Chefredakteur der Heimwehr-Wochenzeitung Sturm über Österreich war. Canaval erhielt schließlich die Zulassung und leitet die SN bis 1959 als Chefredakteur. Die amerikanische Besatzungsmacht sei aber “hochgradig unzufrieden” mit der Zeitung gewesen, weil sie sich damals “stark gegen die Sühnemaßnahmen gegen ehemalige Nationalsozialisten positioniert hatte”, wie Medienhistoriker Hausjell schildert. Der damalige stellvertretende Chefredakteur Viktor Reimann ist schließlich einer der Gründer des VdU (der Vorläuferpartei der FPÖ und ein Sammelbecken für ehemalige Nationalsozialisten) geworden und aus der Redaktion ausgeschieden.
“Die Salzburger Nachrichten hatten in den Augen der Amerikaner antisemitische und großdeutsch argumentierende Artikel und wollten die Zeitung wieder in ihren Besitz bekommen, was ihnen aber nicht gelungen ist”, erklärt Hausjell.
Heute gelten die Salzburger Nachrichten als Qualitätszeitung, eine konservativ-liberale Blattlinie prägt die politische Ausrichtung. Im Impressum der Salzburger Nachrichten beschreibt sich die Zeitung als “parteipolitisch unabhängige Tageszeitung, dem christlichen Weltbild verpflichtet”.
12. Neue Vorarlberger TZ
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Neue Vorarlberger TZ Titelseite |
Wie die Vorarlberger Nachrichten steht die Neue Vorarlberger Tageszeitung im Besitz von Russmedia. Der Konzern produziert in Österreich, Deutschland, Ungarn und Rumänien Medien. Darunter befinden sich Tageszeitungen, Wochenzeitungen und über 100 Online-Medien.
In Vorarlberg besitzt Russmedia beinahe ein Medien-Monopol. Denn neben den beiden Tageszeitungen besitzt man auch lokale Online-Portale (u.a. vol.at), den Radiosender Antenne Vorarlberg, sowie den TV-Kanal Ländle TV.
Die engen Verbindungen des Herausgeber Russmedia zur Vorarlberger ÖVP sind bereits Thema weiter oben im Kapitel Vorarlberger Nachrichten. Die scheinbare Medienvielfalt mit zwei Tageszeitungen im Bundesland wird vielfach kritisch betrachtet.
Dass 95 % der Vorarlberger:innen von nur einem einzigen Medienhaus erreicht werden, findet der damalige Geschäftsführer von Russmedia und Chefredakteur der Vorarlberger Nachrichten Gerold Riedmann im Jahr 2017 nicht weiter komisch. Seine Medien stünden durchaus in Konkurrenz zueinander, behauptete er.
Rein zufällig produziert aber die Vorarlberger Tageszeitung eine eigene Sonntags-Ausgabe (Die NEUE am Sonntag) mit einer beachtlichen Reichweite von fast 16,6 Prozent im Bundesland. Am Montag erscheint statt der NEUE Vorarlberger Tageszeitung die Vorarlberger Nachrichten.
Zur Unabhängigkeit und inhaltlicher Unterschiedlichkeit der beiden Russmedia-Zeitungen passt die Nicht-Berichterstattung von Skandalen, in welche die ÖVP und Russmedia involviert sind. So verloren sowohl Vorarlberger Nachrichten als auch die Vorarlberger Tageszeitung zur Affäre um fragwürdige Inseraten-Geschäfte sowie personelle Überschneidungen zwischen ÖVP, Russmedia der Firma Media Team anfangs kein Wort. “In Vorarlberg berichtete bis dato nur der ORF über die Verflechtungen. In den Medien der Russmedia-Gruppe gab es hingegen keine Beiträge“, schrieb der Standard im November 2021. Auch Ö1 berichtete. Erst als der Druck zu groß wurde, fand korrekte Berichterstattung statt.
Ehemalige Tageszeitungen (nur noch als Online-Version verfügbar)
Oberösterreichisches Volksblatt
Oberösterreichisches Volksblatt Titelseite
Eigentümer: Oberösterreichische Media Data Vertriebs- und Verlags GmbH (Österreichische Volkspartei Oberösterreich)
Die letzte gedruckte Parteizeitung Österreichs wurde bis Ende 2023 in Linz von der ÖVP produziert. Seit Jänner 2024 ist das Blatt nur noch online abrufbar. Der Schwerpunkt der Berichterstattung liegt auf dem Bundesland Oberösterreich, es werden aber auch Teile Niederösterreichs, Salzburgs und Wiens abdeckt. Die Zeitung und ihre Verbreitung werden weder von der Media-Analyse noch von der Auflagenkontrolle gemessen.
Dass die Parteizeitung der ÖVP die Weltsicht der Partei wiedergibt, ist klar. Dem Redaktionsstatut nach ist man “dem christlich-sozialen Gedankengut verpflichtet”. Klingt ein wenig nach Kirchenzeitung und soll davon ablenken, dass die “Volkspartei” mit ihrer Politik doch sehr ihren Wirtschaftsflügel und da vor allem die großen Konzerne bedient.
Das Parteiorgan lebte primär von den bezahlten Anzeigen im Blatt. Das Land Oberösterreich inseriert gern und viel in der ÖVP-Parteizeitung. Experten fiel immer wieder auf, dass die sehr kleine Zeitung in etwa gleich viele Inseraten-Gelder aus Landesmittel erhält wie wesentlich größere Zeitungen. Dossier rechnete für das Jahr 2015 aus, dass jede Ausgabe des Volksblattes mit 5,8 Cent gesponsert wird und jedes Exemplar der OÖN mit 1,3 Cent.
Licht ins Finanz-Dunkel des Volksblatts brachte ausgerechnet der frühere ÖVP-Landeschef Joseph Pühringer in einem OÖN-Interview. Er beantwortete die Frage nach unzulässigen Parteispenden an die ÖVP so:
„Wir haben das Problem mit direkten Parteispenden nicht. Wer uns unterstützen möchte, kann im Volksblatt inserieren.“
Josef Pühringer, ehem. Parteivorsitzender der ÖVP Oberösterreich
Wiener Zeitung
Wiener Zeitung Titelseite
Eigentümer: Republik Österreich
Die aus dem 1703 gegründeten Wienerischen Diarium hervorgegangene Wiener Zeitung war aus wenigstens zwei Gründen etwas Besonderes. Zum einen war sie nicht in privatem Besitz, Herausgeber war die Republik Österreich. Finanziert wurde sie durch Pflichtbeiträge der Unternehmen, die dort im Amtsblatt veröffentlichen mussten.
Zum anderen war sie die älteste Tageszeitung der Welt, die in gedruckter Ausgabe verfügbar war. Mit Betonung auf “war”. Denn Ende Juni 2023 hieß es “Aus nach 320 Jahren” für die Wiener Zeitung. Die Entscheidung der österreichischen ÖVP-Grünen-Regierung wurde heftig kritisiert. Die Wiener Zeitung ist seitdem als Online-Ausgabe verfügbar.
Die Wiener Zeitung verstand sich als überparteilich und hatte den eigenen Anspruch “einer qualitätsvollen Berichterstattung, bei der sie die Äquidistanz zu allen Parteien und Sozialpartnern wahrt”. Ihr starkes Redaktionsstatut schützte sie vor der Einflussname ihres Eigentümers. Die Wiener Zeitung galt in den meisten Jahren ihres Erscheinens als relativ neutrales Blatt. Allerdings litt das neutrale Ansehen der Zeitung etwa unter der Bestellung des als erzkonservativ geltenden Andreas Unterberger zum Chefredakteur (2005 bis 2009).
Für die Wiener Zeitung haben zahlreiche bekannte Journalist:innen und Autor:innen gearbeitet, zB Franzobel, Marlen Haushofer, Friedrich Hebbel, Katharina Krawagna-Pfeifer, Konrad Paul Liessmann, Max Mell, Alfons Petzold oder Paul Wertheimer.
Die österreichischen Zeitungen und Magazine und ihre Eigentümer
Der Artikel erschien am 7. Mai. 2023 und wurde am 29. August 2024 aktualisiert.
Falls das Geschäft mit dem Staatsfond Mubadala während des Staatsbesuchs in Abu Dhabi bzw. noch unter der Kanzlerschaft von Kurz zustande gekommen wäre, dann wäre doch eine Provisionszahlung an Kurz illegal?